Ulme....und wie geh ichs an?

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harp100

Ulme....und wie geh ichs an?

Beitrag von harp100 » 24.03.2006, 22:21

herzliches hallo!...und wieder bitte ich um tipps und hilfe...als neuling hab ich ulme bekommen..im feber gefällt und halbiert..länge ist 2m..dm der stämme,ca 25-30 cm...soll ich zum austrocknen die rinde runter...wird das helle holz abgearbeitet oder ganz entfernt...und welche form eignet sich bei ulme am besten für einen langbogen?... Bild Bild
besten dank schon mal im vorraus.....günther

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Squid (✝)
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Beitrag von Squid (✝) » 24.03.2006, 23:29

Moin,
Holz soll laaangsam trocknen, also werden die Schnittflächen oft versiegelt, mit Lack oder Leim. Sonst kann das Holz reissen oder die Leistung is später nicht so toll.
Ob die Rinde ab soll? ... keine Ahnung... aber oft nisten sich Schädlinge drunter ein und essen das Holz ... (siehe Thread Wurmzeichen)

Und die Form für nen Ulmenbogen: Flachbogen geht gut, irgendwo im Forum geistert auch ein Thread zu einem Holmegaard aus Ulme mit Kabelbacking 'rum: sieht cool aus, das Teil... Suchfunktion probieren...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

bambule
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Ulme

Beitrag von bambule » 25.03.2006, 10:20

bei Ulme wird in der Regel nur das helle Splintholz zum Bogenbau verwendet. Ich würde die Rinde entfernen und das Holz versiegeln. Als Design würde ich nen Flachbogen wählen, wie bei eigentlich allen hellen Hölzern. Man kann auch Engländer bauen aber in der Regel ist dieses Profil für Ulme nicht geeignet. Manchmal klappt es meistens jedoch nicht. Die Bögen bekommen sehr viel Set und schiessen wie nasse Säcke. Du musst natürlich noch längern trocknen lassen. Allerdings kann die Zeit verkürzt werden, wenn man den Rohling schon so ziemlich auf Tillermaße runter arbeitet, weil weniger Masse weniger Zeit zum trocknen brauch. Mußte halt sehen, wie Du am besten damit klar kommst.

Greetingz

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Beitrag von Snake-Jo » 25.03.2006, 13:41

@harp: nein, du kannst auch das schöne rote Kernholz der Feldulme verwenden. Ich baue auch oft Bogen nur aus dem Kernholz. Bei Ulme ist es unbedingt erforderlich, die Rinde herunterzunehmen, da diverse Borkenkäfer, u.a. der gefürchte Ulmensplintholzkäfer, darunter ihr Unwesen treiben.
Man kann Ulme genauso wie die meisten anderen Hölzer zu einem Stab mit leichten Übermaßen schneiden, die Enden versiegeln und dann sukzessive weiterarbeiten, dann sit der Bogen in 2-3 Monaten fertig.
Man kann den Stamm aber auch 10 Jahre an einem feuchten Ort ablagern und sich danach wundern. :D

Unbedingt erforderlich ist ein Bruchtest bei Ulmenholz! Ich kann das immer nur dringenst anraten, auch wenn es kaum eienr macht und sich lieber die Einzelteile eines Bogens ans Hirn dengelt. 8-|
Harp: Mach doch bitte noch eine Nahaufnahme vom Querschnitt (vorher schleifen und lackieren), damit man die Jahresrigne besser sieht. Scheinen mir sehr dünn zu sein.

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Beitrag von Lost Fletcher » 26.03.2006, 15:55

Da ich dankenswerter Weise die anderen 3 Haelften habe ;-) gebe ich mal die Nahaufnahme rein. Habe leider das Lineal vergessen, aber der Radius sollte so in etwa 11 cm sein.

Servus

Rudi Bild

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Beitrag von Ravenheart » 27.03.2006, 10:20

Ja prima, sieht doch gut aus! Bloß drauf achten, dass der Bogen so im Stave liegt, dass der Rücken etwa symmetrisch ist - die Ringe verlaufen ja relativ wellig!

Als Rücken kannst Du entweder den 4. oder 5. von außen nehmen (dann hat nur der Griff dunkle Anteile, sieht auch gut aus!), oder den 8. oder 9. von außen, dann hast Du bauchseitig entsprechend Kernholz... Hängt davon ab, wie spröde das Kernholz wirkt! Einfach mal nen längeren Span abschneiden und biegen/eindrücken; ist der eher bröselig > Var. 1, ist der zäh und elastisch > Var. 2.

Rabe

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Beitrag von Lost Fletcher » 27.03.2006, 13:51

Der Vollstaendigkeit halber noch der Kommentar des Tischlers meines Vertrauens...

Zitat:
"Zu deinem Stamm : Laut Foto – mehr habe ich ja nicht – handelt es sich um eine Rotulme.

