Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

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kra
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Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von kra » 19.04.2008, 08:35

Frage an die Fachkundigen:
Ich hab ein Schlangenhautbacking /Rohhaut, kein Leder) mit Hautleim auf einen sehnenbelegten Bogen aufgeklebt. Wie lange läßt man das sinnvollerweise trocknen - die Haut ist ja etwas feuchtigkeitsundurchlässiger als normale Rohhaut. 1 Nacht in der Trockenkiste, 1 Tag, 1 Woche...?
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killerkarpfen
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von killerkarpfen » 19.04.2008, 09:38

Lass den Bogen mindestens einige Tage liegen, sonst wird er einiges an Set Bzw Stringfollow haben. Selber verwendete ich nur Rohhaut, dünne vom Reh oder Ziege. Aufgeklebt mit Hautleim und mit einer elastischen Binde fixiert, über Nacht getrocknet. Anderntags sieht das zwar trocken aus und die Binde kann abgenommen werden, aber aufspannen darf man noch lange nicht. die ersten 2 Bögen aus Eibe haben bis zu 10cm set entwickelt der nie mehr zurück  gegangen ist. Wenn ich eine Woche gewartet habe, so dass alle Restfeuchtigkeit austrocknen konnte,haben gleiche Bögen zum Teil aus dem gleichen Stamm 2 - 3 cm Set.
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Snake-Jo
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Snake-Jo » 19.04.2008, 11:35

@kra: Meine Erfahrung besagt: Ein Schlangenhautbacking von einer kleineren Schlange (bis 180 cm) ist nach einem Tag an einem warmen Ort im Zimmer (z.B. 1 m über der Zentralheizung) trocken. Sicherheitshalber lasse ich nochmals 24 h vergehen. Probe: Haut und Leim müssen hornhart geworden sein.
Eine Schlangenhaut bietet meiner Meinung nach keinen Schutz vor Feuchtigkeit, deswegen lackiere ich noch zweimal mit einem Siegellack (PU), danach kann man auch mal einen ganzen Tag im Regen schiessen.
Übrigens halten die Schuppen bei den meisten Natternarten nicht und gehen mit der Zeit ab. Daher rubbele ich diese vor dem Lackieren komplett runter.

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kra
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von kra » 19.04.2008, 11:45

Danke, auf deine Erfahrung habe ich gezählt ;-).
Es ist mir klar, das Schlangenhaut nicht völlig Feuchtigkeistundurchlässig ist, scheint mir aber vom Trocknungsverhalten her (Schuppenseite wird sehr schnell wieder trocken, Fleischseite bleibt länger feucht --> wenig Feuchtigkeitsaustausch dazwischen) mehr Widerstand zu bieten.
...
und der Eitelkeit tut die Optik :o :o so eines Schlangenhautbacking ganz gut  ;D ;D
da behaupte mal einer, Männer wären nicht eitel ;) ;)

Lackiert wird sie auf jeden Fall.
Das Abziehen der Schuppen (mit Klebeband nach deiner Anleitung) probiere ich mal an einem Probestück. Btw, Diamond-Klapperschlange - ist das eine Natter (auch wenn ich damit meine Unwissenheit blos stelle)
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Snake-Jo » 19.04.2008, 12:58

@Kra: Die Diamand-Klapperschlange Crotalus adamanteus gehört zu den Gruppenottern oder Crotalidae und ist mit 250 cm und 10 kg die größte Art der Gattung. Bei den Klapperschlangen halten die Schuppen besser, Frank hat, glaub ich, bei seiner Haut die Schuppen nicht abgemacht.

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von killerkarpfen » 19.04.2008, 13:23

Hey Jo

Keine Ahnung wie das ist mit Schlangenhaut. Meine Idee ist, dass sich beim trocknen des Leims, einerseits die Feuchtigkeit über die Haut die ja porös ist verdampft. Andererseits aber das Holz, in meinen Fällen mit grobem Schleifpapier die Oberfläche etwas aufgerauht, wasser aufsaugt und die Trocknung über das Holz erfolgt. Meine Oberfläche war immer schön trocken, aber eben...

Bild

Auf diesem Bild habe ich belegte Bögen mit Rehhaut, die je nach Geduld in der Wohnung getrocknet haben. der unterste ca 36 Std  der nächste etwa 72 Std . Die letzten beiden ca eine Woche Bzw  4  Wochen. Den 2. obersten habe ich eine Saison geschossen, der letzte ist neu, mit Sehne belegt und stand gerade 4 - 5 Mal im Einsatz.
Der Set kam aber schon nach dem ersten Tag.
Heute ist für mich Geduld angesagt, denn alle Versuche des Streckens oder einfach zurückbiegen haben nichts gebracht. Nach dem ersten Aufspannen war alles wieder beim alten.
Möglicherweise kommt es auch etwas auf die Holzart an, das weiss ich nicht.
KK

PS  schade ich bringe die Bilder nicht gross, was mach ich falsch?
Zuletzt geändert von killerkarpfen am 19.04.2008, 16:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von kra » 19.04.2008, 13:45

Ok, dann habe ich mich getäuscht. Meine Häute sind nur ca. 1m lang ;-(

Wenns fertig ist, stelle ich mal ein Bild ein
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Snake-Jo » 19.04.2008, 14:18

@Killerkarpfen: Ja, das sind sicher gute Erfahrungswerte. Das Holz speichert die Feuchtigkeit u.U. anders als eine schon komplett trockene Sehnenschicht. Außerdem kommt es immer darauf an, wieviel Wasser im Leim ist und wie trocken die Rohhaut ist. Ich habe das im Laufe der Zeit optimiert und bin dann zu sehr kurzen Trockenzeiten gelangt. Ich habe inzwischen doch fast 10 Bogen mit Schlangenhaut belegt, davon die meisten mit Sehnenschicht drunter. Daneben noch etliche mit Sehne plus Rohhaut (Reh).  Ich meine, mich zu erinnern, dass die ersten auch länger trocknen mußten. Ein guter Hinweis ist, wenn die Sehnenschicht plus Rohhaut den Bogen rückwärts zieht. Das macht sie nur, wenn sie ganz trocken ist.
Zu deinem Bild: Läßt sich nicht vergrößern. Das mußt Du korrigieren, nur den Schriftzug "Thumb" anklicken, nicht das Bild.

