Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

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Bowster
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Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Bowster » 27.01.2014, 09:10

Wer weiss denn was tempern bei Hartriegel so bringt? macht es Sinn?

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Ravenheart
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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Ravenheart » 27.01.2014, 09:19

Hmm...

my2ct:
1. Tempern macht NIE Sinn, außer es MUSS sein.
2. Tempern dient dazu, das Holz (bauchseitig) zu verhärten. Hartriegel verhärten ist wie "den Papst zum Katholizismus bekehren"...
3. Beim Verhärten des Bauches wird die Längenänderung (durch das Krümmen) in Richtung Rücken verlagert.
4. Jedes Holz hat andere "Schwachstellen". Die Schwachstelle von Hartriegel ist die Dehnfähigkeit am Rücken, bei zusätzlich sehr druckfestem Bauch. Durch Tempern steigt daher die Bruchgefahr, denn der Bauch wird NOCH härter und der Rücken durch die Hitze noch spröder.

Rabe

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Bowster
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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Bowster » 27.01.2014, 09:31

Ravenheart hat geschrieben:Hmm...

my2ct:
1. Tempern macht NIE Sinn, außer es MUSS sein.
2. Tempern dient dazu, das Holz (bauchseitig) zu verhärten. Hartriegel verhärten ist wie "den Papst zum Katholizismus bekehren"...
3. Beim Verhärten des Bauches wird die Längenänderung (durch das Krümmen) in Richtung Rücken verlagert.
4. Jedes Holz hat andere "Schwachstellen". Die Schwachstelle von Hartriegel ist die Dehnfähigkeit am Rücken, bei zusätzlich sehr druckfestem Bauch. Durch Tempern steigt daher die Bruchgefahr, denn der Bauch wird NOCH härter und der Rücken durch die Hitze noch spröder.

Rabe

Danke, dann lasse ich es wohl sein.

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von SilkyJoe » 27.01.2014, 09:34

Das bedeutet, dass man eher die zugstarken Hölzer tempert ?

zb. Esche, Hasel, Ulme und dergleichen?

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Ravenheart » 27.01.2014, 10:03

..."dass man" nicht, das klingt mir zu selbstverständlich... aber bei zugstarken Hölzern - besonders denen, die auf trockene Hitze nicht gleich mit Versprödung reagieren - macht es zumindest SINN...

Rabe

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Bogenhannes » 27.01.2014, 19:45

Vorsicht mit Tempern allgemein! Ich will nur diese Warnung loswerden: Überlegt es euch ganz genau.
Ich habe meinen wunderschönen neuen Eschenbogen getempert, weil ich gelesen habe dass Tempern bei Esche verträglich sein soll und dem Set vorbeugt. Ausserdem wollte ich das Zuggewicht etwas erhöhen. Hätt ichs mal gelassen. Der Bogen ist zwar nicht hinüber, aber das Ergebnis ist ein feines Netz von Sprüngen auf dem unteren Wurfarm. Ein Foto von den bereits "bestochenen" Sprüngen will ich noch reinstellen. Aber es sollte als Warnung dienen. Ich habe alle Hinweise befolgt, von der "Bibel" über FC, vorsichtig getempert und den Bogen wochenlang im Badezimmer stehen gehabt...
Der Tiller:
Esche getempert.jpg

Die Sprünge:
Esche getempert Sprünge 2.jpg
Dateianhänge
Esche getempert Sprünge 1.jpg
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 27.01.2014, 20:44, insgesamt 2-mal geändert.
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Robinie Jörg » 27.01.2014, 20:21

Wenn ich mich richtig erinnere hatte WAZUKA auf dem 3. SBBT einen Hartriegelbogen dabei bei dem der Bauch auch ganz leicht geröstet war. ( kaum farblich zu erkennen)

Er hat den Bogen soweit ich weis von jemandem hier gekauft, möchte jetzt aber nix falsches sagen. Frag mal Wazuka direkt dazu.
Ich weis nur noch der Bogen war am Griff 25mm breit und 20mm tief war und er hatte einen stark linsenförmigen bauch.