Zu erkennen an der Rötlichen Färbung im Kernholz und an dem Markanten Splint das Gelblich weiß ist,eine Besondere Eigenschaft der Rotulme ist auch ( es kommt auch bei den anderen Ulmen vor aber nicht so häufig )
der Ansatz eines Spritzkernes, das heißt das Kernholz ist nicht immer ganz Kreisrund angeordnet, man sieht das bei deinem Stamm sehr schön,die Kernholz Ausbuchtung rechts unten, und die Rötlichen Verfärbungen im unteren teil des Splintholzes in form von drei Rötlichen Farbflecken, hier hätte sich auch so ein so genannter Spritzkern gebildet wenn der Baum weiter wachsen hätte dürfen.
Im Forum hat schon jemand einen guten Beitrag geliefert mit dem Borken Käfer bzw. Splintholzkäfer. Die Rinde ist Bitte zu entfernen Weil genau dort im Bereich des Bastes sich die Burschen der Gattung Holzwurm liebend gerne aufhalten.
Dazu kommt allerdings noch etwas, ich weiß das dieser Baum erst jetzt gefällt wurde, für das Holz an sich ein denkbar Ungünstiger Zeitpunkt,
dadurch ist das Splitholz noch mehr gefährdet durch Wurmfraß, und eine wichtige Sache zur Ausformung – und das gilt für alle Hölzer bzw.
Stämme. Ihr Viertelt ja die Stämme um dann daraus einen Bogen zu bauen, da sollte man unbedingt etwas vom Kern wegnehmen, das heißt die Markröhre
Oder Kernröhre in der Mitte weil von da aus die meisten Risse entstehen. Das hat wieder mit den Trocknungseigenschaften des Holzes zu tun und hier gibt es eine
Faustregel die man bei einem Pfosten am besten erklären kann. In der Länge 5%, in der Breite 10%, und in der Dicke – in der Richtung der Jahresringe – 15 %.
Wenn nun also die Kern – oder Markröhre im Pfosten oder Stamm drinnen ist, ist in diesem Bereich der Jahresring im Ganzen umfang erhalten und entlang des
Jahresringes trocknet aber das Holz am meisten, somit sind Kernrisse vorprogrammiert.
Man sieht auch auf dem Stamm diesen Kernriss an der Rechten Seite im Bild.
Das Versiegeln eines Holzstückes ist ja ganz gut, aber es sollte so geschehen das es auch Langsam austrocknen kann, und hier kommt wieder
Das wissen um den Richtigen Zeitpunkt des Holzeinschlages zu tragen, dann wenn die Saftführung am geringsten ist und hier gibt es wieder verschiedene ansichten
Erfahrungen, es ist ein sehr breit gefächertes Gebiet wie man vielleicht schon bemerkt.
Noch etwas zu Ulmenholz an sich womit etwas sehr deutlich wird: Ulmenholz wurde auch als Zähes Werkzeugholz verwendet, als Träger bei Toreinfahrten, auch als Dachsparren, manchmal als Türstock, etwas wichtiges aber – bei den Rädern der Heuwagen Truhenwagen und eben Landwirtschaftlichen Geräten wurde der Reifen aus Eiche gemacht weil es oft im Wasser stand und sehr Wiederstandsfähig ist, die Speichen aus Esche wegen der Elastizität, aber der Radhaufen da wo die Nabe drinnen ist, der wurde aus Ulmenholz gemacht weil es die besten abrieb Eigenschaften hat, Dicht und Zäh."

Servus

Rudi

Eldoro
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Beitrag von Eldoro » 28.03.2006, 19:38

Original geschrieben von Lost Fletcher
Das Versiegeln eines Holzstückes ist ja ganz gut, aber es sollte so geschehen das es auch Langsam austrocknen kann, und hier kommt wieder
Das wissen um den Richtigen Zeitpunkt des Holzeinschlages zu tragen, dann wenn die Saftführung am geringsten ist und hier gibt es wieder verschiedene ansichten



hmmmmm..... also man kanns holz auch im hoch(!!!)sommer fällen spalten ,versiegeln und dann trocknen, so stehts in der TBB 1, vorteil: innere rinde geht leichter ab.
Nachteil: vieleicht längere trocknung .....

[royalblue](edit: Zitat repariert. Rabe)[/royalblue]
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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Lost Fletcher
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Beitrag von Lost Fletcher » 28.03.2006, 21:16

Sag das keinem Tischler, der nachts mit einer Mondphasen-gerecht gefaellten Eiche im Arm einschlaeft ;-)

Servus

Rudi

harp100

zur ulme....

