Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

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ralfmcghee
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Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von ralfmcghee » 12.05.2015, 22:08

Hallo miteinander,

vielleicht kriege ich in diesem Frühjahr/Sommer einmal wieder einen Bogen hin. In der Hoffnung, dass etwas Brauchbares dabei herauskommt, habe ich ein paar Fragen vorab:

Der Stave hat einen gehörigen Reflex. Bisher habe ich noch keinen Bogen aus einem deutlich reflexen Stave gebaut. Muss ich bei der Bearbeitung etwas besonderes beachten?

Bild

Dann gibt es einige möglicherweise problematische Stellen im Holz: Kleine tote Äste und ein größeres Astloch, welches zu einer Welle im Holz führt. (vgl. die folgenden Fotos): Das wird eine Herausforderung für mich als ausgewiesenen Zer-Tillerer.

Bild Bild Bild Bild

Teilweise werden die Äste wohl bei der weiteren Bearbeitung verschwinden. Allerdings ist der Ast auf dem mittleren Bild ziemlich am Rand des geplanten oberen Wurfarms. Wie würdet Ihr damit verfahren?

Und dann habe ich noch so ein Ding: Teilweise ist der Rücken violett verfärbt. Ich denke, dass ich noch einen Jahresring herunternehmen werde, befürchte aber, dass die Verfärbung auch auf dem nächsten Ring zu sehen sein wird. Wisst Ihr, ob das unkritisch ist oder habe ich da ein echtes Problem im Stave?

Bild

Und vorerst eine letzte Frage an die Hasel-Erfahrenen: Welches maximale Zuggewicht habt Ihr denn mit Hasel hinbekommen? Macht es Sinn, die 50# anzupeilen oder programmiere ich damit den nächsten Bruch?

Schon einmal heißen Dank für Eure Tipps und Hinweise und

LG
Ralf
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Ilmarinen
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Ilmarinen » 12.05.2015, 22:16

Hi Ralf,
kannst Du noch was zu den Maßen des Staves sagen (Länge, Breite, Dicke).
Ring runter nehmen bei Hasel kannst Du meines Wissens vergessen, weil Du die Ringe kaum unterscheiden kannst.

Ob 50# geht kann ich nicht sagen, da ich bisher nicht über 30# gekommen bin.
Leider kann ich auf den Fotos recht wenig erkennen, um zu den Ästen was zusagen.

Viel Erfolg!

Grüße

Jörg
„Der archimedische Punkt, von dem aus ich an meinem Ort die Welt bewegen kann,
ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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ralfmcghee
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von ralfmcghee » 12.05.2015, 22:35

@Ilmarinen:

Oh ja, die Maße. Danke Dir für den Hinweis! Die grobe Bogenform sieht derzeit so aus:

Länge über alles: 147 cm
Griff: Breite 2,5 cm, Dicke 3,2 cm
Breite an den Fades: 5 cm
Breite an den Tipps: 2 cm

In der Breite des Bogens kann noch etwas weg, denke ich. Bei den Wurfarmen sowieso; ich bin ja noch nicht in der Tiller-Phase. Den Jahresring möchte ich noch abarbeiten, weil ich beim Rinde entfernen etwas rabiat war und den Ring unter der Rinde wohl etwas misshandelt habe. Außerdem stört mich dieser violette Fleck. ;)

LG
Ralf
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bowjo
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von bowjo » 12.05.2015, 22:41

Leider sind die Bilder viel zu verpixelt um da was richtig erkennen zu können, oder geht das nur mir so?

Also ich habe gerade zwei Haselstaves am Wickel, einer grob in Form zum trocknen und einer in Bearbeitung. Meine Erfahrung beschränkt sich also auf die Vorarbeit. Zudem hab ich ein Eschestave einigermaßen hinbekommen und einen habe kaputt getillert.

Bei der Esche war es recht einfach die Jahresringe runter zu arbeiten, da die Übergänge von Früh- in Spätholz sehr gut zu erkennen waren. Beim Hasel konnte ich das so nicht sehen, daher würde ich an deiner Stelle lieber darauf verzichten einen Jahresring vom Rücken runter zunehemen. Die Farbe kann ich nicht einschätzen, mein Hasel hat auf jeden Fall ne andere, zwei Staves dürften da aber auch nicht repräsentativ sein.

