„Reiterbogen“ aus Rattan

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rattanmanaumax
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„Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 17.02.2016, 13:44

Hallo,

ich versuche mich gerade an einem „Reiterbogen“ aus Rattan. Mit der Heißluftpistole habe ich Griff (Setback) und Wurfarmenden („Siyahs“) gebogen. Jetzt ist der Bogen noch viel zu stark (Wurfarme 2,5cm dick und 3,7cm breit auf eine Länge von 45cm). Von biegen kann noch keine Rede sein. Ziel ist ein Bogen mit 50 Pfund bei 32 Zoll. Ob das funktioniert weiß ich allerdings nicht. Als Sehnenbrücke habe ich ein Stück Geweih und für die Sehnenkerbe Horn angeklebt. Alles noch relativ roh.

Ziel: 50 Pfund bei 32 Zoll

1) Wie stark lässt sich Rattan biegen (Wurfarmlänge 45cm + 23,5cm Siyahs)

2) Wie baue ich eine passende Sehne. Bis jetzt habe ich nur klassische Sehnen flämisch gespleißt mit einem Öhrchen und einem Bogenbauerknoten aus Dacron gebaut. Kann ich die Sehne genauso bauen, nur mit zwei großen Schlaufen? Versuch mit einer alten Tillersehne ergab, dass beim Ziehen der Bogen seitlich wegkippt (also mit kleiner Schlaufe und Bogenbauerknoten).

3) Wie tillere ich am besten?

4) Gibt es sonst noch was zu bedenken?

Danke für eure Hilfe.
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Aqueiro
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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Aqueiro » 17.02.2016, 15:54

Hallo Rattanmanaumax,

das ist ja schon der richtige Name für das Vorhaben.
Habe bereits zwei solcher Bögen gebaut. (nicht immer hier präsentiert) Bei der Dicke der Wurfarme geht es beim abarbeiten plötzlich mal ganz schnell, dass man unter das gewünschte Zuggewicht kommt. Also langsam vorarbeiten. Einer meiner Bögen hat 44lbs bei 26# und der Wurfarm ist 1,4 cm dick. Breite von 3,4 FO auf 0,7 cm.
Vorsicht bei der Abtragung von Material nahe den FO, das kann bei Rattan schnell dazu führen, dass der Bogen zu Griffnah biegt. Ist mir schon einmal passiert. Er schießt zwar, wird aber langsam.
Die gebogenen Recurve kannst du in der Breite ruhig noch etwas zuarbeiten. Dann bekommst du auch nicht zuviel Handschock.
Die Biegungen und die Aufteilung des Bogens sieht sehr gut aus.
Ich würde von außen her erst einmal nur 35 cm Wurfarm in der Dicke abarbeiten. In Griffnähe erst später nacharbeiten.
So kommst du näher an dein Wunschzuggewicht.
Beim Sehnenbau kann ich dich leider nicht weiter unterstützen.
Ich habe immer nur Endlossehnen aus Schusterleinen gebaut. Für mich ausreichend.
Hoffe ich konnte etwas helfen.
Aber die Profis melden sich sicher auch noch.
Gibt hier doch sehr gute Ratgeber. Habe selber schon von einigen profitiert.
Grüße aus dem BayerWald

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Becknbauer
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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Becknbauer » 17.02.2016, 17:27

Hallo Max
Ich habe zwar keine Ahnung von Rattan, aber hier im Buildalong von eddytwobows steht einiges, auch zum tillern und Maße:
Eine Buildalong-Bauanleitung für einen Rattan-Recurve...
http://www.fletcherscorner.de/viewtopic.php?f=65&t=21204&sid=6470143edf736b27a30b2e35ed9407e1

Sehne mit zwei Öhrchen geht fast genau so wie mit einem
und im Wiki steht alles über Sehnenbau mit zwei Öhrchen u.s.w.:
http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Sehnenbau#Fl.C3.A4mischer_Splei.C3.9F
Gruß Wolfgang/Beck ' n ' Bauer

第一条

人人生而自由,在尊严和权利上一律平等。他们赋有理性和良心,并应以兄弟关系的精神相对待。
(Internationale Menschenrechtscharta Artikel 1)

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rattanmanaumax
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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 17.02.2016, 18:41

