Welche dicke zum Tillern?

Themen zum Bogenbau
Butantex
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 68
Registriert: 20.02.2012, 17:04

Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Butantex » 22.02.2012, 13:22

Moin liebe Bogenbaufreunde,

bin dabei mir meinen ersten Bogen zu bauen. Habe diesbezüglich keinerlei Erfahrungen bisher gemacht.
Als Holz habe ich Douglasie aus dem Baumarkt verwendet (ich weiß, Douglasie ist nicht das beste Holz wie ich hörte). Möchte einfach erstmal Erfahrungen mit dem Bogenbau an diesem Holz gewinnen.
Ich habe mich dazu entschiedenen einen Flachbogen zu bauen.
Mein Problem ist nun, dass ich nicht weiß wie dick der Bogen zum Tillern sein muss. Habe den Bogen in mein Tillerbrett gespannt und trauen mich nicht ihn weiter als 13 Zoll zu ziehen.
Die dicke des linken Wurfarmes liegt bei 1,3 cm und 1,2 cm an den Enden. Der rechte Wurfarm ist etwas dicker, 1,4 cm in der Mitte und 1,3 cm an Ende. Ich musste den linken Wurfarm etwas dünner machen, da er sich nicht so gut biegen ließ.
Wie dick sollten denn die Wurfarme ungefähr sein? Kann man das so pauschal sagen?

Muss ich nun noch mehr Holz abtragen und versuchen ihn langsam in die Bogenform zu bringen oder sollte ich ihn einfach weiter ausziehen?
Auf dem Bogenrücken befinden sich noch Reste von Frühholz. Muss ich die komplett entfernen oder kann ich die Reste einfach am Bogenrücken lassen? Ich finde er sieht mit den Resten nicht so schön aus.

Hoffe ihr könnt mir weiterhelfen :)
Dateianhänge
IMG_7147 (Klein).JPG
IMG_7145 (Klein).JPG

Benutzeravatar
Firestormmd
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3528
Registriert: 03.07.2007, 11:19

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Firestormmd » 22.02.2012, 13:47

Die Dicke der Wurfarme kann man bei Holzbögen nicht vorhersagen. Erst nachdem der Bogen getillert ist, weißt du, wie dick die WA's sind. Kommt natürlich immer darauf an, welches Zuggewicht du erreichen willst. Besorg dir mal eine Zuggewichtswaage und mess das aktuelle Zuggewicht. Zieh den Bogen nicht über dein gewünschtes Zuggewicht, sonst bekommt er unnötig Set. Ohne den Bogen ungespannt zu kennen, kann man schlecht eine Aussage über den aktuellen Stand machen, aber die linke Seite müsste aussen auf jeden Fall mehr biegen. Zeig doch mal Bilder vom Profil des Bogens im ungespannten Zustand, dann können wir die besser helfen. Prinzipiell sieht es aber schon mal ganz gut aus.

Grüße, Marc
"Wer das Training in Frage stellt, trainiert nur, Fragen zu stellen!" - Die Sphinx

Butantex
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 68
Registriert: 20.02.2012, 17:04

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Butantex » 22.02.2012, 13:55

Das Zuggewicht sollte so bei 30-35 Pfund liegen habe ich mir überlegt. Für den ersten Bogen reicht mir das.
Hier noch 2 Bilder im umgespanntem Zustand.
Dateianhänge
IMG_7150 (Klein).JPG
IMG_7149 (Klein).JPG

Benutzeravatar
Güssenjäger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 961
Registriert: 18.12.2010, 09:13

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Güssenjäger » 22.02.2012, 14:16

Hallo Butantex,

ich bin auch noch nicht sooo lange beim Bogenbau, aber ich möchte Dir sagen, dass ich das gleiche Problem beim ersten Bogen hatte. Es ist jetzt gerade mal ein Jahr her, dass ich meinen ersten Bogen aus Hasel gebaut hatte. Und auch ich hatte damals Angst, den Bogen zu ziehen, immer diese totale Vorsicht....."er wird mir doch hoffentlich nicht brechen"..