Die Totäste sind, glaube ich zumindest, kein Problem. Ich denke du solltes erstmal mit ner Raspel oder Pfeile die Stellen vorsichtig glattt machen, dann kann man die Problemstellen schon besser beurteilen. Ist jetzt aber nur meine erste Einschätzung als Anfänger.

Gruss
Sven
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Nur wer fragt, kann Antworten bekommen.

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Klink
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Klink » 12.05.2015, 23:51

Bei soner kurzen Schwiepe sind 50# bissl hochgegriffen, zumal die Zweige auch nich gerade günstig austreten...
35# kannste aber packen.
Mach auch gerade paar Übungen mit Hasel durch, von daher kann ich Dir des nur nahe legen.
Blacky hatte aber mal nen Post gemacht von nem 160er Langbogen aus Hasel, aber des war sicher schon ein etwas längerer und sauberer Zweig ;)
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von RudBoy » 13.05.2015, 04:56

Mir ist vor kurzem ein Holler mit ähnlichem Reflex bei 24" explodiert. Der war aber gute 170 cm lang und hatte einen fehlerfreien Rücken. Ganz langsam und ohne Schwachstelle getillert und trotzdem peng. Also ich wünsch dir viel Glück bei der Hasel (und auch Robinie), bin aber skeptisch.
LG Rudi
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von tomtux » 13.05.2015, 09:18

hasel, 147cm lang und steifer griff bei 28" auszug?
nie im leben, wenn du mehr als 15# anstrebst.

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Idariod
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Idariod » 13.05.2015, 09:20

@RudBoy:
Beim Holler bin ich mir noch nicht sicher ob der nicht mehr Druck aushält als Zug. Wenn der Rücken auch fehlerfrei ist, ist er doch meistens runder als der Bauch (bei meinen Ansätzen einen Bogen aus relativ dünnen Ästen zu machen zumindest).
Ich werd nach meinem Umzug mal versuchen, einen Holler mit schmalem Bauch zu machen. Nur so zum testen, damit ich weiß ab wann er knittert.

LG,

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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von zwirn » 13.05.2015, 16:33

Ich bin da ganz bei tomtux.

LG Zwirn
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schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.

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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 13.05.2015, 17:22

das wird nie was, nichtmal 15#

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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Idariod » 13.05.2015, 17:45

Wilfrid hat geschrieben:das wird nie was, nichtmal 15#


Na toll, du musstest ihn jetzt auch noch ermutigen, was? ;)

LG,

Idariod
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von ralfmcghee » 13.05.2015, 19:45

Wie, was? Keine 15#? Ihr meint also, mit dem Reflex wird das nichts? Das will ich wissen. :-D (Oder doch besser erst den Reflex managen?)

Kann aber etwas dauern; ich glaube für den Tiller muss ich mir richtig viel Zeit nehmen, sonst geht es aus wie bei meiner Esche. Die kam bei 10# heraus, was aber an meiner Ungeduld lag.
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von schnabelkanne » 13.05.2015, 20:49

Hi, möglich sind mit Hasel auch über 100 Pfund allerdings nur mit 190 cm Länge und in ELB Form. Reflex bis 7 cm habe ich schon verarbeitet mehr würde ich mir nicht zumuten. 40 Pfund sind mit deiner Länge aber sicher zu machen, wenn der Reflex nicht zu gross ist. Totäste die rausbröseln habe ich ausgekratzt oder ausgebohrt und mit Epoxy und Raspelspänengemisch verfüllt, hat immer geklappt.
Gruss Thomas
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von Benedikt » 13.05.2015, 21:07

40# sind mit dem Reflex und 147cm auf 28" definitiv nicht zu machen!
Entweder auf 25" oder weniger bauen, oder einen extrem schwachen Bogen bauen.
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Re: Reflexer Haselstave - wie bearbeiten?

Beitrag von schnabelkanne » 13.05.2015, 21:21

Hi, könnte man den Reflex mit Dampf auch etwas rausbiegen?
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