Schwarzdorn

Themen zum Bogenbau
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Osboan
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Schwarzdorn

Beitrag von Osboan » 29.03.2014, 20:25

Abend allerseits!

Nachdem mein erster Bogen noch heil ist, will ich mich gleich meinem zweiten Patienten widmen.
Es ist ein Schwarzdorn, den ich im Herbst gesägt habe und gleich mal die Rinde runter genommen hab.
Doch dann der Schock, seht selbst:

Bild

Der Sapling riss innerhalb von ein paar Tagen längs und noch dazu unregelmäßig ein.
Anfang dachte ich "Damn, der is Brennholz!", aber dann sah ich noch Hoffnung, da die
reflexe Seite unverletzt geblieben war.

Hab ihn jetzt mal soweit auf den Markkanal runter, dass vom Riss nix mehr zu sehen ist und jetzt weiß ich nicht mehr
so recht weiter...

Hab heute keine Zeit mehr, morgen gibts mehr Bilder, hoffe ihr könnt mir dann weiterhelfen

Grüße Oscar
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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ralfmcghee
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von ralfmcghee » 29.03.2014, 20:34

Daraus kriegst Du noch einen Bogen hin? Respekt! Mir kommt die reflexe Seite ziemlich dünn vor, aber ich bin schon gespannt auf Deinen Bogen. Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg!

LG
Ralf
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Laurinus
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Laurinus » 29.03.2014, 21:12

Auf dem Bild ist zwar nicht viel zu erkennen, ausser , dass der Rohling recht lang scheint...Schwarzdorn ist in der Regel sehr belastbar und lohnt auf jeden Fall einen Versuch.

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Inopel
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Inopel » 30.03.2014, 06:11

Schwarzdorn holt sich gerne ein Riss ein wenn noch etwas umschlossener Markkanal vorhanden ist.
Das musste ich auch jetzt erst letztens hinnehmen.
<<Usus et experientia dominantur in artibus>>
<Aller Dinge Meister ist die Übung>

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Osboan
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Osboan » 30.03.2014, 20:35

Ja echt, die andern lass ich langsam in der Borke trocknen. Und die nächsten werd ich gleich auf das
Mark runterarbeiten.

Sieht erst mal schlimm aus, ja.Aber ich hab ihm noch fast eine ganze Spalthälfte abtrotzen können.
Hier mal ein paar Bilder

Bild
Seitansicht. schön reflex und rechts mit natürlichem Recurve

Bild
auch schön gerade, nur der Recurve hüpft bissl aus der Reihe

Bild
Hab mal angefangen, den Bauch in der äußeren Hälfte linsenförmig zu machen und die Tips etwas abzuarbeiten.
Musste auf der Seite mit dem Recurve viel wegnehmen, weil da ein zweiter Riss drin war und ein Totast.

Bild
Der Recurve hüpft ein bisschen zur rechten Seite in dieser Ansicht.

bloß im Griffbereich ist mein Problem: ich hab da nix mehr und sogar auf einer Seite richtig wenig Material,
da fehlt schon mehr als der halbe Stamm:

Bild

Bild

Ich hab bis jetzt mehrere Ideen:
1. Griffstück anleimen, Griff schmäler machen und Flachbogen semipyramidal. Da weiß ich aber nicht, wie ich dann den Übergang vom angeleimten Griff zum breiteren WA machen soll.
2. Eher in Richtung dick linsenförmig (D-Profil scheidet ja bei dem runden Rücken wohl aus) und mitbiegender Griff, den ganzen Bogen dafür etwas schmälern.
3. Was mach ich mit dem Recurve? Der ist wie gesagt leicht schief, aber dadurch, dass mir der Bauch vorgegeben
wurde, würde die Sehenachse genau passen, wenn ich den mitnehm. Der Stave ist jetzt 176 cm lang, NtN würden
dann so 173 cm übrigbleiben. Müsste halt den zweiten Recurve entweder wieder aufleimen oder reindämpfen
(was ich ein wenig scheue).
4. Wenn ich den Recurve absäge, könnte ich 173 cm Gesamtlänge rausholen, dann hätte ich aber das
Problem, dass sich meine Mittellinie verschiebt und ich, um das auszugleichen, den Stave
so drehen müsste, dass der schwache Bereich in der Mitte noch dünner werden würde.
Ich hoffe ihr könnt mir folgen, kann's irgendwie nicht besser erklären.

Was ich auf jeden Fall gerne rausholen würde wären 30# (besser 40# 8) ), 28" Auszug und möglichst
kein Handschock.

Wie gesagt hat der Stave 4 cm Breite und an den meisten Stellen um die Mitte 2 cm Dicke. Nach
außen hin hab ich schon was weggenommen.

Also, geht das und wenn ja, was würdet ihr machen?

