68“ Marone SCHATENG 40#@28“
- Roby-Nie
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68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Zu Marone – Esskastanie – Edelkastanie haben wir ja noch nicht so viele Informationen und vielleicht helfen meine Erfahrungen ja dem Einen oder Anderen weiter.
Ausgangsmaterial war ein Ast mit 8 auf 11cm Durchmesser, bei 140cm ging ein dicker Ast weg und am dicken Ende war er halb gespalten, geerntet von Orkan ELA zu Pfingsten 2014.
Die Rinde kam sofort runter und ich habe die Form grob ausgearbeitet. Rücken und Enden habe ich mit Holzleim versiegelt und es gab im Laufe der Trocknung keinerlei Anzeichen von Rissen. Den durch die frühe Ernte unfertigen Jahresring habe ich nach 1 Jahr Trocknung runtergenommen, da mir der kleine Bruder (142cm, 17cm Reflex, 260g, zuletzt 35#@24“) auf dem Tillerbaum im Rücken geplatzt ist. Der Bruch war sehr langfaserig und hat den Wa in der Länge gespalten, so dass ich glaube Marone taugt was, aber mit vollem Jahresring im Rücken.
Die Rinde geht bei Marone, ähnlich wie bei Walnuß, im frischen Zustand, aber auch noch nach ein paar Wochen, extrem leicht runter (in Sekunden ohne Werkzeug). Das Holz ist eher leicht, aber ziemlich hart, das Kernholz härter, der Splint zäher. Man sollte besonders bei Ästen immer dem Faserverlauf folgen und auf einen hohen Spätholzanteil achten; das Frühholz ist ähnlich „bröselig“ wie bei Robinie.
Schwitzige Finger (35° in der Werkstatt) in Kombination mit der eisernen Ziehklinge färben die Fingerspitzen schön schwarz .. Esskastanie hat einen ziemlich hohen Gerbsäuregehalt.
Marone läßt sich nur sehr unwillig biegen. Weder Dampf noch Heißluft hatten einen nennenswerten Effekt. Mit scharfen Werkzeugen lässt sie sich gut bearbeiten, neigt aber zum Ausreißen der Fasern. Besser man greift rechtzeitig zu Raspel und Ziehklinge.
Wie die meisten meiner Äste, ist auch dieser hier nicht unbedingt ideal zum Bogenbau geeignet … es ist mal wieder eine Mischung aus Ästen, Biegungen und Reflex-Deflex.
Nachdem er sich im Bodentiller so gar nicht biegen wollte und aufgrund des starken Unterschiedes zwischen reflexer und deflexer Seite, habe ich mich dazu entschieden, die Wa auszuhöhlen, anstatt die Dicke noch weiter zu reduzieren. Ich hatte an eine leichte Hohlkehle gedacht, aber schließlich ist es viel mehr geworden ehe ich die Balance zwischen den Wa halbwegs gefunden hatte. Diese Arbeit allerdings ging recht gut mit einem Hohleisen.
Die ursprüngliche Idee den reflexen Teil nach oben zu nehmen war wohl doof … ich hatte das Ding ganz am Anfang meiner Karriere vorgearbeitet … und so kam ich nicht umhin 5cm abzusägen und den Bogen umzudrehen. Das ursprünglich aus einem Ast im Rücken gebaute obere Sehnenkerbe musste ich dann durch Büffelhorn ersetzen.
Auf SH sieht er jetzt halbwegs manierlich aus, aber der uWa arbeitet deutlich mehr. Aber solange der Pfeil angehoben wird und der Bogen schießt …
Ist doch wieder ein Roman geworden … irgendwann schaffe ich das noch mal mit nur einem einzigen Satz.
Marone (Castanea sativa)
Pyramidal HLD
40#@28“
173cm
460g incl. Sehne
Griff 25x32x110mm
Fades 60mm
oWa 50->6mm breit
uWa 48->5mm breit
Knochen- & Hornoverlay
8 Strang B55 flämisch
Finish mit Tungöl / Leinöl.
Ausgangsmaterial war ein Ast mit 8 auf 11cm Durchmesser, bei 140cm ging ein dicker Ast weg und am dicken Ende war er halb gespalten, geerntet von Orkan ELA zu Pfingsten 2014.
Die Rinde kam sofort runter und ich habe die Form grob ausgearbeitet. Rücken und Enden habe ich mit Holzleim versiegelt und es gab im Laufe der Trocknung keinerlei Anzeichen von Rissen. Den durch die frühe Ernte unfertigen Jahresring habe ich nach 1 Jahr Trocknung runtergenommen, da mir der kleine Bruder (142cm, 17cm Reflex, 260g, zuletzt 35#@24“) auf dem Tillerbaum im Rücken geplatzt ist. Der Bruch war sehr langfaserig und hat den Wa in der Länge gespalten, so dass ich glaube Marone taugt was, aber mit vollem Jahresring im Rücken.