Hallo Becknbauer, danke für den Link. Die Buildalong-Bauanleitung von "eddytwobows" kenn ich schon. Die sowie Snake-Jo's, und Broken Arrow's Anleitung habe ich ebenso gelesen. Diese haben mich auch dazu inspiriert einen Rattan "Reiterbogen" zu bauen.

viewtopic.php?f=65&t=18730
viewtopic.php?f=65&t=21204
http://www.bogenbau-broken-arrow.de/bau ... /index.php

Bei mir gibt's halt kein Facing wie bei Snake-Jo. Broken Arrow's Anleitung arbeitet ohne Setback und Eddytwobows verwendet kleinere Recurves und weniger Zuggewicht.

Ich habe jetzt bei meinem Bogen keinen Pyramidialen Verlauf sondern die Wurfarme sind bis zu den Sehnenbrücken gleich breit. Die Recurves verjüngen sich momentan auf 1,5cm.

Aqueiro, danke für deine Hinweise. 44lbs sind also bei 26# möglich. Könntest du deinen Bogen auch auf 30# ziehen? Die Enden möchte ich auf 1cm bringen. Der Tipp mit "von Außen nach Innen" und Griffnähe erst später ist gut.

Sehne mit zwei Öhrchen bekomme ich hin. Müssen die Enden der Sehne mit einer Wicklung verstärkt werden (höhere Belastung auf den Spleiss?)

Hat wer Erfahrung mit den Sehnenbrücken? Sind die eventuell gar nicht notwendig? Ich könnte die Wurfarme verjüngen bis kurz vor die Sehnenbrücken. Macht das Sinn oder lieber die WA konstant breit lassen und erst nach der Sehnenbrücke verjüngen?

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Firestormmd » 18.02.2016, 11:55

Hi Max,

schau auch mal in meinen Faden: klick mich!

Vielleicht hilft dir das auch ein wenig weiter. Bei dem Reflex muss du wirklich aufpassen, dass es an Ende nicht zu schwach wird. Aqueiro hat das ja schon geschrieben.

Grüße, Marc
"Wer das Training in Frage stellt, trainiert nur, Fragen zu stellen!" - Die Sphinx

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Aqueiro » 18.02.2016, 11:57

Hallo,

ja ein Auszug auf 30 ist bei meinem Bogen noch möglich. Ich habe aber keinen so großen Auszug, daher habe ich nur bis 26# gemessen. Ich bin bei 30 Auszug schon weit hinter dem Ohr.
Aber mitmachen tut das Rattan das.
Grüße aus dem BayerWald

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Snake-Jo » 18.02.2016, 17:43

Hallo Max,
schön, dass du dich an einen Reiterbogen wagst.
Ja, Rattan verträgt einen langen Auszug, ohne zu zerbrechen und zeigt entsprechend seiner Feinstruktur dann auch ordentlich Set.
Die meisten Rattanbögen werden zu kurz gebaut... ;)
Die sogenannte "Möwenform", die sich nach dem Entwickeln des Set einstellt, ist ein Hinweis auf Überlastung der Faser. Ein Facing schafft Abhilfe, auch ein Backing mit Bambus wirkt dem Set entgegen.
Es ist sicherlich gut, den griffnahen Bereich erst später anzugehen. Auch ist der durchgehend breite Wurfarm nicht schlecht, um ein seitliches Verwinden zu vermeiden.
Das erste Aufspannen sollte mit einer "Aufspannhilfe" geschehen.
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=10&t=14650&p=284942&hilit=Aufspannhilfe#p284942

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 19.02.2016, 10:07

OK! Danke Marc für deinen Link. Wirkt vielversprechend!
Snake-Jo: Danke für den Tip mit der Aufspannhilfe.

Also ich werde die Wurfarme bis zu den Recurves gleich breit lassen und erst mal gleichmäßig bis zu den Sehnenbrücken in der Dicke schwächen. Wobei ich von außen nach innen arbeite und in Griffnähe eher die volle stärke lasse. Bin schon gespannt was dabei rauskommt.

Ich werde berichten sobald sich was biegt!

