Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Themen zum Bogenbau
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ralfmcghee
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von ralfmcghee »

Heute habe ich ein kleines Problem. Ich denke, dass der untere Wurfarm (rechts) etwas zu stark biegt. Was meint Ihr?
Bild
;D

So, und nun wieder im seriösen Modus: Wie unschwer zu sehen ist, habe ich nun auch meinen ersten Bogenbruch hinter mir. Bei etwas mehr als halber Standhöhe hat mein Eschenbogen, den ich aus einem Reststück (siehe Threadanfang) bauen wollte, auf dem Tillerbaum mit weithin vernehmlichem Krachen die weitere Mitwirkung am Projekt verweigert. Hier kommen noch zwei Bilder:
Bild Bild

Interessanterweise habe ich den oberen Wurfarm anschließend ohne großartigen Kraftaufwand auch brechen können. Meine Frage: Lässt das Bruchbild irgendwelche Rückschlüsse auf Bearbeitungsfehler oder mangelhafte Holzqualität zu? Ich habe nämlich noch einen Stave aus dem gleichen Stamm, allerdings deutlich breiter. Daraus würde ich ggf. noch einen leichten Paddelbogen bauen. Das ist wäre zwar nicht gerade mein Favorit unter den Bogendesigns, aber was soll's, wenn wenigstens ein Bogen dabei herauskommt.

Ich freue mich schon auf Euer Feedback. Bis dahin
LG
Ralf
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Firestormmd
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Firestormmd »

Waren alles Kanten an dem Bogen so scharf und rauh, wie auf dem 2. Bild? Vorm Tillern würde ich alle Kanten brechen und mit Sandpapier abschleifen, dass nimmt die Spannungsspitzen aus dem Bogen.

Grüße, Marc
"Wer das Training in Frage stellt, trainiert nur, Fragen zu stellen!" - Die Sphinx
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Wilfrid (✝)
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

AAAlso, bei den vielen Anrissen, die deine sägerauhen Kanten bieten, kein Wunder, das der geknackt ist.
Eventuell war der auch noch zu trocken + ein Tillerfehler irgendwo. Wie sahs mit Drehwuchs aus?
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Idariod
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Idariod »

Arbeiten die erledigt werden sollten, bevor der Bogen am Tillerbaum ausgezogen wird:

- Rückenring freilegen und glätten (Ziehklinge, Schleifpapier)
- Raspel-/Feilenspuren am Bauch entfernen (Ziehklinge, Schleifpapier)
- Kanten brechen und Seiten glätten/abrunden (Ziehklinge, Schleifpapier)

Dadurch hast du keine scharfen Kanten und keine vorgefertigten Späne mehr, die sich abheben können. Mir sieht das auch nach durchrbrochenem Frühholz auf dem Bogenrücken aus, vielleicht hat das einen Span vom darunterliegenden Jahresring mitgenommen?
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.
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Ravenheart
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Ravenheart »

Richtig, das war ein grober Fehler!

Aber vmtl. allenfalls ANTEILIG Bruchursache!

Der Rücken sieht für mich seltsam aus! Ein tillerfertig unverletzt freigelegter Eschenrücken sieht anders aus...
eher SO:

https://www.fletchers-corner.net/phpbb/ ... &mode=view
(Bild von Bogenhannes)

Rabe
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Wilfrid (✝)
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Der erste Ring war ev. auch ein bischen dünne
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Benedikt
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Benedikt »

Bevor ich den Bogen auch nur ANSATZWEISE biege, hab ich eigentlich immer mal mit mindestens 120er Körnung vorgeschliffen!
Außerdem biege ich den Bogen nicht, wenn ich:
-auch nur irgendeine Art von Kerbe am Rücken
-oder ich eine größere Kerbe am Bauch habe.
Lieber ein bisschen mehr geschliffen, als dass einem später der Bogen um die Ohren fliegt ::)
Keine Angst, auf zur nächsten Hälfte ;)
Mach Späne
Benedikt
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ralfmcghee
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von ralfmcghee »

Hallo Leute,

Vielen Dank für Eure Kommentare. Ich habe zwei Tage über dem Thema meditiert (sprich: an Hochzeitsfeier teilgenommen und gestern endlich einmal meinen Schreibtisch aufgeräumt).

