Wie giftig ist Eibenholz?

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Silberwolke
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Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Silberwolke » 06.11.2008, 07:57

Ein Fachmann aus der Holzbranche hat mir gesagt, Eibenholz sei sehr giftig und man müsse Hände waschen, jedes Mall wenn man das Holz berührt hat. Andersmall habe ich Leute gesehen, die mit Eibenholz arbeiten und dabei essen. Später haben sie auch mit einer Kreissäge ein Stück Eibenholz zersägt ohne dabei Schutzmaske zu tragen. Daher meine Fragen. Wie giftig ist Eibenholz? Welche Schutzmassnahmen sind notwendig/sinnvoll? Wie steht es mit Robinie? Und mit anderen Hölzern?

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Squid (✝)
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Squid (✝) » 06.11.2008, 08:07

Haben wir hier schon oft durchgekaut, leider auch mit viel Streit. Guck mal durch mit Hilfe der Suchfunktion.
Ich schreib mal, was bei mir hängen geblieben ist:

1. Jeder Holzstaub ist ungesund. Nicht nur durch giftige Wirkung, sondern auch weil er eben Staub ist.
2. Manche Stäube sind besonders ungesund. Eibe, Robinie, Tropenholz (...) sind nicht nur giftig sondern können sogar krebserregend sein.
3. Wer einen Bogen pro Jahr baut und ansonsten im Büro sitzt, muss sich zwar keine Sorgen machen, sollte aber trotzdem 'ne Staubschutzmaske tragen. Kost ja nich viel.
4. Wer viele Bögen baut MUSS auf Arbeitsschutz achten.
5. Eigene Erfahrung: Ich habe bisher nur einmal Eibe als Griff verarbeitet. Ohne Staubschutz. Ich hatte 3 Tage lang schmerzende, nässende und blutende Nasenschleimhäute und war überhaupt nich glücklich.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Steilpassfänger

Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Steilpassfänger » 06.11.2008, 08:09

Moinmoin!

Beim Schleifen jedes Holzes immer eine gute Staubmaske tragen. Mit dem Feinstaub jedes Holzes ist nicht zu spaßen.
Schleifen von Eibenholz vermeiden oder im Freien mit Staubmaske.
Der Feinstaub ist nicht zu unterschätzen, vor allem bei Buche und Eibe
krebserregend, LUNGE!
Eibenstaub kann zu Hautreizungen, Augenentzündungen, Kurzatmigkeit und Herzrasen führen. Wenn du Eibennadeln isst, dann gute Nacht, das ist dann tödlich. Eine Hand voll Eibennadeln haut ein Pferd aus den Hufen. Genausogut sollte man nicht auf einem Eibenspan rumkauen.

Griaß
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Ravenheart
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Ravenheart » 06.11.2008, 09:14

Ich reagiere auf frisches Eibenholz deutlich mit Hautrötung, bei getrocknetem ist es aber kaum noch feststellbar. Wenn ich viel (oder mit Maschine) an Eibe schleife, setze ich ne Maske auf, bei Raspeln oder kleinen Schleifaktionen aber auch nicht.

Ja, es ist giftig. Aber man muss es auch nicht übertreiben...

Rabe

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Archiv » 06.11.2008, 10:15

Es gibt da eine einfache Regel die lautet:

Alle Pflanzen sind immer und in allen Teilen giftig, es sei denn man weiß es sicher anders!

Alle Hölzer außer Hasel und Birke die wir zum Bogen bauen verwenden sind giftig. Um Eibe wird ein größeres Gedöns gemacht, wohl wegen seine besonders giftigen Nadeln, doch unterschätzt mir die anderen Hölzer deshalb nicht in der Toxizität.
Aber übertreibt auch nicht. Kontaktgifte die schon beim hantieren mit trockenen Holzern den Menschen vergiften sind nicht dabei. Bei den Gehölzen fällt mir auf die schnelle nur der Seidelbast als kontaktgiftig ein. Bei den Stauden gibt es da noch ein paar mehr, doch die treffen uns Bogenbauer nicht.
Zuletzt geändert von Anonymous am 06.11.2008, 10:16, insgesamt 1-mal geändert.