Wir haben mal mit dem rest Hartriegel einen Biegeversuch gemacht und dabei haben wir auch festgestellt das er Zugprobleme hat.

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Palmstroem » 27.01.2014, 20:30

Blacksmith hatte im vergangenen Jahr mal einen Hartriegel-ELB mit um die 100 Pfund vorgestellt. Den hatte er, soweit ich weiß, stark getempert. Wäre vielleicht ganz interessant, was daraus geworden ist.
Selbst habe ich es nicht probiert, ich sträube mich, ehrlich gesagt, auch ein bisschen gegen das Tempern.

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Das Pfeilparadoxon
Ein Pfeil, gesandt von einem Bogen, ist auch zunächst pfeilgrad geflogen.
Nachdem der Schütze sich verzogen, ist Pfeil rechtwinklig abgebogen.

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Granjow » 27.01.2014, 21:52

Bogenhannes hat geschrieben:Ich habe meinen wunderschönen neuen Eschenbogen getempert, weil ich gelesen habe dass Tempern bei Esche verträglich sein soll und dem Set vorbeugt. Ausserdem wollte ich das Zuggewicht etwas erhöhen. Hätt ichs mal gelassen.


Als Gegenpol: Ich habe vor einer Weile einen Eschenbogen mit mehr Früh- als Spätholz getempert. Ist immer noch mein Lieblingsbogen. Der Bauch ist schwarz und hat einige Risse, aber von der Leistun.g her ist er trotz breiter Tips top, und der Set ist weg (habe ihn nach der Garage zu wenig lang getrocknet und feucht getillert

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Frankster » 28.01.2014, 00:24

@Granjow
kann ich bestätigen. Der getemperte Eschenbogen aus dem Bowswap von Dir funktioniert richtig gut und hat nach wie vor so gut wie kein Set aufgebaut.

@Hannes
hat sich denn Set eingestellt an den Stellen mit den Rissen?
Sind die Risse mit der Zeit größer geworden?
Nimm nicht den ganzen Baum wenn Dir ein Ast genügt

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Blacksmith77K » 28.01.2014, 09:30

Getempert hatte ich einen 60# Hasel Elb , der bis dato keine Probleme aufweist. Wurde aber Feuer - Getempert und nicht mit einem Föhn.
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Wazuka » 28.01.2014, 12:16

Jörg, Du hast ein sehr gutes Gedächtnis, wie mir scheint ;)

In der Tat besitze und schieße ich einen Hartriegel ELB, der auf der Bauchseite durchgehend getempert ist. Er ist NtN 167 cm, stark linsenförmig und sehr schmal (die Maße von Jörg dürften hinkommen, kann ich aber erst bestätigen, wenn ich daheim bin). Als ich ihn bekommen habe, hatte er noch einen leichten Reflex, der durch das Tempern auch so gehalten werden sollte. Das Zuggewicht war damals ein wenig stärker als jetzt und lag bei ca. 45# @ 27". Inzwischen hat der Bogen leider etwas Set angenommen, der Reflex ist fast völlig weg. Zuggewicht ist auf knapp unter 40# gefallen. Nichtsdestotrotz schießt er weiterhin sehr flott und angenehm. Er ist eben sehr schmal und leicht und auf Speed gebaut. Risse sind nach wie vor nirgends zu erkennen (weder Bauch noch Rücken) und der Tiller ist immer noch erste Sahne.

Gebaut hat den Bogen übrigens Ishi.

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von nemrod » 28.01.2014, 12:32

Bogenhannes hat geschrieben: bereits "bestochenen" Sprüngen


Hmmm! Bessert mich aus wenn ich mich irre, aber ich meine, es werden nur 2 Stiche bei so einem Aktion gemacht: nämlich am Anfang und am Ende des Risses (wenn der Riss an der Kante aufläuft dann logischer Weise nur einen) und nicht parallel zum Riss! Ich mache es so und es funktioniert. Sinn der Übung ist den weiter reißen zu verhindern - ich weiß nicht wie da die parallele Stiche helfen sollen?