Bisher habe ich auch immer mit der Ziehklinge getillert. Diesmal war es ein Versuch mit der Raspel. Dass man so etwas nicht machen soll, hat mich indessen überrascht. Den Rückenring fand ich eigentlich dick genug; vorher habe ich ein paar dünnere Ringe entfernen müssen. Eine Kerbe in Rücken oder Bauch kann ich ausschließen. Da war ich nach meiner Robinienerfahrung diesmal ziemlich vorsichtig.

Weniger ausschließen kann ich allerdings den Holzzustand. Da hörte sich der Bruch doch sehr trocken an, soweit ich das mit meinem musikalisch vorverdorbenem Gehör beurteilen kann. Insbesondere aber ging mir das Zerbrechen des restlichen Bogens verdächtig leicht von der Hand. Das wäre ein schlechtes Zeichen, denn aus dem selben Holz habe ich noch das Material für den eigentlich angestrebten Bogen (s.o.).

Vielleicht ist es eine gute Idee, wenn ich nachher einmal die Holzfeuchtigkeit messe. Damit käme ich zur nächsten Frage: Angenommen, das Holz ist zu trocken. Gibt es dann überhaupt noch einen sinnvollen Weg, einen Bogen daraus zu bauen oder sollte ich den Stave dann lieber in die passende Größe für Ofen oder Grill bringen? Meine Messergebnisse liefere ich nachher nach. Bis dahin

LG
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Jau, Esche kann man wieder "grün" kriegen. Erstemal so eine Woche bei diesem Wetter, nachts kalt+naß, tags warm -, raus stellen. Danach naß machen und erwärmen auf gut handwarm, immer wieder, das das Holz Wasser zieht.
Vorher wiegen, und zwischendurch, anschließend 14 Tage trocknen wie nen Sapling...
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stone
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von stone »

Hallo ralfmcghee!

Ich bin auch ein Neuling und habe bisher in den fast drei Jahren die ich jetzt schon versuche Bögen zu bauen erst 5 hinbekommen wobei der 5. der erste knitterfreie ist. ;D

Ich würde dir raten nimm die Staves die nicht 95%ig Anfängertauglich sind und Lagere sie richtig wie es hier im Forum schon so oft beschrieben wurde dann sind sie alle bereit wenn du für sie bereit bist. >:)
Fange doch mit Kinderbögen an meiner Erfahrung nach ist ein kinderbogen einfacher zu fertigen weil er kürzer und nicht so breit ist, somit sinken die Anforderungen an den Stave. (einfacher zu bekommen und schneller Trocken)
Nimm doch Anfängerholz "Hasel" der verzeiht einiges.
Nimm dir Zeit viel Zeit. >:)
Was mir sehr geholfen hat ist Jemand der dir dies und jenes zeigt Persönlich. (Bogenbauertreffen)

Bei mir hat es 2 Jahre gebraucht bis ich aus einem gekauften Stave einen schussfertigen Bogen geschnitzt habe (mit Knitterritis). Wenn du es nicht erwarten kannst tu dir einen Gefallen und kauf dir einen Bogen zum schießen bis du deinen ersten fertig hast. >:)

Und zum Schluss eine Bitte von mir an Dich: Bitte versuche das was du hier im Forum liest auch zu verstehen und auch zu hinterfragen denn einige Ratschläge werden in Anderen Threads wieder hinterfragt und oft auch wiederlegt.
Nowbody is perfect. ;)

In diesem Sinne: mach Späne

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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Gornarak »

ralfmcghee hat geschrieben:Bisher habe ich auch immer mit der Ziehklinge getillert. Diesmal war es ein Versuch mit der Raspel. Dass man so etwas nicht machen soll, hat mich indessen überrascht.
Klar darf man mit der Raspel tillern. Nur die Kanten solltest du trotzdem abrunden.
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Frankster
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Frankster »

Und Hasel oder Esche sind abgesehen von der guten Verfügbarkeit keine wirklichen Anfängerhölzer, sondern es ist sehr anspruchsvoll daraus gute/leistungsfähige Bögen zu bauen.