Danke schon mal im Voraus und Grüße
Oscar
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Osboan » 01.04.2014, 12:00

Hat noch niemand einen Tip? Bogenbaugeiler Anfänger bittet dringend um Hilfe, weil er sich alleine noch nicht recht drübertraut...

Grüße Oscar
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Bogenhannes » 01.04.2014, 13:22

Sorry, das darfst du manchmal nicht erwarten.
Alle LEser denken: "lass ma andere ran".... oder... "was weiß ich, probier halt ma". ;D
Hab mich auch schon drüber geärgert, darfste aber nicht persönlich nehmen...ist halt eher `ne müde Herrenrunde :) (arbeiten oder haben Familie, das macht müde)
Ich würd den REcurve abschneiden, ich find 173cm voll ok. Ja du hast dann einen mitbiegenden Griff, aber du musst halt auch üben...
Das der Bogen am Rücken rund wird ist eigentlich sogar ganz gut, nur wäre mir das Stöckchen zu dünn. Das heiß du wirst so oder so einen schwachen Bogen kriegen.

Ernte jetzt doch noch schnell ein bisschen Hasel und kauf dir bei GErvase Hickory...
Viele Grüße
JOhannes
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Wilfrid (✝) » 01.04.2014, 14:55

Nicht ärgern ...
Wenn man nichts zu sagen hat, schreibt man eben nix

Aber hier:
4 cm ist ne solide Breite bei Schwarzdorn, 173 ausreichende Länge, 2 cm reicht für 30# immer.

Um die Mitte rum 2 cm nach oben 5 nach unten machste den Ast oval rund so 2x3 cm, und dann nach den Enden hin schön gleichmäßig anspitzen bis 1x1,2. Das gibt n Peitschentillerigen Bogen, der flott werfen sollte

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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Snake-Jo » 01.04.2014, 15:35

Da muss ich dem Bogenhannes widersprechen:
Schwarzdorn (Prunus spinosa) verhält sich ähnlich wie wildes Pflaumenholz, ist nur etwas leistungsstärker.
Ich würde den Bogen anfangs lang lassen, kürzen kann man dann immer noch. Schwarzdorn ist ein feines, dichtes und elastisches Holz, welches sehr zum Reißen neigt. Unter Hitzeeinwirkung kann man gut biegen. Ich hatte schon Bögen unter 30 mm Breite, aber anfangs 40 mm sind sicher o.k. Halbpyramidaler Flachbogen ist dabei mmer gut.
Der fertige Bogen kann sehr dauerhaft sein.

Mitbiegender Griff ist o.k., aber man kann später zur Erhöhung des Zuggewichts den Griff noch aufbauen: bauchseitig ein Stück Holz aufleimen, ca. 11 cm eigentlicher Griff plus jeweils beidseitig mind. 8 cm Übergang (Fade out).

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Bogenhannes
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Bogenhannes » 01.04.2014, 15:56

@Snake Jo, Naja ich hatte schon öfter Schwarzdorn unter dem Messer und hab halt die Erfahrung gemacht, dass trotz seiner Härte bei dünnen Stäben eben auch schwächere Bögen rauskommen. Ist halt auch nur Holz. Ich habe jetzt aber auch dickeren Schwarzdorn geerntet und freu mich schon... ;D

@Osboan Du hat ja noch 1,73 wenn du dieses recurveartige Ding wegschneidest...
ansonsten würde ich auch noch ab HErbst Ausschau nach dickem Schwarzdorn Ausschau halten, ist meistens in alten HEcken in schattigen Ecken an Waldrändern zu finden.

Und JA, es ist besonders schönes leistungsfähiges Holz! Ich hab da noch so einen kurzen von 1,40m gebaut, der immerhin 17kg zieht, also 37lb... und er hat auch 3cm Breite...spiele mit den Gedanken ihn zu präsentieren trotz des merkwürdigen Tillers :D Und der Bogen ist wirklich sehr dauerhaft trotz meines 28" Auszuges. Der Set liegt auch "nur" 5cm.

Viele Grüße,
Johannes
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Osboan
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Osboan » 01.04.2014, 18:13

Verdammtes Handy! Jetzt hab ich nen ellenlangen Beitrag getippt und dann geht der ned online *grml* In Zukunft nur mehr am PC...
Also nochmal etwas kürzer:

Danke für eure Antworten!
@Wilfrid: Also Bauch linsenförmig ist gut? Verstehe deinen Satz noch nicht "Um die Mitte rum 2 cm nach oben 5 nach unten machste den Ast oval rund,..." Meinst du, ich soll von der Mitte nach oben und unten 5 cm weit jeweils 4 cm Breite stehen lassen? Bitte erklär's mir nochmal.
Und ärgern tu ich mich eh ned, bin nur ungeduldig ;)

@Hannes und SnakeJo:
Keine Angst, Holz hab ich noch genug im Keller, nur der war halt schon trocken und ich dachte mir, bevor er Brennholz wird, probier ich's mal. Glaub aber, dass ich den Recurve wirklich wegnehmen werde, damit ich mir nicht noch mehr Schwierigkeiten einhandle. Am Abend schau ich ihn mir nochmal genau an und entscheide mich wegen des Griffes.