Gruß
nemrod
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Esche getempert Sprünge 2.jpg
da gehören die Stiche hin

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Bowster » 28.01.2014, 14:07

Wazuka hat geschrieben:Jörg, Du hast ein sehr gutes Gedächtnis, wie mir scheint ;)

In der Tat besitze und schieße ich einen Hartriegel ELB, der auf der Bauchseite durchgehend getempert ist. Er ist NtN 167 cm, stark linsenförmig und sehr schmal (die Maße von Jörg dürften hinkommen, kann ich aber erst bestätigen, wenn ich daheim bin). Als ich ihn bekommen habe, hatte er noch einen leichten Reflex, der durch das Tempern auch so gehalten werden sollte. Das Zuggewicht war damals ein wenig stärker als jetzt und lag bei ca. 45# @ 27". Inzwischen hat der Bogen leider etwas Set angenommen, der Reflex ist fast völlig weg. Zuggewicht ist auf knapp unter 40# gefallen. Nichtsdestotrotz schießt er weiterhin sehr flott und angenehm. Er ist eben sehr schmal und leicht und auf Speed gebaut. Risse sind nach wie vor nirgends zu erkennen (weder Bauch noch Rücken) und der Tiller ist immer noch erste Sahne.

Gebaut hat den Bogen übrigens Ishi.

könntest Du mir das Gewicht mitteilen?

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Re: Tempern bei Hartriegel, bringt´s was?

Beitrag von Bogenhannes » 28.01.2014, 14:48

@Granjow Tja, ich würde vermuten, dass es möglicherweise genau an diesem ungünstigen Früh-Spätholzverhältnis lag und der Bogen nur gewinnen konnte? Bei meiner Esche ist es genau anders herum. Aber ist es nicht einfach so, dass man sowieso ein gewisses Risiko eingeht? Ich habe irgendwo mal gelesen, dass die Chance 50:50 steht, dass es Risse beim Tempern gibt. Übrigens ist die Leistung des Bogens auch trotz der Risse immer noch ordentlich. Ich habe aber durch das Tempern keinen besonderen Leistungszuwachs bemerkt. Er hatte vorher 52lb und jetzt 54lb.
@Frankster JA der Set, den er vor dem Tempern hatte, ist weg und er ist mein geradester Bogen momentan. Es hat sich auch kein bedeutender Stringfollow eingestellt. Also von daher ein Erfolg, wenn nur nicht diese kleinen Sprünge wären, die ich mit Sorge betrachte. Die Risse sind noch nicht größer geworden, weil ich den Bogen noch nicht geschossen habe, wegen dem Wetter und ich ihn eben noch "bestechen" wollte.
@nemrod Also dieses Stechschema habe ich in der Boywers Bible 2 gesehen. Möglicherweise ist es auch nur Brimborium, aber ich halte es auch für sinnvoll, weil man dadurch etwas die Kompressionsspannung rausnimmt, die ja trotzdem im Holz ist und auf das gebrochene Holz der Risse drückt und auch hochdrückt. Die Enden punktieren bringt, denke ich, nicht so viel. Wie sollen die das Weiterreissen verhindern? Hast du vielleicht eine überzeugende Begründung? Wenn ja, ich steche gerne solange auf den Bogen ein, bis alle Risse weg sind ;-)

Allgemein: Ich wollte ja nur eine Warnung aussprechen für diejenigen, die mit dem Gedanken spielen einen sowieso schon gelungenen Bogen durch Tempern aufzuwerten. Bei Granjows Bogen hat sichs gelohnt, bei meinem vielleicht nicht.
Ich denke jetzt mit dieser Erfahrung nicht sehr positiv übers Tempern und würde es nur noch bei einem Bogen machen, bei dem ich sowieso nichts zu verlieren habe. Das wird sich natürlich auch wieder ändern, wenn ich 20 Bögen an der Wand habe.
Und damit zurück an Bowster...
Viele Grüße
Die Richtung eines Pfeils wie auch eines Wortes lässt sich nicht mehr ändern

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