Zuggewicht reduzieren

[Wazuka]

Servus miteinander,

ich hatte ja am SBBT an einem Hollerbogen rumgeraspelt und einen m.E. ganz ordentlichen Tiller hinbekommen:

Abgesehen davon, daß mir die Leimfuge am Griff leider aufgegangen ist und ich inzwischen den Griff wieder ordentlich (und diesmal besser) aufgebabscht habe, kamen nun Hornnocken auf verschmälerte Tips. Tiller hat sich, wenn überhaupt, nur minimal verändert.

Nun das Problem: Der Bogen ist für meine Frau. Die hat noch nie geschossen und braucht ein niedriges Einstiegszuggewicht. Hab sie gestern mal ziehen lassen. Da ging nicht wirklich viel. Also bin ich in den Keller und hab mal das Zuggewicht gemessen. Hoppla: der hat bei 24" gute 35#. Das sollten dann doch noch mind. 10# weniger werden. Zielzuggewicht erst mal 25#. Dann laß ich sie nochmal ziehen.

Frage: Wie verringere ich das Zuggewicht, möglichst ohne den Tiller groß zu verändern? Denn der ist ja schon ganz ok. Nehme ich (z.B. mit dem Ziehmesser) überall möglichst gleichmäßig Holz am Bauch weg? Oder muß ich zum Griff hin weniger oder mehr wegnehmen? Klar kann ich das auch ausprobieren, aber die generelle Richtung wäre schon hilfreich zu wissen.

Thomas

[inge]

Einfach weiter tillern. Der Bauch ist ganz flach? Wenn du die Kanten rundest und den Bauch linsenförmig arbeitest, sollte das gehen. Ich konnte am Anfang meinen 28 er auch nicht voll ausziehen.
lg
inge

[Onslow Skelton]

Ei gude Thomas,

eigentlich wäre es schade den Bogen jetzt zu Reduzieren. Soweit ich es in Erinnerung habe sah der Tiller nicht nur recht gut aus sondern der Bogen zog sich auch sehr angenehm.
Haste nicht noch ein anderes Stück Holz oder Rattan mit dem du einen Einsteiger Bogen für deine Frau machen kannst?

Ansonsten mach es so wie Inge es vorgeschlagen hat.

Gruß,
Frank

[Lord Hurny]

Hallo Wazuka,
das Zuggewicht nur mehr mit feinen Werkzeugen reduzieren, nicht mehr mit dem Zihmesser (grobes Schleifpapier, Feile, Ziehklinge, etc.)

Ich würde wie folgt vorgehen:
zeichne mit viel Kritzelei die Wurfarmseiten und den Bauch von ca. 5cm nach den Fades bis ca. 5cm vor den Tips an, dann mit der Ziehklinge (oder Feile, oder Schleifpapier) alle Bleistiftspuren beseitigen. Jetzt 20-30 in den Vollauszug, Tiller kontrollieren, Zuggewicht kontrollieren und nach Bedarf diesen Vorgang beliebig wiederholen. So ein Arbeitsschritt sollte jedesmal 2-3# reduzieren.

[Ravenheart]

Zuggewicht reduzieren OHNE den Tiller zu verändern - geht nicht!
Das ist wie GANZ NEU tillern.
Und damit würde ich AUCH sagen:
So lassen und nen Neuen bauen!
Gleicher Aufwand, doppeltes Ergebnis (2 Bogen).

Rabe

[tomtux]

von 35# auf 25# sind rund 30% zuggewichtsreduktion.
wenn das von den wurfarmseiten abzunehmen ist, sprich der bogen einfach konstant 30% schmäler wird ändert sich auch der tiller nicht.
das geht nicht, wenn das seitenverhältnis (breite/dicke) die arme dann instabil macht und seitlich wegkippen lässt.

[klaus1962]

Ist zwar vielleicht nicht das, was Du vielleicht hören möchtest, aber ich schließe mich voll der Meinung vom Raben an.
Wenn ein Bogen so gut getillert ist, wie der gezeigte, dann würde ich das Risiko, ihn womöglich bei der Schwächung zu vermurksen, nicht eingehen. Also eher einen anderen bauen, mit der gewünschten Zugkraft.
Für den "momentan zu starken Bogen" findet sich sicher ein anderer Schütze oder vielleicht wird er irgendwann später für Deine Frau genau richtig.

