Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

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Ravenheart
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Ravenheart » 14.01.2014, 13:58

Die wesentlichen Unterschiede:

Rattan hat keine Ringstruktur,
Rattan kann man über den Rücken tillern,
Rattan ist leichter, erfordert aber auch deutlich größere Dimensionen (Dicke),
Rattan lässt sich schlecht mit der Ziehklinge bearbeiten (sie muss SEHR scharf sein!),
Rattan verträgt engere Biegeradien,
Bogen über 1,60m Länge sind "wabbellig", das Optimum für Rattan liegt etwa bei 1,40 - 1,50m,
Rattan -LB sind relativ schwächlich bezogen auf das Zuggewicht, Rattan braucht Recurves
Wenn Rattan seitlich ausweicht, was leicht passiert, wird nicht etwa gegen-bearbeitet, sondern das teil wird kurzerhand per Hitze greade gebogen.
Bei einer schwachen Stelle wird nicht zwingend der ganze Rest schwächer gemacht, sondern die Stelle wird einfach hartgeröstet. (Das hat zwar auch Grenzen, aber geht!).
Und im Finish: Rattan ist stets offenporig und wird bei Wasserkontakt sofort "pickelig"...

Hab ich was vergessen?

Rabe

PS: Ich würde Esche für den Anfang empfehlen!

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Güssenjäger
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Güssenjäger » 14.01.2014, 14:02

Hallo,

in die Liste der Hölzer könntest Du vielleicht noch Hasel aufnehmen.
Viele Grüße
Gerd

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ralfmcghee
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.01.2014, 14:42

Wow, das wird ja ein richtiger Workshop. :)

@wiegert87:

Das ist natürlich richtig. Sehnenwachs habe ich. Aber frisches Dacron ist ja gewachst, insofern gehe ich mal davon aus, dass ich beim Spleißen nicht wachsen muss.

@Güssenjäger:

Stimmt. Hasel habe ich auch auf der Agenda, aber aktuell bin ich zu faul, mir ein Stämmchen zu fällen. Um ehrlich zu sein: Ich bin noch zu neu in der Szene und bin nicht sicher, wie man darauf reagiert, wenn ich in der freien Natur einfach Holz umhaue. Lust auf Ärger mit irgendwelchen Leuten, dem Förster oder dem Ordnungsamt habe ich weniger. Deshalb denke ich in die Richtung eines Kauf-Staves.

@Ravenheart:

Das war wieder einmal eingehend - Danke!!! Ich nehme mit, dass Rattan doch sehr viel anders gearbeitet wird als Holz. Dann kommt noch das Biegen von Recurves - habe ich noch nie gemacht. Das bringt mich etwas mehr zu einem Holzbogen und überlege, ob ich für Rattan womöglich mal einen Kurs machen sollte.

So jetzt fahre ich erst einmal eine kleine Tour und denke noch ein wenig nach.

Liebe Grüße
Ralf
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ralfmcghee
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.01.2014, 14:45

Nachtrag:

@Frankster: Um die Verfügbarkeit mache ich mir nicht so große Sorgen. So exotisch soll der Bogen ja nicht werden - eher ein Gebrauchsbogen für Untrainierte. Ich denke mal, dass die Klassiker unter den heimischen Hölzern dafür greifbar sind. :)
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 14.01.2014, 20:58

So, einen habe ich noch für heute. Danach muss ich job-bedingt meine Ambitionen bis zum Wochenende oder bis zur übernächsten Woche ruhen lassen.

Der Stave

Heute habe ich mir für mein erstes Bogenbauprojekt in Heimarbeit ein wenig Holz besorgt. Michel Bombardier hat mich großzügig versorgt. Es handelt sich um zwei Staves ca. 2,20 m lang:

    Esche, für mein Auge ziemlich gerade. Ich denke mir, dass der Bogen ein wenig Set bekommen wird.
    Robinie, ein ziemlich dickes Ding mit etwas Reflex. Michel hat mir empfohlen, den Stave noch einmal zu spalten.

Mal sehen, ob ich es schaffe, aus der Robinie zwei Staves zu machen. Mal sehen, ob ich mit dem Spalten zurecht komme. Vorhin habe ich mir den Spaß gemacht und ein Feuchtigkeitsmessgerät in das Holz gesteckt. Es zeigte 17% Feuchtigkeit an. Muss ich hierzu etwas Wichtiges beachten? Bis ich zur Weiterverarbeitung komme, müsste das Holz doch wieder etwas Feuchtigkeit verloren haben, nicht wahr? Bei nächster Gelegenheit liefere ich ein paar Bilder.

Es grüßt Euch ganz herzlich
der Ralf
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Idariod » 15.01.2014, 08:26

Je nach Lagerung. Aufm Bücherregal in der beheizten Wohnung verlieren sie bestimmt noch was. So lang du nicht unter 9% kommst, sollte es passen. Was ich dir aus eigener Erfahrung versprechen kann, sind 4" Set bei der Esche wenn du mit 16% Restfeuchte in den Vollauszug gehst. Wenn ich meinen Erstling präsentiere (irgendwann in den nächsten paar Tagen) kannst dir mal ein schönes Negativbeispiel ansehen :D
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 15.01.2014, 12:31

Okay, 9% sollte ich nicht unterschreiten. Dann kann ich ja langsam mit der Fertigung des Bogens loslegen. Nun eine Frage: Meine bisherigen Bögen (einfaches Leinöl-Finish) bewahre ich in der Wohnung auf. Muss ich damit rechnen, dass sie zu trocken werden und dann brechen? Wenn ja: Wie sollte man denn fertige und oberflächenbehandelte Bögen lagern?