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tyron
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von tyron » 06.11.2008, 10:34

Einzigen beiden Reaktion auf Eibe - und das ist bei MIR so - sind:
- Augenschwellung
- Schleimhautreizung (allgemein)

Dazu reicht längres mit arbeiten aus, oder schleifen. 
Mit und ohne Maske hat sich dabei bei mir bewährt, mit Nasenspray den Schleifstaub auszuspülen. Ohne ist das ein etwas unangenehmes Nasenbluten.

Gruß
tyron
Wenn die jungen wollten und die alten könnten, wäre für beide zusammen das unmögliche machbar.

Holmsten
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Holmsten » 06.11.2008, 10:35

lustiger Weiße ist das Fruchtfleisch nicht giftig, der Kern und alle anderen Teile der Pflanze schon :o,
Es soll sogar Marmelade davon geben, aber testen würd ich es nicht!!! ;)
geh nicht aufs Feld ohne Schwert und Speer, denn Feinde gibts wie Fisch im Meer

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Silberwolke » 06.11.2008, 12:26

Das mit dem Holzstaub war mir schon klar, aber was ist mit der Berührung.? Nehmen wir ein Beispiel: Ich arbeite mit Eiben- oder Robinienholz und nachher esse ich einen Apfel ohne dazwischen die Hände zu waschen. Esse ich dadurch auch etwas Gift mit?

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Snake-Jo
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Snake-Jo » 06.11.2008, 13:10

Hier der Auszug aus der Literatur:

Giftigkeit von Taxus baccata (Eibe)

Die toxischen Verbindungen werden beim Menschen und anderen Säugetieren rasch im Verdauungstrakt aufgenommen. Vergiftungserscheinungen können beim Menschen bereits dreißig Minuten nach der Einnahme auftreten. Die toxischen Verbindungen wirken dabei schädigend auf die Verdauungsorgane, Nervensystem und Leber sowie die Herzmuskulatur. Zu den Symptomen einer Vergiftung zählt eine Beschleunigung des Pulses, Erweiterung der Pupillen, Erbrechen, Schwindel und Kreislaufschwäche, Bewusstlosigkeit. Bereits ein Auszug von 50 bis 100 Gramm Eibennadeln kann für den Menschen tödlich sein. Der Tod tritt durch Atemlähmung und Herzversagen ein. Menschen, die eine solche Vergiftung überleben, tragen in der Regel einen bleibenden Leberschaden davon. Bei der Verarbeitung von Eibenholz kann bereits der Holzstaub beim Menschen Übelkeit verursachen.Pferde, Esel, Rinder sowie Schafe und Ziege reagieren in unterschiedlichem Maße empfindlich auf die in Eiben enthaltenen toxischen Verbindungen. Pferde gelten als besonders gefährdet – bei ihnen soll schon der Verzehr von 100 bis 200 Gramm Eibennadeln zum Tode führen. Bei Rindern treten Vergiftungserscheinungen bei etwa 500 Gramm auf. Gefährdet sind Weidetiere vor allem dann, wenn sie plötzlich größere Mengen aufnehmen. Dagegen scheinen zumindest Rinder, Schafe und Ziegen eine Immunität gegen die toxischen Verbindungen der Europäischen Eibe zu entwickeln, wenn sie daran gewöhnt sind, regelmäßig kleinere Mengen davon zu fressen. Unempfindlich gegenüber den Giften der Eiben sind dagegen Hasen und Kaninchen sowie Rotwild.

Anmerkung: Ich selbst hatte durch Einatmen von Stäuben einen Leberschaden, der vom Hausarzt bzw. vom Labor nachgewiesen wurde.-

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Frede » 06.11.2008, 13:12

Alle Teile der Eibe - außer der rote Samenmantel - sind giftig. Man kann nicht ausschließen, dass bei so einer Aktion auch etwas von dem Gift aufgenommen wird. Ob das dann giftige Mengen sind (jeder(!) Stoff ist bei bestimmten Konzentrationen giftig) ist fraglich, bei so giftigen Hölzern wie Eibe sollte man es aber auf jeden Fall lassen!

