Gravierte Beschriftung am Bogen

Themen zum Bogenbau
Antworten
Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Gravierte Beschriftung am Bogen

Beitrag von killerkarpfen » 14.05.2017, 16:12

Die Bogenbeschriftung ist eine wichtige Angelegenheit. Sie identifiziert den Erbauer und gibt Auskunft über den Bogen selbst. So muss eine Beschriftung bis zum Ableben des Bogens auch immer lesbar bleiben, was unter Umständen gar nicht so einfach ist.
Mir ist es jedenfalls so ergangen, dass mir die Tusche im Holz verlaufen ist oder die Schrift nach kurzer Zeit verblasst und abwischt. Ich habe nach einer A Lösung gesucht die mit meiner Vorliebe für historische Bögen auch verträglich ist.
Die gravierten Zeichnungen in Geweihstücken aus der Mittelsteinzeit brachten mir die Lösung. Also habe ich angefangen diese Technik zum Beschriften meiner Bögen zu benutzen.
DSC_0006.JPG


Dazu bedarf es lediglich einer scharfen Spitze und Holzkohlenstaub. Gut mit dem verfeinern der Technik noch etwas Leinöl zum fixieren und ein paar zusätzliche Ritzwerkzeuge.
DSC_0007.JPG


Die zu beschriftende Fläche fein und glatt schleifen. In bestehenden Kratzern bleibt der Kohlenstaub sonst auch hängen und das möchte ich vermeiden.


Die Oberfläche mit Öl grundieren.
Ein vorgängiges ölen und aushärten lassen ist empfehlenswert.

Mit Bleistift vorzeichnen
DSC_0009.JPG


Besser geht es wenn die Linien mit einer stumpfen Nadel oder wie hier mit einem feinen Diamantfräser vorgefurcht werden.
DSC_0014.JPG


Mit einer sehr scharf geschliffenen Nadel, hier eine Reissnadel die Konturen einritzen. Das ist recht schwierig. Bei zu grossem Druck neigt die Nadel den Holzfasern zu folgen und man gerät schnell von der gezeichneten Linie weg.
DSC_0018.JPG


Wenn alles schön geritzt ist vorsichtig die Ritzen mit Öl betupfen
DSC_0020.JPG


In einem mehr oder weniger improvisierten Mörser etwas Holzkohle zerstampfen. Kohlestückchen aus der Asche sind weicher, die kann man auch zwischen den Fingern zerdrücken.
DSC_0022.JPG


Der feine Kohlenstaub der dann an den Fingern hängen bleibt, fein in die geritzte Fläche einmassieren. Dazu einige Tropfen Öl dazugeben, dass ein schwarzer Brei entsteht. Man sieht das Ergebnis sofort und kann wenn nötig nachzeichnen.
DSC_0024.JPG
DSC_0025.JPG


Den überschüssigen "Brei" vorsichtig abtupfen. Abwischen mit einem Tuch geht manchmal weniger gut weil man bei gringer Tiefe den Staub auch aus den Ritzen wischt.

Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden. Auch mit der Nadel kann man noch nachzeichnen usw.
DSC_0028.JPG


Fortsetzung...
Zuletzt geändert von killerkarpfen am 14.05.2017, 22:08, insgesamt 3-mal geändert.
Eppur si muove

Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von killerkarpfen » 14.05.2017, 16:15

DSC_0030.JPG

DSC_0033.JPG

Nun das Öl einziehen und antrocknen lassen

DSC_0034.JPG

Um die verbliebenen Schleier zu entfernen kann man die Fläche mit einer Klinge oder feinem Schleifpapier überschleifen und Die Zeichnung hebt sich schön ab. Die Pigmente sind ja tief im Holz.
DSC_0002.JPG

DSC_0004.JPG

Kohlenstaub ist absolut lichtecht, der verblasst nie. Die Zeichnung wird auch nie mehr abwischen.
Zuletzt geändert von killerkarpfen am 14.05.2017, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
Eppur si muove

Benutzeravatar
Grombard
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2041
Registriert: 24.07.2016, 19:35

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von Grombard » 14.05.2017, 16:24