Schon einmal vielen Dank für Eure Hinweise!
Ralf
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Idariod » 15.01.2014, 13:40

Fertige Bögen sagte letztens jemand mal zu:
"Im Schlafzimmer aufm Kleiderschrank"

In der beheizten Wohnung trocknet man eigentlich die Staves zum Tillern fertig, daher denke ich, dass es normalerweise keine Probleme geben sollte. Direkt über oder neben der Heizung ist halt nicht optimal denke ich.
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Phalax » 15.01.2014, 14:12

ICh habe einen Ratan Langbogen der ca einen halben Meter neben der Heizung steht. bisher hat sich da noch nichts getan. Ich kann ihn aber auch nirgendwo sonst lagern . Da Ratan aber kein Holz ist Kann ich es nicht genau sagen. Auf dem Kleiderschrank oder in einem trockenen Raum wie eine Abstellkammer wo die Heizung nicht ganz aufgedreht wird wäre optimal denke ich.
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Felsenbirne » 15.01.2014, 14:23

ralfmcghee hat geschrieben: Nun eine Frage: Meine bisherigen Bögen (einfaches Leinöl-Finish) bewahre ich in der Wohnung auf. Muss ich damit rechnen, dass sie zu trocken werden und dann brechen? Wenn ja: Wie sollte man denn fertige und oberflächenbehandelte Bögen lagern?

Schon einmal vielen Dank für Eure Hinweise!
Ralf


Wenn Du die nicht im Kamin oder Badewanne lagerst ist es egal. Allerdings sollte man Bögen nicht in die Ecke stellen, sondern horizontal lagern. Wenn Du nicht im Krematorium wohnst passiert gar nix mit dem Bogen. Wenn doch, war er es nicht wert Bogen genannt zu werden. Also nicht zuviel Gedanken machen
Gruss Matthias

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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 16.01.2014, 19:59

Puuh, dann bin ich erst einmal beruhigt wegen meiner ersten Bögen. Heute habe ich mir Spaltwerkzeug und eine Säge besorgt. Am Wochenende kriege ich bestimmt Muskelkater. ;D
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 18.01.2014, 20:00

Liebes Tagebuch! :D

Heute habe ich den üppigen Robinien-Stave gespalten. So etwas habe ich zum ersten Mal gemacht. Aus dem dicken Stamm sind nun zwei Staves (einer ziemlich schmal, der andere immer noch üppig) herausgekommen. Ich muss sagen, man erlebt schon seine Überraschungen. Beim Spalten habe ich mich an einem Riss im Hirnholz, der in die Richtung, wo früher der Markkanal verlaufen sein musste, orientiert. Interessanterweise macht der Faserverlauf mitten im Stave eine ordentliche Biegung.

Ich stimme mich schon einmal darauf ein, dass der Bogen, den ich gerade baue, ein Übungs-Teil wird. Besonders stark werde ich ihn aus dem schmalen Stave nicht bauen können. Das ist aber okay, weil es ohnehin ein weniger zugstarker Bogen werden soll. Heute habe ich mich damit beschäftigt, die Rinde und das darunter liegende Holz (Splintholz, richtig?) zu entfernen. Ein wenig davon ist noch drauf, aber ich habe die Arbeit eingestellt, als es dunkel wurde. Damit habe ich genügend Frischluft und lahme Arme bekommen.

Bei nächster Gelegenheit gibt es ein paar Fotos. Bis zum nächsten Posting

Ralf
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 18.01.2014, 20:08

Ach, einen hab' ich noch:

Ein Nachbar meinte heute, Robinie sei giftig. Jetzt habe ich es in Wikipedia nachgelesen. Ist das so ernst zu nehmen wie bei der Eibe und muss ich beim Bau des Bogens besondere Vorkehrungen treffen? Für Eure Hinweise schon einmal vielen Dank und

LG
Ralf
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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von Felsenbirne » 18.01.2014, 21:26

Grundsätzlich solltest du bei Schleifarbeiten darauf achten den Staub nicht einzuatmen. Idealerweise macht man das draussen und/oder mit einer Staubschutzmaske.
Gelegtlich kann das Arbeiten mit dem Holz zu allergischen Reaktionen führen. Aber das gilt ja für so ziemlich alles.
Gruss Matthias

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Re: Anfänger baut einen Bogen - eine Art Tagebuch

Beitrag von ralfmcghee » 19.01.2014, 17:42

Danke schön für den Tipp! Ich werde mir so einen Mundschutz, wie er in Krankenhäusern verwendet wird, über Mund und Nase hängen. Das sollte hoffentlich ausreichen.

Morgen oder übermorgen werde ich die Bogenkonturen aussägen. Ich bin gespannt, ob dann noch ein Projekt mit Perspektive vorliegt. Der Stave ist dermaßen gekrümmt, dass ich schon Probleme hatte, die Mittellinie so zu lokalisieren, dass sie durch den Griffbereich verläuft. Zur Zeit sehe ich das so: Wenn ich Glück habe, kriege ich einen Bogen, der Pfeile nach vorne bewegt. Wenn ich ganz viel Glück habe, wird es ein sehr leichtes Teil. Und wenn ich Pech habe, dann habe ich zumindest eine Erfahrung gemacht. Dann gibt's eine Fehleranalyse und auf ein Neues.
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