Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

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Eulenspiegel
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Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Eulenspiegel » 09.11.2015, 14:34

Hallo,

mir ist ein Stück Holunder in die Hände gefallen.
Momentan ist er noch rund 190cm lang.
Da er am einen Ende beim Wachsen eine Kurve eingeschlagen hat,
werde ich ihn ggf. noch auf 180cm kürzen.

Der Rohling hat leider zwei Fehlstellen, zu denen ich gerne ein Einschätzung hätte.
Die erste ist eine Scheuerstelle eines benachbarten Astes und liegt im Hauptbiegebereich eines Wurfarms (bei 137cm).
Kann Holunder das ab?
Die anvisierte Zugkraft soll bei +-50# landen.
Ansonsten würde ich die Stelle in den Bogenbauch legen und runterarbeiten.

101.JPG
Scheuerstelle 1

102.JPG
Scheuerstelle 1 Detail

104.JPG
Scheuerstelle 1 nackig


Die zweite Stelle ist weitaus kleiner und liegt bei 176cm.
Wird der Bogen ca. 180cm wäre das ziemlich nahe am Tip.
Sehnenkerben sollten dann noch hinpassen.
Wie siehts dann aus, wenn die Stelle im nichtbiegenden Bereich liegt, sollte doch gehen, oder?
(Die Stelle erinnert mich entfernt an ein Horusauge, daher würde ich das gerne im Bogen behalten.)

Würd mich über Meinungen dazu freuen!

201.JPG
Fehlstelle 2

203.JPG
Fehlstelle 2 Detail

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fatz
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von fatz » 09.11.2015, 14:47

Ohne allzuviel Ahnung von Holler zu haben (eig. nur in Form von aufwenig bearbeitetem Brennholz) wuerd ich sagen, wenn die
Stelle 1 am Ruecken zu liegen kommt knackt's. Zumindest wenn sich die mitbiegen soll.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Spanmacher » 09.11.2015, 15:03

Fehlerhafte Stelle Nr. 1 würde ich in den Bogenbauch legen. Lass' es darauf ankommen. Dann weißt Du es ganz genau. Aber, wie gesagt, bauchseitig könnte es klappen.

Viel Erfolg!

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Roby-Nie » 09.11.2015, 15:52

Ich sach mal: Nummer eins geht nicht im Rücken für den biegenden Bereich.
Mit Pech ist das bis weit rein gammelig und geht auch am Bauch nicht.
Nummer zwei sollte eher kein Problem sein (wenn das drunter einigermaßen ausschaut).
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von schnabelkanne » 09.11.2015, 15:59

Hi, nimm die gammelige Stelle Nr 1 am Bauch und lass an der Stelle mehr Material seitlich stehen.
Gruß Thomas
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Güssenjäger » 09.11.2015, 16:23

Nr. 1 auf jeden Fall bauchseitig (ich glaube nicht, dass der Gammel mehr als die Hälfte der Stärke ausmacht, eher weniger).

Bei Nr. 2 sehe ich kein Problem. Wenn der Bogen 180 cm lang wird und Deine Tips so um die 10 mm, dann könnte die Gammelstelle seitlich komplett wegfallen.

Gruß

Gerd
Viele Grüße
Gerd

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von zwirn » 09.11.2015, 17:55

Die Stelle kannst du nur in den Bauch legen!
Dann schauen, wieviel übrig bleibt.

Der Ast schaut recht schlank (3cm?), wie willst du auf die 50# kommen, ich vermute eher 30#?

Du kennst auch den Aufbau des Markkanals noch nicht (dick, dünn, asymmetrisch).

Kürzen würde ich erstmal nicht! Holler ist gut mit Dampf biegbar.

Bevor du den Rücken planst, schau dir alle Nodien an!!!

LG Zwirn
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von max2 » 09.11.2015, 18:08

Dein Horusauge ist eine alte Fehlstelle, die mit gesundem Holz überwallt wurde.
Da kann es durchaus sein, dass sie weiter innen noch breiter wird.

Unbenannt.jpg
etwa so


Muss aber nicht sein.

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Spanmacher » 09.11.2015, 19:00

Nochmal: Berücksichtige alle gegebenen Hinweise (sie sagen alle das selbe) und schnitze drauflos.
Dann wirst Du erfahren, ob Dein Hollerbogen hält oder nicht. Als Erster. Garantiert.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von zwirn » 09.11.2015, 23:15

Ich lasse Holler gerne im Mäntelchen trocknen. Da du Ihn entrindet hast, besteht akute Rissgefahr! Bei dünneren Ästen mag das noch gehen, bei dickeren Ästen hast du schlechte Karten.