Die Rinde geht bei Marone, ähnlich wie bei Walnuß, im frischen Zustand, aber auch noch nach ein paar Wochen, extrem leicht runter (in Sekunden ohne Werkzeug). Das Holz ist eher leicht, aber ziemlich hart, das Kernholz härter, der Splint zäher. Man sollte besonders bei Ästen immer dem Faserverlauf folgen und auf einen hohen Spätholzanteil achten; das Frühholz ist ähnlich „bröselig“ wie bei Robinie.
Schwitzige Finger (35° in der Werkstatt) in Kombination mit der eisernen Ziehklinge färben die Fingerspitzen schön schwarz .. Esskastanie hat einen ziemlich hohen Gerbsäuregehalt.
Marone läßt sich nur sehr unwillig biegen. Weder Dampf noch Heißluft hatten einen nennenswerten Effekt. Mit scharfen Werkzeugen lässt sie sich gut bearbeiten, neigt aber zum Ausreißen der Fasern. Besser man greift rechtzeitig zu Raspel und Ziehklinge.
Wie die meisten meiner Äste, ist auch dieser hier nicht unbedingt ideal zum Bogenbau geeignet … es ist mal wieder eine Mischung aus Ästen, Biegungen und Reflex-Deflex.
Nachdem er sich im Bodentiller so gar nicht biegen wollte und aufgrund des starken Unterschiedes zwischen reflexer und deflexer Seite, habe ich mich dazu entschieden, die Wa auszuhöhlen, anstatt die Dicke noch weiter zu reduzieren. Ich hatte an eine leichte Hohlkehle gedacht, aber schließlich ist es viel mehr geworden ehe ich die Balance zwischen den Wa halbwegs gefunden hatte. Diese Arbeit allerdings ging recht gut mit einem Hohleisen.
Die ursprüngliche Idee den reflexen Teil nach oben zu nehmen war wohl doof … ich hatte das Ding ganz am Anfang meiner Karriere vorgearbeitet … und so kam ich nicht umhin 5cm abzusägen und den Bogen umzudrehen. Das ursprünglich aus einem Ast im Rücken gebaute obere Sehnenkerbe musste ich dann durch Büffelhorn ersetzen.
Auf SH sieht er jetzt halbwegs manierlich aus, aber der uWa arbeitet deutlich mehr. Aber solange der Pfeil angehoben wird und der Bogen schießt …
Ist doch wieder ein Roman geworden … irgendwann schaffe ich das noch mal mit nur einem einzigen Satz.
Marone (Castanea sativa)
Pyramidal HLD
40#@28“
173cm
460g incl. Sehne
Griff 25x32x110mm
Fades 60mm
oWa 50->6mm breit
uWa 48->5mm breit
Knochen- & Hornoverlay
8 Strang B55 flämisch
Finish mit Tungöl / Leinöl.
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Sehr sehr schönes Teil geworden. Der Bogen gefällt mir wirklich gut. Einzig die Nockenform ist nicht so meins, aber das ist Geschmacksache.
Ansonsten aber beide Daumen ganz hoch. Ich hoffe er wird dir lange Freude bereiten.
LG Jürgen
Ansonsten aber beide Daumen ganz hoch. Ich hoffe er wird dir lange Freude bereiten.
LG Jürgen
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Hallo Roby-Nie, da haste aber eine Skulptur gezaubert - sehr schön anzusehen.
Ist der untere WA wirklich so viel kürzer, wie das aufm Foto aussieht?
Und ich finde die Griffform zwar ausgesprochen schön, aber das dürfte in der Hand doch ne ziemliche Druckstelle erzeugen oder? Die Tips sehen cool aus - mal was anderes.
Grüsse - Neumi
Ist der untere WA wirklich so viel kürzer, wie das aufm Foto aussieht?
Und ich finde die Griffform zwar ausgesprochen schön, aber das dürfte in der Hand doch ne ziemliche Druckstelle erzeugen oder? Die Tips sehen cool aus - mal was anderes.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Geiles Teil!
Auch wenn ich diesen Satz sonst eigentlich meide......du hast den Bogen raus
Gruß,
Benedikt
Auch wenn ich diesen Satz sonst eigentlich meide......du hast den Bogen raus

Gruß,
Benedikt
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Dieser Bogen verdient das Prädikat "Außergewöhnlich". Klasse!
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
- Robert am Kanal
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Ein toller Bogen!
Klasse Arbeit ..... da sieht man die nächste Esskastanie mit ganz anderen Augen.
Gruß
Kanalrobert
Klasse Arbeit ..... da sieht man die nächste Esskastanie mit ganz anderen Augen.

Gruß
Kanalrobert
Ich sitze in freier Natur, am See. Die Weißen möchten, dass ich wie sie arbeite, wie sie viel Geld verdiene, wie sie ein Auto kaufe und wie sie in freier Natur, an einem See, Urlaub mache. Ich sitze schon in freier Natur, am See ..
Kanadischer Indianer
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Ein wirklich beeindruckender Bogen, die ausgehöhlten Wurfarme geben ihm ein ganz besonderes Flair - besonders im Zusammenspiel mit dem Übergang zum Griff.
