Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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Galighenna
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Galighenna » 04.04.2013, 15:19

Mit der Zitronensäure ist nicht die schlechteste Idee, aber:

Es kann schwierig sein, die Säure wieder vollständig aus zu waschen, besonders da sich durch den Rost winzige Poren im Stahl gebildet haben. In diese kriecht die Säure hinein und lässt sich nur schwer wegspülen. Das kann für verstärktes Rosten sorgen.

Die Drahtbürste dagegen mag zwar die Schneide erstmal stumpf machen etc, aber da die Messer sowieso komplett überholt werden müssen, ist vermutlich auch das neue Abrichten und schärfen der Schneide fällig. Da spielt es dann keine Rolle wenn die Drahtbürste ein wenig daran rum gekratzt hat.
Bei so alt-ehrwürdigen Stücken würde ich das daher mit der Säure nicht riskieren. Ausserdem bleibt auf diese Weise die schöne schwarze Patina. Kann man dann mit Öl (z.B. Ballistol) erstklassig konservieren ;)
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Ravenheart » 04.04.2013, 15:23

...genau das dachte ich auch spontan! Schließe mich da Gali voll an!

Rabe

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Chirion » 04.04.2013, 16:02

Auch wenn das große erste Messer einiges an Arbeit bedeutet um es neu abzurichten und zu schärfen, kann ich dir das nur wärmstens empfehlen, ich benutze 90% nur noch mein großes Fasstaubenziehmesser, es läßt sich durch die große ebene Auflagefläche und das hohe Eigengewicht super präziese damit arbeiten.
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Bognhansl » 05.04.2013, 08:06

Wegen der Zitronensäure muss man keine Angst haben, da rostet nix weiter. Zur Beruhigung kann man ja anschließend mit Spülmaschinenreiniger neutralisieren. Ich hab schon einige Altmopeds restauriert, die Zitronensäure hat mir -im Gegensatz zu anderen "Geheimtipps"- bisher keine späteren Probleme bereitet.

Gruß
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Chilly » 05.04.2013, 08:52

Mit Zitronensäure kriegt man den Rost gut weg, aber es stimmt, dass die Säure grundsätzlich das Rosten fördert. Bei einer so glatten Stahl-Fläche solltest du aber alle Säure-Reste rückstandsfrei wegwaschen können. Im Zweifelsfall mit Kalkwasser (Achtung, stark basisch!) nachwaschen, das neutralisiert alle Säurereste. Und, wie Galli geschrieben hat, mit Öl oder Ballistol konservieren.
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Dexter » 24.05.2013, 11:52

Hallo liebe Forumsgemeinde.
Da das Thema so gut passt wollte ich dafür nicht extra ein neues eröffnen.

Ich bin neu hier und dachte mir bevor ich anfange mit schlechtem Werkzeug und zu wenig Kenntnis einen Bogen zu bauen beschaffe ich mir erst einmal die Grundausrüstung.

Erste Errungenschaft ist dabei ein altes Ziehmesser mit dem ich demnächst arbeiten möchte.
Allerdings kann ich mit dem Schmiedesymbol nichts anfangen.

Es sieht aus wie ein Stierkopf.
Bin für jeden Tipp über die Herkunft des Messers dankbar.

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Squid (✝) » 24.05.2013, 12:21

Nun, wie du schon sagst: Stierkopf... allerdings entmannt

http://www.ochsenkopf.com/de/
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Galighenna » 24.05.2013, 12:23

Also ein gutes Messer! Jetzt schön wieder herrichten und ab gehts.
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Spanmacher » 24.05.2013, 12:58

Küfer machen aber auch Fassdauben, aus denen die Fässer dann mit Hilfe von Reifen zusammengesetzt werden. Dazu verwenden sie Ziehmesser und Schnitzbock.
Zuletzt geändert von Spanmacher am 24.05.2013, 19:22, insgesamt 2-mal geändert.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Dexter » 24.05.2013, 13:19

Wunderbar. Dann hab ich ja doch einen guten Kauf gemacht.

Jetzt gehts erst einmal ans entrosten.

Wo lasst ihr eure Klingen nachschleifen Messerschleifer oder Kunstschmied?

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Galighenna » 24.05.2013, 13:36

Ich mach das selbst. Wenn die klinge so rostig und alt ist die bei dir, würde ich das so machen:

Erstmal den Rost überall entfernen, am besten mit einer Drahtbürste am Winkelschleifer, oder an der Bohrmaschine.