Beitrag von harp100 » 30.03.2006, 14:24

an der stelle ein herzliches dankeschön,an alle ratgeber.....war wiedermal eine woche internetzmässig ausser gefecht...und jetzt bin ich wieder da....und gleich mal alles gelesen,was die(unsere) ulme anbelangt...dem rudiseidank,daß er das wort und bild übernommen hat...und den tischler seines vertrauens,der auch mein tischler ist,zitiert hat...also dann ans werk....

jason

Beitrag von jason » 28.08.2006, 23:38

jau, ich bin auch n neuer hier. also hallo allerseits!
dachte mir ich wärme den thread einfach mal auf, vielleicht klappts ja :o

habe so gut wie noch keine bauerfahrung...

...aber noch ne ulme bei mir rumstehen, die vor etwa eineinhalb jahren geschnitten wurde (frühjahr glaub ich). da ich jedoch damals noch keine ahnung hatte, wie man gebührend mit bogenholz umgeht, hab ich ihn bis jetzt noch nicht aufgespalten nix versiegelt und die rinde is auch noch dran 8-|
also nach dem was ich hier so lese wird er eh wurmverseucht sein, was?
falls ja, könnte man ja schaun ob man den wurmigen teil wegnimmt (an der faser entlang) und einfach den rest verwendet? oder isses besser, wenn die bast schicht dranbleibt?

also nen mittigen riss hat er an der breiten stirnseite schon, ich denke da werd ich dann logischerweise mit dem spalten ansetzten. gibt es da etwas besonderes, worauf man dabei achten sollte? meine holz-spalt-erfahrung beschränkt sich leider komplett auf brennholzholzhacken... 8-|

ach ja, ich hätt da auch nochn paar eibenstämme rumliegen. so zwischen 10 und 20 cm stark und furztrocken. also das müssen sie sein, denn nach angabe dessen, der se mir geschenkt hat lagen sie ca. 10 jahre einfach so im schuppen und sind nicht angerührt worden. natürlich sind auch sie weder versiegelt noch aufgespalten noch sonstwas...hm taugen die noch was? wär ja ein jammer wenn nicht!

zugegeben, das waren jetzt n haufen fragen auf einmal. is vielleicht auch doof, euch so zu überrennen. aber wenn der ein oder andere, der mal zufällig hier vorbeistolpert den ein oder anderen tip auf lager hat, wär ich schon überglücklich!

als' denn a liebs grüßle,
jakob

Boettger
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Ulme

Beitrag von Boettger » 29.08.2006, 08:26

Hallo Jason - willkommen im Fletchers Corner!

Um den Ulmen-Splintholzkäfer würde ich mir keine allzu große Sorgen machen. Nachdem er die Ulme in Deutschland beinahe ausgerottet hat, dürfte es von diesem Käfer mittlerweile auch nicht mehr so viele geben :D
Die Rinde und den Bast würde ich trotzdem runternehmen, dann sollte man auch gleich sehen, ob der Stave auch in Ordnung ist.

Der Riß im Stirnholz interessiert nur dann, wenn Du auf die volle Länge unbedingt angewiesen bist. Ansonsten ist nur entscheidend, dass nach dem Spalten ein schön geformter Spaltling rauskommt.

Wenn die Eibe bis jetzt das Trocknen auch ohne Versiegelung überstanden hat, passiert ihr übrigens jetzt auch nichts mehr ;-)

@ Harp und Lost Fletcher: Wenn ich eine so herrliche Ulme hätte, würde ich glaube ich auf den besten Jahresring schlichtweg verzichten und allein schon aus optischen Gründen dafür sorgen, dass am Bauch zumindest zum größten Teil der Kern zu sehen ist. Das sollte ein wunderschöner Bogen werden! Auf ein paar evtl. mögliche fps kann man da meine ich locker für verzichten.

Fürs Design fallen mir bei Ulme eigentlich nur die Klassiker ein: Holmegaard (selbstverständlich ohne Kabelbacking!), Meare Heath oder der Bodman- Bogen (Sudbury).

mfG

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 31.08.2006, 14:14

wg. Bogentyp Ulme: Mir fallen da noch mehr ein: Alemannischer Bogen, ELB (aber mit eher flachem Bauch), amerikanischer Flachbogen...
Aus guter Ulme kannst Du fast alles machen!

wg. unversiegelt getrocknet: Wenn die Stammlänge es hergibt, würde ich an jedem Ende mindestens 5, besser 10 cm abschneiden. Ansonsten KANN das Holz die "Tortur" tatsächlich unbeschädigt überstanden haben - KANN! Wurde es allerdings "übertrocknet", sprich gerade in der Anfangsphase zu schnell und/oder zu heiß, KANN es auch versprödet sein! Am besten nach dem Spalten mal im Randbereich vom Splintholz einen größeren Span mit dem Ziehmesser in Längsrichtung abschneiden und biegen:

- Biegt er sich elastisch und zäh, ist es gut.
- Bricht er wie Streichholz, ist es spröde. Dann lieber nur das Kernholz verwenden, und mit Hickorybacking versehen.

Rabe

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