Hier mal noch etwas für die Skeptiker, in dem Artikel geht es um die "tradierte" Überlieferung der Mondkalender, die überwiegend aus der Neuzeit stammen.
Link zum Artikel
http://mondzeiten.info/geschichte.htmZitat aus dem Artikel:
Fazit:
Das in den heutigen Mondkalendern vermittelte "Wissen" ist kein uraltes, empirisches Bauernwissen, wie in den Kalendern zur Legitimation der Regeln behauptet wird. Vielmehr sind es die Versatzstücke ehemals elitekultureller Welterklärungssysteme, die mehrmals aus dem jeweiligen Zusammenhang genommen und neu kontextualisiert wurden. Das Interpretament der "lebendigen Bauernweisheit" entstand im 19. Jahrhundert und wird im 20. Jahrhundert als Etikettierung höchst moderner Erscheinungen verwendet. Hinter der modernen Konstruktion der Mondkalender steht also eine längere kultur- und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklung, die bis in die Gegenwart anhält – bis heute wird an den Mondkalendern weitergeschrieben. Als moderne Alltagspraxis und als System der zeitlichen Orientierung können Mondkalender auch als zeitspezifische Indikatoren für aktuelle Bedürfnisse, Ängste und Utopien analysiert werden. Dabei ist die Frage der Empirie eher sekundär, da offensichtlich aktuelle Bedürfnisse bedient werden.
Oder: Wenn's auch nichts nützt, so hilft es doch.
Dieser Artikel ist erschienen im Skeptiker 2/2007 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages)
Literaturhinweise
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