Der Begriff Immunität sollte bei ausgeschriebenen Giftstoffen nicht benutzt werden. Der Körper wird bei Gewöhnung nicht immun gegen Gifte, er kann sie jediglich schneller abbauen/ausscheiden, dabei treten trotzdem reduziert Schädigungen auf.
Zuletzt geändert von Frede am 06.11.2008, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Snake-Jo » 06.11.2008, 13:49

Immunität ist die Unempfindlichkeit oder Unempfänglichkeit des Organismus gegenüber äußeren Angriffen. Fähigkeit des Organismus, bestimmte Krankheitserreger ohne pathologische Erscheinungen zu eliminieren.

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von captainplanet » 06.11.2008, 13:53

Die Menschen reagieren auch stark unterschiedlich auf bestimmte Gifte. Ich habe schon ein paar Male Eibenholz im Keller in einer kleinen geschlossenen Kammer ohne Staubmaske mit dem Schleifteller bearbeitet und habe nie einen Unterschied zu anderen Hölzern festgestellt. Der Staub hat sich zwar auf meine Nasenschleimhäute gelegt, aber nach ein paar Mal Schneuzen war das Zeug heraus und ich habe keine sonstigen Nebenwirkungen bemerkt.

Ob das besonders klug war, darüber läßt sich natürlich streiten. Andere Leute rauchen, ich inhaliere Eibenstaub. So hat jeder seine kleinen Laster... ;D
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Moritz
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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Moritz » 06.11.2008, 14:26

hallo allerseits...
also ich muss sagen:

als ich das erste (und bisher letzte) mal mit Eibe in Kontakt gekommen bin, war ich etwa 15...

ich hatte keine Ahnung wie ich daraus einen Bogen bauen sollte (war damals auch erst mein dritter), und machte mich, ohne jedes Wissen über das Holz selbst, darüber her.

Folge daraus: der bogen brach, ich hatte keine Ahnung, wiso, und irgendwann las ich mal im Forum, dass ich das SPLINTHOLZ hätte drauflassen sollen :'(

und viel später hab ich auch mal gelesen, dass das holz giftig sein soll...
ich hab aber geschliffen und gearbeitet, und niiieee was bemerkt...
(soll nicht heissen, dass ich sicher keine geröteten Hände hatte, oder so)

nächstes mal (das is auch schon bald) achte ich aber etwas mehr darauf...

gruss

moritz
Zuletzt geändert von Moritz am 06.11.2008, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.
Gingen wir den Pfad des geringsten Widerstandes und suchten unsere Zuflucht in reiner Wissenschaft, dann hätten unsere Bögen Kabel anstatt Sehnen und Rollen an den Enden.
(Jim Hamm)

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von Frede » 06.11.2008, 17:55

Immunität ist die Unempfindlichkeit oder Unempfänglichkeit des Organismus gegenüber äußeren Angriffen. Fähigkeit des Organismus, bestimmte Krankheitserreger ohne pathologische Erscheinungen zu eliminieren.

Naja, nicht umsonst gibt es den Bereich der "Immunologie". Mit Unempfindlichkeit ist jedoch nur gemeint, dass die Person nach der Einnahme oder der Infizierung in einer gewissen Zeitspanne nicht krank wird. Nebenschädigungen sind dadurch nicht ausgeschlossen. Und irgendwann im Alter hat man dann irgendeinen Organschaden und fragt sich woher.
Zuletzt geändert von Frede am 06.11.2008, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wie giftig ist Eibenholz?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 06.11.2008, 18:46

Dann können die Bogenbauer im Mittelalter ja nicht besonders alt geworden sein, oder? - Abgesehen davon, dass die Leute im MA eh nicht besonders alt wurden...

Oder haben die das Staubproblem dadurch umgangen, dass die Bögen eben nicht geschliffen wurden, sondern eher gehobelt und mit Ziehmesser bearbeitet wurden? Immerhin ergibt das nicht so viele Stäube, die fein durch die Luft schwirren.

Wie ist das denn dann mit Eibenholz als Brennholz?
Sind die Dämpfe, die im Kamin aufsteigen und dann die Bude durchziehen dann nicht auch giftig?
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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