es ist schon eine Weile her, dass ich hier geschrieben habe. Das lag jedoch weniger daran, dass ich keine Lust hatte sonder
das ich zu Haus (Berlin) seit zwei Jahren kein Internet habe weil es von Seiten der Netzanbieter leider technisch nicht möglich
ist. (Vieleicht zieh ich ja nach Brasilien; die Kriminalität ist zwar höher aber dafür haben die besseres Internet)

Das bedeutet: Ich kann mit dem Handy zwar Beiträge lesen. Jedoch meine einzige Möglichkeit Beiträge zu schreiben und Fotos hoch zu laden ist auf Arbeit.
Trotzdem war ich nicht untätig und habe meinen ersten richtigen Bogen endlich fertig gestellt. Leider gab es auch hier Hindernisse die mich fast zur Verzweiflung gebracht und die Fertigstellung immer wieder hinaus gezögert haben.
Die Idee war: Zwei Bögen im selben Design zu bauen. Einen für meinen Sohn und einen für mich. Der Bogen für meinen Sohn war Anfang dieses Jahres fertig und wurde hier im Forum auch präsentiert. Angespornt durch diesen Erfolg bin ich auch gleich an die Arbeit für den zweiten Bogen geganngen.
Das Problem: Ich habe einen Auszug von 32 Zoll und entsprechend gross sollte der Bogen werden. Allerdings war es schwierig das gleiche Holz (Holunder) in ausreichender Länge, halbwegs gerade und halbwegs astfrei zu bekommen. Letztendlich habe ich einen Holunderstave ergattern können der gerade so die Mindestvoraussetzungen erfüllt hat. Und damit fingen die Probleme an.
Beim entrinden musste ich feststellen, dass es einige überwachsene Verletzungen gab die ich vorsichtshalber weggeschnippelt habe. Der Stave wurde zwar dünner als geplant es war aber noch genug da.
Beim trocknen ist der Stave natürlich gerissen obwohl er schon auf den Markkanal runter gearbeitet war. Also wieder etwas
weggeschnippelt bevor der Stave komplett reißt. Jetzt war der Stave schon grenzwertig dünner.
Die weitere Bearbeitung (Form geben, vortillern etc.) lief eigentlich ganz gut bis es Zeit für den Griff war.
Da ich den Stave zum Trocknen auf den Markkanal runter gearbeitet hatte musste der Griff aufgeklebt werden.
Da der Bogen genauso aussehen sollte, wie der meines Sohnes sollte auch noch eine Lage Bongossi mit in den
Griff eingeklebt werden.
Dabei ergab sich das größte Problem. Bongossi ist sehr steif und ölhaltig gerade dann wenn es wie bei mir aus einer alten
Eisenbahnschwelle stammt. Dazu kam, dass der Bogenrohling aufgrund der oben angesprochenen Probleme bereits
besorgniserregend dünn geworden war und sich im Griff leicht mit bog. Die Hoffnung war nun, dass der aufgeklebte Griff
dieser Stelle wieder etwas Festtigkeit gibt.
Also Griff mit Bongossi aufgeklebt, fertig getillert und gefinsht. Bogen biegt perfekt (für einen Anfänger) finish
hat auch geklappt, Ziel für das Zuggewicht bei 30 Pfund perfekt getroffen und Optik passt zum Bogen des Sohnes.
Alle Ziele erreicht !!!

und mit stolzgeschwellter Brust auf den heimischen Schießplatz.
Das war so im Mai.
Nach den ersten 20 Schuss bemerke ich ein unschönes knacken im Vollauszug und nach dem 25 Schuss war der Griff
wieder ab.

Also ab in den Keller Griff und Bogen von den Kleberresten befreit und von vorn angefangen. Diesmal wurde alles
extra aufgerauht und besonders gründlich entfettet. Ende Juni war dann alles wieder fertig.

Ab auf den Schießplatz und nach 20 Schuss bemerkte ich wieder ein unschönes knacken im Vollauszug und nach dem 25 Schuss war der Griff wieder ab.

Also wieder in den Keller und alles von vorn. Zwischenzeitlich bin ich drauf gekommen, dass sich ein leicht biegender Griff
und ein sehr steifes / öliges Bongossi wohl nicht ganz so gut vertragen und hab also den nächsten Durchgang mit Kirsche
probiert weil das eigentliche Ziel ja noch immer ein optisch identischer Bogen war.
Kurzum: Alles fertig, 20 Schuss, Griff wieder ab.

Kirsche ist wohl auch noch zu steif. Unteranderem weil der Bogen aufgrund der Reparaturversuche bereits von bedenklich
dünn im Griff auf alarmierend dünn im Griff geschrumpft ist und damit deutlich im Griff biegt.
Also letzter Versuch: Griff aus gleichem Holz weil gleiche Eigenschaften
Kurz: Alles fertig, 10 Schuss, Griff ab.

Aufgrund der Probleme mit dem Rohling und der diversen Reparaturversuchen biegt der Griff offensichtlich schon so stark, dass die Eule auch nicht mehr helfen kann.
Es blieb mir leider also nichts anderes übrig, als ein paar alte Stiefel zu schlachten und eine Lederwicklung zu machen.
Ohne richtigen Griff biegt sich der Bogen natürlich nun um so stärker im Griffbereich.
Der Bogen biegt nicht mehr richtig, die Optik passt auch nicht mehr und das Zuggewicht liegt nun bei 25 Pfund.

Das einzige was mich tröstet ist, dass der Bogen ganz ordentlich schießt. Die Pfeile werden schön angehoben und gehen
sauber raus und gefühlt ist er für seine 25 Pfund auch recht flott.
Sorry wenn ich euch mit meiner Geschichte gelangweilt hab. Aber nach dem halben Jahr Frust mit dem Bogen
wollte ich das einfach mal los werden.
Außerdem gab es einige nette Menschen die mir zwischenzeitlich mit gutem Bogenholz ausgeholfen haben,
die sich fragen was ich die ganze Zeit gemacht habe. Keine Sorge euer Holz hatte ich zur Seite gelegt bis das
Projekt "erster eigener Bogen" abgeschlossen ist.
Ich denke ich werde jetzt in der nächsten Zeit das eine oder andere gute Stück tatsächlich angehen.
LG Tom