Marc hat ja schon geschrieben, dass das Ganze bis jetzt schon recht gut aussieht, und dem kann ich nur zustimmen. Allerdings wirst Du nur sehen, ob der Tiller gut wird, wenn Du auch den Mut hast, den Bogen weiter auszuziehen.

Meinen erster Haselbogen habe ich so vorsichtig getillert, dass der Tiller zwar top war, aber leider nur 15 Pfund Wurfgewicht übrig geblieben sind. Mitterweile muss ich jedoch aufpassen, dass die Haselbögen nicht über die 50-Pfund-Marke rausschiessen.

Es ist also ganz normal, dass Du am Anfang zu vorsichtig bist.

Gruß

Gerd

Außerdem solltest Du hier noch reinschreiben, wie lang der ganze Rohling ist und wie breit die Wurfarme sind.
Viele Grüße
Gerd

Butantex
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 68
Registriert: 20.02.2012, 17:04

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Butantex » 22.02.2012, 14:30

Der Bogen ist 1,60 m lang und hat 4,2 cm breite Wurfarme.
Also soll ich den Bogen einfach weiter ausziehen? Aber woher weiß ich wann und ob er bricht?
So wie ich das sehe will ich ihn nämlich gar nicht weiter ausziehen, will nicht das er mir bricht.

Benutzeravatar
Haitha
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3648
Registriert: 14.09.2010, 08:31

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Haitha » 22.02.2012, 14:38

Hi Butanex,

wir haben hier ein Wiki, da steht echt vieles sehr ausführlich erklärt drin, schau doch da mal und wenn was unklar ist, fragst du einfach nach.

http://www.bogensportwiki.info/index.ph ... rn#Tillern

mfg

H
Fall down seven times, stand up eight.

Carve a little wood, pull a few strings and sometimes magic happens - Gepetto

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Squid (✝) » 22.02.2012, 14:55

Brechen kann er immer. Ziemlich unvermittelt, egal ob 120 lbs Eibenbogen oder 30 lbs Dachlatte.
Ob er bricht hängt davon ab, ob der Bogen erstens einer sein will und zweitens, ob man beim Tillern die entstehenden Schwachpunkte und steifen Stellen gut aneinander angleicht.
Darum vorsichtig sein beim Tillern, in kleinen Schritten vorgehen, immer wieder kontrollieren und bis zum jeweils erreichten Auszug einige Male "pumpen", damit sich das Holz dran gewöhnt.
Und dann eben immer am angestrebten Zuggewicht entlang hangeln.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 22.02.2012, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Firestormmd
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3528
Registriert: 03.07.2007, 11:19

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Firestormmd » 22.02.2012, 15:06

Den Bogen "einfach" immer schrittweise ausziehen und sobald steife oder schwache Stellen auftauchen, diese korrigieren. Dann stehen die Chancen gut, dass der Bogen was wird. Dabei mit der Zuggewichtswaage immer dein Zuggewicht überprüfen und nicht über 35# ziehen. Viel darunter solltest du aber auch nicht liegen, weil der Bogen sonst am Ende zu schwach wird.

Als erstes würde ich aber die Sehe verkürzen, so dass sie im "gespannten" Zustand nicht durchhängt. Dann schrittweise bis etwa 1/3 deines geplanten Auszuges tillern. Dann die Sehne auf eine kleine Standhöhe von 5cm verkürzen und das ganze bis 2/3 deines Auszuges wiederholen. Dann auf 10cm gehen und fertig tillern. Am Schluß dann auf die Standhöhe von 15-16cm tillern und fertig ist der Bogen.

Grüße, Marc
"Wer das Training in Frage stellt, trainiert nur, Fragen zu stellen!" - Die Sphinx

Benutzeravatar
Güssenjäger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 961
Registriert: 18.12.2010, 09:13

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Güssenjäger » 22.02.2012, 16:13

Hallo Butantex,

mir hat unser Rabe (Ravenheart :D ) hier im Forum letztes Jahr enorm weitergeholfen. Schaust Du hier:

viewtopic.php?f=15&t=15453&hilit=Hasel+die+Zweite&start=90#p263284

Wenn Du diese Anleitung befolgst, wird der Bogen eigentlich nur brechen, wenn er wirklich absolut kein Bogen werden will.
Gehe dieser Anleitung haarklein nach, und auch Du wirst die Angst beim Tillern verlieren.