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von killerkarpfen » 19.04.2008, 16:35

@Jo
Danke hat geklappt, wenn auch mein Weg Bilder einzufügen etwas unkonventionell ist. So sei es.
Von wegen Rohhaut und trocken? ich habe meine immer eingeweicht im lauwarmen Wasser, mit Hautleim eingepinselt, den Bogen gepinselt und so rasch wie möglich aufgelegt. Vorsichtig mit Küchenkrepp belegt und einer elastischen Binde fixiert.
Wie aber was mit trocken? hast Du da eine spezielle Methode? oder so schön glatte Rücken, dass das vollflächig aufliegt?
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Frank » 21.04.2008, 10:54

Bei meinen Klapperschlangenhäuten hab ich die Schuppen abgemacht. Einen Tag in Glycerin einlegen (gibts sogar in größeren Baumärkten). Rausnehmen, sofort auf ein Brett legen und festpinnen.
Dann gehen die Schuppen fast wie von selbst runter.
Dann halt mit Aceton abreiben und mit sehr flüssigem Hautleim aufkleben - wie ja schon Beschrieben.
Ich hab Zeit und lasse Verklebungen immer lange trocknen. Grad bei Schlange auf Osage währen mir 24 Stunden viel zu wenig. Ich glaube, ich hab zwei Wochen gewartet.

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Snake-Jo » 21.04.2008, 12:59

Hallo Frank, alter Abschupper!  ;)

Wegen Trocknung der Haut: Ich weiche die trockene Rohhaut in Spüliwasser ein, wringe sie aus und lagere sie zwischen Tüchern, bis sie soweit trocken ist, das sie noch dehnbar, aber sonst schon abgetrocknet ist. Den Hautleim streiche ich beidseitig auf (auf Sehnenbacking und auf die Fleischseite der Haut), wobei der Hautleim dickflüssig sein darf. Beides erwärme ich mit der Heißluftpistole, klebe die Haut auf und erwärme nochmals. Nun rolle ich mit einem Kantenroller (Tapeten) die Luftblasen heraus und verwende anschließend kein Gummi oder Bindematerial, sondern lasse die Haut so auftrocken.
Meine Erfahrung ist, das die Rohhaut auf einer dicken Sehnenschicht schneller trocknet als auf einer Holzschicht. Besser ist jedoch, länger zu warten als die von mir genannten 2 Tage. Aber manchmal hat man es ja eilig (Turnier oder so).  ;D

@Killerkarpfen: Einen Set führe ich eher auf das Holz als auf die nicht trockene Haut zurück.
Wie schon mal ein bekannter amerikanischer Bogenbauer sagte: Was schert den dicken Stave so eine Wurstpelle?

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von kra » 21.04.2008, 14:34

Dann lass ich mich mal überraschen, wie das Backing wird. Ich habs dann noch mal in die Trockenkiste (33° und Luftbewegung) gepackt und lass es dort so 2 Tage drin. Mal sehen...
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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Steilpassfänger » 21.04.2008, 14:50

Also ich umwickle meine Schlangenhautbackings immer straff mit Mulbinde und lasse dann 1 Woche trocknen, habs nicht besonders eilig.
Sogar dicke Hirschrohhaut geklebt mit Hautleim ist nach 24h im 30° warmen Heizraum komplett durchgetrocknet und der Bogen kann getillert werden.

Gruß
Matthias

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von Charles » 21.04.2008, 21:50

Meine Schlangenhautbackings umwickle ich nicht. Die Schlangenhaut mit Hautleim auflegen/verkleben und so lange mit den Fingern reiben, bis der Hautleim richtig abbindet/klebt. Das war´s.
Trocknungszeiten: Haut aufs Holz nicht mal 3 Tage, und auf einen Sehnenbelag reicht eine Woche.


Charles
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*ind. Sprichwort*

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Re: Schlangenhautbacking - wie lange trocknen lassen

Beitrag von captainplanet » 21.04.2008, 22:02

Snake-Jo hat geschrieben:Eine Schlangenhaut bietet meiner Meinung nach keinen Schutz vor Feuchtigkeit, deswegen lackiere ich noch zweimal mit einem Siegellack (PU), danach kann man auch mal einen ganzen Tag im Regen schiessen.
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Sollten die Schuppen durch den Lack nicht fixiert sein? Ich habe bis jetzt nur einmal Schlangenhaut benutzt, und zwar Ringelnatter auf einem Messergriff. Anfangs machten die Schuppen keinen sehr stabilen Eindruck, aber unter einer  (oder waren es zwei?) Schicht Bootslack bleiben sie jetzt wo sie hingehören.
Ich wußte übrigens nicht daß eine abgeschuppte Schlangenhaut noch nach was ausschaut. Man lernt nie aus...

Lg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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