Anschließend die Spiegelseite prüfen wie gerade die ist. Zuerst auf einem groben Stein abrichten falls nötig. Das geht auch am Bandschleifer mit 80er Band. Anschließend mit 120er Band die 80er riefen rausschleifen udn im Anschluss auf einem Schleifstein mit 800er oder 1000er Körnung glätten und 3000er Körnung blank ziehen.

Nun ist die Fase dran (Ja die schreibt sich mit F! ;) ) Diese ebenfalls zuerst mit einer groben Körnung in die gewünschte Form bringen. Ein Schliffwinkel zwischen 15 und 20° ist hier passend. Dann mit 120er glätten, mit 1000er Stein schärfen und mit 3000er Stein auf nahezu Rasierschärfe bringen.
Wenn man möchte, kann man die Fase ganz leicht ballig schleifen, so wie bei einem Beil. Der Vorteil ist, dass sie länger scharf bleibt, aber in der maximalen Schärfe nicht ganz so scharf wird wie ein gerader, oder gar ein Hohlschliff (Hohlschliff ist hier aber defintiv fehl am Platz!) Außerdem kann man dann das Messer mit der Spiegelseite nach oben verwenden, und damit zum Beispiel im Bereich von Ästen sehr gut nur kleine Späne abtragen, ohne zu tief in das Holz zu schneiden.

Das Alles ist beim ersten Mal ziemlich viel Arbeit und wird bestimmt einige Stunden dauern wenn man das sorgfältig und gründlich macht. Das Ergebnis ist aber, das man später sehr leicht nachschärfen kann, in dem man das Messer mit der Fase ein paar mal über den 1000er Stein und dann ein paar mal über den 3000er Stein zieht (5-10min arbeit) und das Messer ist wieder richtig scharf.

Wer bei der Grundüberarbeitung pfuscht weil er nicht genug Geduld oder Zeit hat, zahlt diese Zeit doppelt und dreifach beim Arbeiten und beim Nachschärfen wieder drauf.
Das kenne ich auch eigener Erfahrung :D :D :D *lach*

Wenn du keine entsprechenden Werkzeuge zu Hause hast, kannst du den ersten Schliff auch beim Messerschärfer machen lassen. Aber pass auf das der ordentliche Arbeit abliefert! So ein Schliff ist schnell mal versaut und macht dann viel Arbeit.
Im Anschluss daran, kannst du aber am besten einen 1000/3000 Kombi-Wasserstein kaufen und das Messer selbst scharf halten. bei regelmäßigem Gebrauch schärft man es eh regelmäßig nach so das der Messerschleifer recht teuer und Zeitaufwändig wird. So ein Stein kostet in Standard-Qualität um die 30-40€.
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Ravenheart » 24.05.2013, 14:07

...hier hatte ich auch gerade was zum Schleifen geschrieben:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=22465&p=398486#p398486

Rabe

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Dexter » 24.05.2013, 17:15

Danke für die Super Anleitungen.
Leider hab ich (noch) keine Schleifsteine zur Verfügung werde also erst mal entrosten und die Griffe aufarbeiten und dann den ersten Schliff vom Messerschleifer machen lassen.

Besten Dank.

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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von Galighenna » 24.05.2013, 17:23

Ich habe diesen Kombinations-Schleifstein: http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/711007/Sun-Tiger-Kombinationsstein-Koernung-1000--6000.htm und bin damit sehr zufrieden.
Außerdem empfiehlt es sich, eine Plane Unterlage zu haben, und ein Schleifgitter zum Abrichten des Steins. Nach einigen Schärfdurchgängen kann es sein das der Stein nicht mehr ganz gerade ist. Dann schleift man den Stein auf dem Abrichtgitter wieder Plan.
Für 08/15 Küchenmesser ist das nicht sooo wichtig. Hobelmesser sollten aber niemals auf einem schiefen Stein geschärft werden. (Falls du auch mal nen Hobel nachschärfen willst ;) )
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Re: Dachbodenfund, Ziehmesserbestimmung

Beitrag von The Wolfe » 24.05.2013, 18:34

Ja, jetzt weiß ich wer mich überboten hat!!! Guter Kauf.
Gruß Udo

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