Also:

1. Rücken planen
2. Griff festlegen
3. Auf Markkanal runterarbeiten
4. Auf einen Balken zwingen
5. Trocknen lassen

LG Zwirn
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Eulenspiegel » 11.11.2015, 12:53

Danke für die ganzen Rückmeldungen, sogar mit Gemälde!
Ich wußte ja ihr seid gut, aber so gut!? ;)

Dann waren meine Vermutungen annähernd richtig.
Und ich habe aufgrund der Hinweise noch einiges dazulernen können. :-*

Den Rohling kann ich mir jetzt ruhigen Gewissens vornehmen.
Mal schauen, was draus wird.

Ach ja - einen anderen Holunder (ca. doppelt so stark) hab ich auf Markkanal runtergearbeitet.
Bei dem hats beim Trocknen Jahresringe "delaminiert".
Ist das im Bereich des Möglichen oder war der vorher schon nicht ganz koscher?

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Osboan » 11.11.2015, 14:47

Hallo,
was meinst du mit delaminiert? Kannst du davon mal ein Bild einstellen?
Holler reißt in meinen Breiten so ab ca. 5 cm, wenn du ihn entrindest.

Grüße
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von zwirn » 11.11.2015, 16:14

zwirn hat geschrieben:Ich lasse Holler gerne im Mäntelchen trocknen. Da du Ihn entrindet hast, besteht akute Rissgefahr! Bei dünneren Ästen mag das noch gehen, bei dickeren Ästen hast du schlechte Karten.
LG Zwirn
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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Heidjer » 11.11.2015, 23:05

Holler ist ein leckeres Revier für allerlei Pilze, besonders älterer Holler ist darum anfällig für Jahrringdelamination. ::)

Wenn man bei einen Holz Delaminationen zwischen den Jahrringen feststellt, dann Vorsicht! Vorkommen kann es bei jedem Holz, Holler, Ahorn, Eibe und Goldregen scheinen aber etwas anfälliger zu sein, auf jeden Fall sorgfälltig kontrollieren das solche Bereiche restlos entfernt werden. Bleibt eine solche Stelle im Bogen zurück, folgt sicher ein Bruch des Bogens, delaminierte Jahrringe können Null Scherrspannungen ab.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Holunder - Wie mit Fehlstellen im Holz umgehen?

Beitrag von Eulenspiegel » 16.11.2015, 17:18

Danke für die Rückmeldungen.
Der bisher gezeigte Stamm hat 3-4cm im Durchmesser.
Der folgende hat 6-7cm.
Das deckt sich mit den Infos bisher.

Aber der Reihe nach.
Die Info mit Entrinden findet sich in der Wiki.
Evtl. könnte das dann angepaßt werden.
Ggf. mit der Differenzierung der Dicke.

Wie entrindet ihr dicken Holunder, wenn er trocken ist?
Finde den frisch geerntet schon schwer zu entrinden, besonders an den Nodien.

Hab mir den dicken am Wochenende nochmal vorgeknöpft.
Der hat eine gewisse Spannrückigkeit.
In den Tälern habe ich den Bast nicht entfernt.
Dieser Teil sieht so aus, als ob er Pilzbefall hat.
Hab dann mit Stahlwolle drüberpoliert - alles weg.
Nebenbei, die Oberfläche wird richtig klasse mit Stahlwolle!

Die Bilder von der Delamination hab ich ebenfalls gemacht.
Ob das jetzt an der Dicke liegt oder ggf. vom Pilz kann ich schwer einschätzen.
Ich tippe eher auf die Dicke.

Aber ich würd den Stamm gerne weiter bearbeiten.
Wär sonst echt schade drum.
Also Form aufzeichnen, grob rausarbeiten und dann die Täler säubern.
Dann den Bauch bearbeiten.
Vielleicht kann ich den delaminierten inneren Ring entfernen und erhalte quasi eine Hohlkehle?
Welche Form biete sich dafür an, semipyramidal mit 30-40% der Wurfarmlänge gleichbleibender Breite?

Hier noch die Bilder:
01 Dicker gesamt.JPG

02 Spannrückigkeit 01.JPG

03 Spannrückigkeit 02.JPG

04 WA1 Fadeout.JPG

05 WA1 Verlauf.JPG

06 WA2 Fadeout.JPG

07 WA2 Verlauf.JPG


P.S. Noch ne Frage:
Ich hab mit Holzleim die Enden versiegelt.
Wie bekomm ich den Holzleim vom Rücken wieder runter? ???

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