Gruß

Gerd
Viele Grüße
Gerd

G_Bee
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 87
Registriert: 08.01.2008, 16:26

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von G_Bee » 22.02.2012, 17:32

@Butantex: ich bin für NAdelholz ja nicht zu haben, aber als Idee um erste Erfahrungen zu sammeln finde ich das gut.
Ich habe für meine Neffen zu weihachten Bögen aus Kieferlaten mit stehenden Ringen mit 1m Länge und etwa 4,5cm Breite, pyramidal gebaut. Die Dinger haben 16lbs und werfen wie Sau. Dicke etwa 6mm.
Der Clou an der Geschichte war aber auf Anraten eines Freundes: Beleg den Rücken mit Jeansstoff, das erhöht die Haltbarkeit und gibt dem Ganzen mehr Pepp.
Also nochmal: mit Holzleim Jeansstoff aufkleben und spannen, am besten auf ein Brett fixieren, auf das vorher mit Kunststoffklebeband eine Schicht aufgeklebt wurde (Sonst kriegst den Bogen nimmer runter und das Backing wird viel zu dick.
Nach dem Trocknen (1h, eventuell über Nacht) Jeans-Ränder beschneiden und beschleifen. Dann drauf Achten (pyramidales Design!), dass der Wurfarm wirklich überall GLEICH DICK ist. den anschließenden Tiller kannst Du über die Seite machen d.h. wo er sich zu wenig biegt vorsichtig verschmälern. Ud das Beste: Du brauchst keinen Tillerstrich als Tillerhile, denn der ist schon als gerade Linie des Bogenrückens mit eingebaut.

Viel Glück
G_Bee

Butantex
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 68
Registriert: 20.02.2012, 17:04

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Butantex » 22.02.2012, 17:54

Alles klar, vielen Dank für die Links und den Tipp mit der Jeans.
Aber was ist denn jetzt mit dem Frühholz auf dem Rücken? Hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Leistung des Bogen?

Benutzeravatar
Güssenjäger
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 961
Registriert: 18.12.2010, 09:13

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Güssenjäger » 22.02.2012, 18:06

Ich würde die Reste auf dem Rücken vorerst mal drauf lassen. Konzentiere Dich zuerst mal auf den Tiller und wenn der Bogen dann auch ein Bogen werden wollte ;D kannst Du immer noch den Rücken mit einer Ziehklinge schön machen.

Gerd
Viele Grüße
Gerd

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Ravenheart » 22.02.2012, 18:23

Douglasie... Ihr KOMMT aber auch immer auf Ideen.... ;D

@Butantex: darf ich fragen, in welcher Ecke des Landes Du in etwa so rumkommst? Vielleicht hat in Deiner Nähe ja jemand mal ein Stück Bogenholz für Dich...? :)

Rabe

Benutzeravatar
Blacksmith77K
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6025
Registriert: 17.09.2010, 22:55

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Blacksmith77K » 22.02.2012, 18:28

Zumal kammergetrocknetes Oregonpine bestenfalls als nette Zwischenlage für Glasbögen dient. Als Selbstbogen im Flachen Design gebe ich ihr 20" Auszug bevor sie einfach durchbricht... auch mit 5cm Breite. 8)

Butantex hat geschrieben:(ich weiß, Douglasie ist nicht das beste Holz wie ich hörte)


Es ist Vergleichbar mit Kiefernholz... also richtig NICHT für Bögen. ;)
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Welche dicke zum Tillern?

Beitrag von Squid (✝) » 22.02.2012, 18:30

Rabe, wie mans macht, macht mans falsch. ;D
Sonst heisst es immer nun meckert doch nicht immer über mieses Holz und lasst die Leute ausprobieren.
Der Beitragsersteller hat ja die Unzulänglichkeiten von Douglasie - wie im Eingangspost geschreiben - erkannt.

Und jetzt heisst es, WIR kämen auf komische Ideen, weil wir nicht umgehend Abraten... ja watt denn nu? ::)
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“