Gruß
Klaus

PS:
wenn's das Design zuläßt, wäre ein mitbiegender Griff evtl. auch eine Option.
Soll heißen: harter Griff runter und durch Kork ersetzen.

[Wazuka]

Danke für eure Tips und Meinungen. Ich habe sehr wohl darüber nachgedacht, den Bogen so zu lassen, wie er ist. Da ich aber kein adäquates Stück Holz für einen leichten Bogen habe, und da ich den Bogen meiner Frau im Prinzip schon versprochen habe, und da ich überdies schon eine sehr genaue Vorstellung vom Finish habe, will ich ihn nun zu Ende bringen (auch wenn ich ihn dabei vermurkse oder gar kille). Ich habe sehr wohl auch registriert, daß ihr den Tiller für so gut haltet, daß man nix mehr machen sollte. Das ehrt mich und macht mich stolz. Trotzdem ...

So ein Arbeitsschritt sollte jedesmal 2-3# reduzieren.

Ich hab so gearbeitet, wie Du beschrieben hast. Insgesamt vier mal bis jetzt. Klappt auch wirklich gut. Nur die Reduktion des Zuggewichts ist eher im Bereich von 0.2# pro Arbeitsgang. Ich nehme das Holz mit einem Schwanenhals runter (hab keine gerade Klinge). Wahrscheinlich ist das zu wenig, oder?

[Ravenheart]

...was hindert Dich, ne gerade Klinge zu kaufen? ^^

Rabe

[Wazuka]

Im Prinzip nix ...

Hab erst auf dem SBBT gelernt, wie man mit so einem Ding umgeht. Seitdem mangelte es an Gelegenheit. Da es sowas nicht im Baumarkt gibt, muß ich es wohl online bestellen.

[bowa]

Apropos... gibt es bei Ziehklingen große Qualitative Unterschiede?
Sind die Krischen oder Stanley Klingen besser als andere?

[Palmstroem]

Der Stahl spielt mit Sicherheit eine gewichtige Rolle, allerdings halte ich die richtige "Behandlung" der Schneidkanten für wichtiger. Da es sich zudem ja um ungehärteten Stahl handelt.
Beim Erzeugen der Schneidkanten kann man viel vermurksen, wenn z.B. die alte Kante nicht wieder plan gefeilt und glatt, eben und scharf abgezogen wurde.
Auch beim Andrücken der Schneiden kann man einiges falsch machen.
Bei meinen ersten Versuchen mit meiner (Baumarkt-)Klinge (ich glaube, dass es Hornbach war) habe ich mir die Kante immer mit einer Lupe angeschaut, um Fehler besser zu sehen. Die entsprechenden Anleitungen zum richtigen Schärfen der Klingen findet man ohne langes Suchen.

@Wazuka: finde Deinen Plan zur Reduzierung des ZG nicht gut, auch wenn Du Deiner Frau 10x DIESEN Bogen versprochen hast. So ein feiner Tiller - Hut ab. Aber des Menschen Wille sei sein Himmelreich....

Palmström

[Silberwolke]

Paul Comstock: Der gebogene Stock
Hier beschreibt er eine Methode dafür. Man nehme eine grobe Raspel zieht damit gleichmässig über den Bauch beider Wurfarmen. Dann nehme man eine Ziehklinge und besetigt die Spuren.

[Ravenheart]

Apropos... gibt es bei Ziehklingen große Qualitative Unterschiede?
Sind die Krischen oder Stanley Klingen besser als andere?

Definitiv macht der Stahl die Qualität!
Im Baumarkt (@Wazuka: bei uns gibt es die tlw. auch im Baumarkt!) weiß man nie, was man bekommt.
Ich habe mir u.a. bei Dictum diesen Stahl bestellt:
http://www.mehr-als-werkzeug.de/product/703523/Japanischer-Ziehklingenstahl-Staerke-050-mm.htm

...der beste, den ich je für Ziehklingen hatte!

Rabe

[Galighenna]

OH genial ! Das ist ja günstiger als ein Satz Ziehklingen und man kann sich dann selbst die Form erstellen die man möchte/braucht.
Wärmebehandelt hast du den Stahl sicher nicht Rabe oder? Würde ja sonst zu hart umnen Grat an zu ziehen.