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 19.02.2016, 23:18

So, ich habe die Wurfarme jetzt von 23mm auf 15mm geschwächt. Der rechte WA hat jetzt einen Knick ganz rechts. Soll ich jetzt den linken anpassen (auch die starke Biegung am Ende) oder erst mal den rechten mittig bis zum Griff hin schwächen?
Der Auszug ist jetzt mal von der stärke ganz ok. Man merkt schön das hohe Zuggewicht am Anfang.
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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2016, 09:17

Nein, der linke WA ist soweit o.k. bis zu dieser Biegung. Versuch lieber die rechte Knickstelle unter Rückwärtsspannung zu tempern und damit zu stärken.
Vorgehensfehler: zu schnell getillert! Davor wurde gewarnt! ;)
Manau hat eben neben den Längsfasern viele Poren (Lücken), die nach und nach kollabieren und dann plötzlich diesen Knick zeigen.
Ist aber nicht tragisch, weil man immer noch ein schönes Facing aufkleben kann und dann werden die Karten wieder neu gemischt.

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 20.02.2016, 09:52

Snake-Jo hat geschrieben:Vorgehensfehler: zu schnell getillert! Davor wurde gewarnt! ;)


Ja...da war ich wohl ein wenig zu schnell :-\

Ich versuch's mit Rückwertsspannung und tempern zu korrigieren. Denkst du, dass das genügt oder braucht es ein Facing? Wenn ja: Ich muss irgendein druckstabiles Holz auf den Bauch kleben. Wie dick soll das dann sein und wie tillere ich dann den Bogen weiter? Von Facing Material abnehmen?

Also ich versuchs mal mit tempern. Vielleicht funktionierts ja auch so.

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2016, 11:02

Die Biegestelle anzeichnen, Bogen rückwärts spannen mit Schnur und leicht über die Markierung hinaus tempern mit der HLP. Lieber wenig Hitze und gleichmäßig, dafür länger. Bauch und Rücken an der Stelle. Nicht über rehbraun hinaus!!!

Facing, druckstabile Hölzer nach meinen Erfahrungen (s. auch unser Wiki):
Birne
Eibe (nur Kernholz)
Goldregen
Hainbuche
Hollunder
Kirsche
Osage
Pflaumenholz
Weißdorn
Zwetschge, Mirabelle und verwandte Arten

Ca. 5 mm auf 3 mm auslaufend zu den Siyahs, tillern über das Facing. Vorher den Bogen jedoch ohne Facing fertig tillern und eine Weile schießen.

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 20.02.2016, 12:04

Hallo Snake-Jo,

tempern hat super funktioniert! Jetzt ist der rechte WA wieder steifer (siehe Bilder). Ab jetzt werde ich behutsamer vorgehen beim tillern ;)

Facing werde ich noch überlegen. Dazu muss ich mir erst ein passendes Holz in der stärke organisieren. Aber zuerst muss ich ja sowieso fertig tillern.

Vorschläge zum tiller!? Also die eine Seite ist jetzt etwas dünner dafür aber getempert und somit wieder steifer.
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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von Snake-Jo » 20.02.2016, 13:58

Gut gemacht! :)
Und jetzt: Erstmal nicht tillern, sondern den Bogen vorsichtig weiter ausziehen. Am besten auf einem Tillerbord mit Rolle und Schnur: dehnen, dehnen, aber nicht auf vollen Auszug. Oder einfach wie beim Aufwärmen des Bogens: 20 x auf 20", dann auf 21" usw.
Auch mal aufgespannt über Nacht stehen lassen (nur Spannhöhe). Das steife Teil gibt noch nach (wie so oft im Leben.... ;D )

Ach ja: Du hast es sicher schon gemerkt: Die Sehnenbänkchen brauchst du nicht. Ab damit und dafür dann die Sehne mit langem "Loop" am Ende, sodass sie beidseitig am Siyah langläuft.
Holz-RB-Siyah.jpg

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Re: „Reiterbogen“ aus Rattan

Beitrag von rattanmanaumax » 20.02.2016, 15:25

OK! Wird gemacht!

Eine Frage noch zur Sehnenlänge: Jetzt ist die Sehne etwas länger als der Bogen (Standhöhe = 0). Soll ich die eventuell verkürzen oder erst mal so lassen?

Snake-Jo hat geschrieben:Auch mal aufgespannt über Nacht stehen lassen (nur Spannhöhe).


Was meinst du mit Spannhöhe? Am Tillerstock aufgespannt stehen lassen?

Danke!

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