Bei einem mitbiegenden Griff hab ich halt die Befürchtung, dass ich dann wegen der Delle im Griffbereich zu viel Zuggewicht verliere. Und wenn ich einen Griff aufbaue: glaubt ihr, ich käme dann bei 27 cm steifem Bereich und NtN 170 cm auf 28" Auszug? Und wenn ich den Griff steif lasse, kann ich dann Weißleim nehmen, oder treten da auch schon Kräfte auf, die die Verwendung eines flexibleren Leimes notwendig machen? Ich meine vor allem da, wo die FadeOuts dann in den WA übergehen, da gibts doch starke Kräfte, oder? Will eh demnächst mal Hautleim austesten...

Und Ja, Schwarzdorn ist ein wundervolles Holz! Alleine schon die Schnittflächen vom Ziehmesser sehen aus wie poliert. Und ja, bei uns in der Umgebung weiß ich einige Plätze, wo das Pflänzchen gut gedeiht ;)
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Benedikt » 01.04.2014, 18:25

Meiner Erfahrung nach KANN Weißleim bei sowas funktionieren.
Muss aber nicht ::)
Mir ist da schonmal ein Griff abgeplatzt >:)
Ich würde persönlich eher zu Epoxi raten, alledings sollten die Klebeflächen ordentlich entfettet und glatt aufeinander aufliegen.

Von der Länge her sollte es gerade bei Schwarzdorn ausreichen, laut Bogenlängenformel:
28"x2+10.5 " = 66.5"
Das entspricht ca. 168 cm.
Also hast du sogar noch 6cm Sicherheit ;D
Sollte bei dem Holz aber für mindestens 30# eigentlich reichen ;)
Mach Späne
Benedikt
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Bogenhannes » 01.04.2014, 20:55

Hallo Osboan, hier nochmal mein Schlehenerstling im entspannten Zustand...hab gerade keine Sehne.
Schlehe entspannt FC.jpg

Das Ding ist tatsächlich 140cm lang. 3cm Breite und immerhin 37lb bei 28". Die Begriffe "schwach" und "stark" sind ja beim Zuggewicht relativ :) Ich habe den Bogenbauch flach gehalten und er ist auch semipyramidal. Er läuft eher zu den Enden hin spitz zu und ist auf zwei Drittel der WA parallel. Der Griff ist etwas oder leicht mitbiegend und im Griffbereich habe ich 1,9cm Dicke, dann linear abnehmend. War eigentlich länger geplant, aber ich habe die 10cm-Endstücke auf beiden Seiten zu dünn gemacht. Als sie mir zuviel Set eingefangen hatten, habe ich sie einfach abgeschnitten. War ursprünglich 160cm lang.
Das runde Bogenrückenprofil ergibt sich von selbst, weil es ja ein Ast ist. Wegen der Zugstärke des Holzes ist dieses natürliche Trapping ja auch von Vorteil...

Viele Grüße und viel Erfolg!
Johannes

Würde mich über ein paar Dokumentationsfotos deines Projekts freuen, wenn du es schaffst... :)
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 01.04.2014, 22:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Wilfrid (✝) » 01.04.2014, 21:09

Wenn Du den Ast "ovalrund" machst , bleibt Dir ein Griffbereich von~2,5-3x2 cm, was schon ein ganz angenehmes Griffmaß ist. Wenn Du jetzt konsequent zu den Tips hin anspitzt, also Seite und Bauch, wird der Tiller ein bischen peitschig, also elipsen/eiförmig, hälst Du die Dicke und machst die WA "Dreieckig" wird er sich im Griff mehr biegen als am Ende, wegen der Rückenkrümmung. Eigentlich müßtest Du aber mit den Maßen oben gut sauber rauskommen

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Re: Schwarzdorn

Beitrag von Osboan » 02.04.2014, 10:28

Okay, danke für die Tipps. ich wusste nicht, dass Schwarzdorn auch gut zugfest ist. Heißt das, ich kann den Bauch auch ein Stück flach lassen? Hab in meiner Euphorie nämlich schon die äußere Hälfte der WA am Bauch linsenförmig gemacht. Bei flachem Bauch holt man ja generell mehr Zuggewicht raus, als bei linsenförmigem Profil, oder kann man das nicht so pauschalisieren?

Liebe Grüße Oscar
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