Trotzdem Ralf, nicht über nen gebrochenen Bogen senieren, wenn man den nächsten schon begonnen haben könnte.
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stone
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von stone »

Also ich für meinen Teil hatte nicht so hohe Ansprüche wie Leistung oder Perfektionismus an meine ersten Bögen. Die sollten werfen und nach Bogen aussehen. Denn was sagt das Sprichwort: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. >:)

Und ich finde Hasel ist immer noch das Holz das einem sehr viel verzeiht, natürlich wenn ein Fehler gemacht wird muss man mit abstrichen rechnen. ;)

Oder: Wo gehobelt wird, da fallen SPÄNE. ;D
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ralfmcghee
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von ralfmcghee »

@gornarak:
Das lese ich gerne. Vermutlich lag die Hauptursache für den Bruch tatsächlich in den nicht abgerundeten Kanten. In den Bogenbaukursen hat Dirk Rößner uns ja auch gesagt, dass wir mit dem Tillern anfangen können, nachdem (!) wir die Kanten gebrochen haben. Nun, dann habe ich die Lektion jetzt hoffentlich gelernt.

@Frankster:
Mein Sinnieren hält sich ziemlich in Grenzen. Den Frust über den Bruch habe ich in wenigen Minuten nach dem Knack verpackt. Jetzt versuche ich mich mit Eurer Hilfe an der Fehleranalyse und ab morgen/übermorgen fange ich mit dem anderen Stave an, der mir ohnehin besser zu sein scheint.

@stone:
Na das will ich doch hoffen, dass ich mich bemühe, die Inhalte des Forums zu verstehen. ;) Im Übrigen halte ich den Bau von Kinderbögen im Stadium eines Anfängers für gewagt, denn wenn es einen Kinderbogen gibt, gibt es garantiert auch ein Kind, welches den Bogen schießen möchte. Wenn so ein Bogen dem schießenden Kind bricht, wäre ich nicht so gerne der Erbauer des Bogens. In einem Punkt gebe ich Dir aber Recht: Für einen Anfänger ist es bestimmt besser, einen Bogen zu bauen, der nicht so sehr arbeitsintensiv ist. Den Frust bei einer gebrochenen Eibe oder einem misslungenen Hartriegel stelle ich mir durchaus größer vor als den, den ich bei dem dünnen Eschestäbchen hatte.

Hier noch die angekündigten Feuchtigkkeitswerte meiner aktuellen Bogenkandidaten:

Esche (sehr dünn, gebrochen): 9%
Esche (gleicher Stamm, deutlich mehr Masse): 13%
Ahorn, im Januar geschlagen, Ende März gespalten und versiegelt, steht derzeit im Keller: oben 20%, unten 38%. Der Ahorn muss wohl noch eine Weile trocknen, nicht wahr?

Gemessen habe ich mit einem Holzfeuchte-Messgerät aus dem Baumarkt.

Also auf zum nächsten Esche-Bogen. :)
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Jannik
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Re: Esche-Bogen #2: Halbpyramidaler Bogen?

Beitrag von Jannik »

Hallo Ralf,
ralfmcghee hat geschrieben:Ahorn, im Januar geschlagen, Ende März gespalten und versiegelt, steht derzeit im Keller: oben 20%, unten 38%. Der Ahorn muss wohl noch eine Weile trocknen, nicht wahr?
Ja, definitiv! Ich würde da auch nicht so sehr auf die Prozente schauen, sondern eher mit der Methode des Gewichtsverlusts über einen bestimmten Zeitraum prüfen. Das ist aussagekräftiger betreffend des Erreichens der bogenbautauglichen "Trockenfeuchte".

Gruß Jannik
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