Kino, ganz großes!
Kino, ganz großes!
LG Niels
War der Tag nicht dein Freund, war er dein Lehrer … (unbekannt)
Gut ist das was man tut. Nicht das wofür man betet. (Terry Pratchett)
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Echt beeindruckend wie du das Holz fühlst
Der Bogen gefällt mir sehr gut, wie alle deine Bögen! Über die Overlays wurde alles gesagt
Vielen Dank fürs zeigen 



LG Rudi
_________________________
Real Bows are made of Wood !
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- ralfmcghee
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Der Griff sieht ja heftig aus. Liegt Dir der Bogen gut in der Hand? Aber der Bogen ist ein Gesamtkunstwerk. Klasse!
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.
- locksley
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Das ist Bogenkunst. Andere Leute würden sich so etwas für teures Geld ins Wohnzimmer stellen.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)
Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
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Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Ich finde den Bogen hocherotisch.
Dennoch Frage: sind bei dem Design in den Fades nicht wegen der sehr unterschiedlichen Biegeradien am Rand der Kehlung schnell Stauchrisse zu befürchten? Oder ist vorgesehen, daß sie sich auch zur Seite ausdehnen?
Habe ich schon bemerkt, daß ich den Bogen hocherotisch finde?
Dennoch Frage: sind bei dem Design in den Fades nicht wegen der sehr unterschiedlichen Biegeradien am Rand der Kehlung schnell Stauchrisse zu befürchten? Oder ist vorgesehen, daß sie sich auch zur Seite ausdehnen?
Habe ich schon bemerkt, daß ich den Bogen hocherotisch finde?
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
Sei ohne Furcht.
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- silent-hill
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Unglaublich was man mit Holz alles machen kann, ich bin begeistert. Ich wünsche dem Bogen ein langes Leben und gratuliere zu dem außergewöhnlichen Stück.
Gruß Patrick
Gruß Patrick
- Roby-Nie
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Re: 68“ Marone SCHATENG 40#@28“
Erstmal vielen Dank für die netten Kommentare.
@Neumi: Nein eigentlich ist der obere Wurfarm nur 1 Zoll länger. Ich denke das liegt nur an der Perspektive.
@Neumi & ralfmcghee: Die Kante im Griff ist nicht so scharf wie die auf den Photos aussieht. Nach einer Stunde schiessen habe ich kein unangenehmes Gefühl in der Hand gehabt. Die Kante hat sich beim Bearbeiten quasi von allein ergeben.
@Jetsam: Stauchrisse sind zum Glück noch nicht entstanden. Bei PrimitiveArcher gibt es einen Bayern (Simson) der das HollowLimbDesign öfter mal baut. Dort ist auch mal diskutiert worden wie das so alles funktioniert und Simson hat eine halbwissenschaftliche Abhandlung dazu geschrieben mit der Quintessenz, dass sich die Wa auch seitlich biegen müssen und das genau das ist, was dieses Design ausmacht.
Ein Wort noch zu den Nocken. Das Design dafür hat der Bogen vorgegeben. Klingt komisch, ist aber so ... ursprünglich war eine Sehnenkerbe ein Astansatz mit schön verlaufenden Jahresringen. Also habe ich die andere Seite mit dem Knochenoverlay entsprechend gestaltet. Leider mußte ich dann die Astseite einkürzen und ein neues Overlay aufkleben und hab das Design eben beibehalten.
Hier noch ein Bild davon, sorry für die schlechte Qualität.
Roby
@Neumi: Nein eigentlich ist der obere Wurfarm nur 1 Zoll länger. Ich denke das liegt nur an der Perspektive.
@Neumi & ralfmcghee: Die Kante im Griff ist nicht so scharf wie die auf den Photos aussieht. Nach einer Stunde schiessen habe ich kein unangenehmes Gefühl in der Hand gehabt. Die Kante hat sich beim Bearbeiten quasi von allein ergeben.
@Jetsam: Stauchrisse sind zum Glück noch nicht entstanden. Bei PrimitiveArcher gibt es einen Bayern (Simson) der das HollowLimbDesign öfter mal baut. Dort ist auch mal diskutiert worden wie das so alles funktioniert und Simson hat eine halbwissenschaftliche Abhandlung dazu geschrieben mit der Quintessenz, dass sich die Wa auch seitlich biegen müssen und das genau das ist, was dieses Design ausmacht.
Ein Wort noch zu den Nocken. Das Design dafür hat der Bogen vorgegeben. Klingt komisch, ist aber so ... ursprünglich war eine Sehnenkerbe ein Astansatz mit schön verlaufenden Jahresringen. Also habe ich die andere Seite mit dem Knochenoverlay entsprechend gestaltet. Leider mußte ich dann die Astseite einkürzen und ein neues Overlay aufkleben und hab das Design eben beibehalten.
Hier noch ein Bild davon, sorry für die schlechte Qualität.
Roby
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