Tolle Anleitung.
Danke für die Mühe.
irgendwas is ja immer

Benutzeravatar
Spanmacher
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3531
Registriert: 29.04.2012, 15:01

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von Spanmacher » 14.05.2017, 17:16

Interessante Technik. Danke für's Zeigen.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

Benutzeravatar
Tom Tom
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3916
Registriert: 10.07.2011, 15:07

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von Tom Tom » 14.05.2017, 17:29

Nice Danke :-*

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

Benutzeravatar
Neumi
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5868
Registriert: 12.10.2013, 23:37

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von Neumi » 14.05.2017, 17:33

Tach auch, gute Methode - Danke fürs zeigen.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

Benutzeravatar
Jens.T
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 77
Registriert: 08.07.2016, 14:49

Re: Beschriftung am Bogen

Beitrag von Jens.T » 14.05.2017, 17:36

Find ich gut. Vielen Dank das du dir solche Mühe gemacht hast. Werd ich bei Gelegenheit ausprobieren
Einfach kann jeder

Benutzeravatar
klaus1962
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2268
Registriert: 05.02.2009, 11:44

Re: Gravierte Beschriftung am Bogen

Beitrag von klaus1962 » 15.05.2017, 08:03

Super Anleitung :) :) :)
Deshalb mag ich dieses Forum ja so. 8)

@KK: ist das eigentlich Deine erste Anleitung überhaupt ? ... soweit ich mich erinnere ...

Gruß
Klaus

Benutzeravatar
Lexa
Full Member
Full Member
Beiträge: 208
Registriert: 27.05.2011, 16:55

Re: Gravierte Beschriftung am Bogen

Beitrag von Lexa » 15.05.2017, 09:11

Moin,

nicht schlecht, schön gemacht.
Ich nehme Lötkolben sehr feine Spitze oder glühenden Nagel.
Ruhige Hand und Ausdauer wären von Vorteil.
Vorher natürlich üben.

MfG

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22358
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Gravierte Beschriftung am Bogen

Beitrag von Ravenheart » 15.05.2017, 09:59

Nicht schlecht... aber..

Die Kanten und die Linien selber der Schrift sehen etwas "unsauber" aus.
Das kommt UNVERMEIDBAR bei dieser Technik - weil das Holz unregelmäßig in der Härte ist und eine Faserrichtung hat.

Vielleicht gelingt es sauberer, wenn man die Signatur mit einem Mikro-Fräser in der Dremel fräst...

Wäre auszuprobieren...

Rabe

Benutzeravatar
killerkarpfen
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2855
Registriert: 06.02.2005, 17:15

Re: Gravierte Beschriftung am Bogen

Beitrag von killerkarpfen » 15.05.2017, 16:39

Ja das mit der Linie ist so eine Sache. Das habe ich eingangs bereits erwähnt, dass der Stichel oder die Nadel gern den Holzfasern und nicht dem Strich folgt. Ich habe auch diverse andere Möglichkeiten ausprobiert, zB. Japanmesser. Das geht für gerade Linien, evtl. sogar mit Zuhilfenahme eines Lineals besser. Radien sind mir dagegen überhaupt nicht gelungen. Je nach dem kann man auch versuchen verlaufene Linien wieder auszukratzen. Primär gilt: Strich ist Strich und ausradieren geht kaum noch.
Die Idee mit dem Dremel probiere ich aus.
Mit der Zeit schliessen sich die Ritzen auch wieder ein wenig. Die Linien werden feiner und kleine Ausrutscher sieht man weniger gut.
Und da ich es auch sonst mit den ganz feinen Arbeiten nicht immer so kann habe ich mich mit dem Ergebnis zufrieden geben müssen. ;D Anders gesehen habe ich mir halt gesagt, dass meine Bögen historische Werkzeuge sind, da dürfen auch kleine Fehler drin sein. Das gibt ihm einen etwas anderen Charakter. Auf den Makroaufnahmen sieht man auch alles und jedes viel besser als in Natura.

@Klaus
Jein, vor Jahren habe ich einmal eine Anleitung zum giessen von Bronzespitzen angefangen. Die Bilder sind dann einem Hackerangriff zum Opfer gefallen. Dann habe ich es aufgegeben.
Eppur si muove

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“