Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der Esche

Themen zum Bogenbau
Antworten
Benutzeravatar
Korkmann
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 23.08.2012, 10:55

Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der Esche

Beitrag von Korkmann »

Grüß euch!

Wie schon ein anderer Bogenbau-Neuling letzte Woche, möchte ich heute einen Vorstell-Post machen, nachdem ich schon einige Male die Foreninhalte aufsuchte. Respekt an dieser Stelle an eure Projekte und die vielen aktiven Mitglieder!

Ich bin Philip, 25 Jahre, komme aus dem schönen Osten (Leipzig), und habe mich vor ca. 8 Jahren das erste Mal mit Bogenbau beschäftigt. Über den ersten Bogen aus Manau brauche ich aber kaum reden. Zum Bogenbauen komme ich leider nur selten, da in der Studentenwohnung die Werkstatt fehlt, d.h. ich muss in den Sommermonaten die Eltern samt Werkzeugen besuchen. Daher ziehe ich für die Grobarbeit auch mal den elektrischen Hobel heran :)

Mein erster Bogenbau aus einem eher schlechten Hasel-Nebenstamm resultierte in einem kurzen 139cm Flachbogen mit ca. 27# bei 28" (s. Bilder). Abgesehen von der unsauberen Oberfläche gibt es leichte Längsrisse am Rücken, und grobe Raspelspuren am Bauch. Die Form und das Set machte für mich als Anfänger das Tillern schwer.
WP_20150608_004.jpg
WP_20150608_012.jpg
WP_20150608_025.jpg
Aus einem Eschenstamm gewann ich 2 Abschnitte. Der Bodenabschnitt (ca. 15cm) spaltete nach einer Seite ab, weshalb daraus nur 1 Bogen entstand. Den grob gehauenen Rohling ließ ich trocknen. Endergebnis war ein 187cm Langbogen mit D-Querschnitt (nicht 1:1, etwas flacher) und starrem Griff wegen Ast. 60# bei ca. 26" Auszug, weiter kann ich ihn nicht ziehen. Etwa mittig auf beiden Wurfarmen gibt es Stauchrisse, die mir Sorgen bereiten. Dennoch hielt der Bogen seitdem ca. 100 Pfeilen stand, ohne die Form zu verlieren. Würde es sich lohnen, den Bauch abzuflachen und den Bogen damit auf ca 45# zu bringen, oder wäre die schwere Esche dann bei dieser Länge zu langsam?
WP_20150608_001.jpg
WP_20150608_003.jpg
WP_20150608_023.jpg
Der obere Stammabschnitt (10-12.5cm) trocknete 3 Jahre mit versiegelten Enden. Ziel: 1 175cm Flachbogen und später 1 ELB. Beim Spalten stellte ich heute die Spuren von Holzwürmern fest, die ich in den Bildern markiert habe. Ebenso gibt es mehrere kleine Äste. Die Stammlänge von 183cm lässt kaum Spiel zu.
WP_20150608_006.jpg
WP_20150608_011.jpg
WP_20150608_033.jpg
Bin jetzt sehr unsicher, ob sich aus den Hälften etwas machen lässt. Ich sehe für die entrindete schmale Hälfte (Flachbogen) folgende Möglichkeiten, kann diese aber nicht wirklich bewerten:
a) Holzwurmlöcher ignorieren und den äußeren Spätholzring als Rücken nutzen. Esche ist zugstark, vielleicht hält sie das aus
b) 2 Ringe abtragen und hoffen, dass die Löcher darüber liegen. Für mehr Abtragen wäre die Hälfte vermutlich zu schmal (s. Bild Stirnseite)
c) Decrowning? Wie bei Variante b kann ich nicht besonders viel abtragen. Zudem gehe ich davon aus, dass dann die kleinen Äste zum Verhängnis werden

Ich würde mich riesig über Meinungen freuen, und kann in Zukunft hoffentlich selbst kluge Antworten beisteuern! Beste Grüße
Philip
Benutzeravatar
LemanRuss
Sr. Member
Sr. Member
Beiträge: 401
Registriert: 12.06.2012, 17:02

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von LemanRuss »

Hallo und Herzlich Willkommen in der FC!

Zu deinem Problem mit den Holzwürmern. Hatte ich auch schon mal, waren aber nur 2-3 Löcher. Hab mich dann entschieden das Risiko doch noch einzugehen. Hatte auch mehrere Jahresringe abgetragen und die Gänge gingen fast bis durch.
Ich weiss ja noch was die Profis sagen, aber ich würde, wie du schon vorgeschlagen hast erstmal 2 Jahresringe oder oder so abtragen und sehen wie es aussieht. Für mehr is wahrscheinlich kein Platz. Wenn die Gänge dann immer noch so heftig sind - neues Holz! ;) wie gesagt meine Meinung!

MfG

LR
Nur weil viele etwas falsches tun, ist es noch lange nicht richtig!
Benutzeravatar
zwirn
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1573
Registriert: 16.12.2012, 16:57

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von zwirn »

Wer kennts noch aus dem WDR2, Samstags, Autotestfahrten. Am Ende der Spruch:

Fahren sie bitte vorsichtig, immer!

Ich würde gerne mit der selben Stimme sagen:
Lass das mit dem Decrowning! Immer!

LG Zwirn
Zuletzt geändert von zwirn am 08.06.2015, 21:09, insgesamt 2-mal geändert.
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.
Benutzeravatar
zwirn
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1573
Registriert: 16.12.2012, 16:57

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von zwirn »

Jahresringe lassen sich bei Esche besonders gut abnehmen! Also, worauf wartest du? Wenns zu dünn wird evtl. dann nen Facing drauf, Griff aufkleben...
Gutes Training für später.

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.
Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Squid (✝) »

Decrowning ist Mist.
Das klingt zwar ganz toll, aber in 95% der Fälle in denen das angedacht wird, ist das ziemlicher Käse.
Holz ist normalerweise dermaßen zugfest, dass die Angst vor Spannungsspitzen in der Rückenwölbung (was dann zum Bruch führt) völliger Käse ist.
Beste Beispiele: Die Holmegaards und viele Bögen aus dem hiesigen Saplingturnier.

Klar, wenn man ein Holzbacking aufkleben will... aber das ist dann platthobeln. Nicht decrowning.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5927
Registriert: 11.10.2012, 05:36
Hat gedankt: 33 Mal
Hat Dank erhalten: 109 Mal

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von schnabelkanne »

Hi, bei deiner Esche einfach die befallenen Jahresringe abtragen wie meine Kollegen schon vorschlugen, der Hasel hat zu grobe Raspelpuren, beim Tillern müssen die groben Raspelspuren weg. Zur Esche, die neigt generell zu Stauchbrüchen, zeig mal ein Bild am Tillerstock mit Raster, aber nicht zuviel ausziehen, generell wenn sich Stauchbrüche zeigen, muss man davor oder danach die Stelle entlasten.
Gruss Thomas
The proof of the pudding is in the eating!
Benutzeravatar
Korkmann
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 23.08.2012, 10:55

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Korkmann »

5 Antworten in so kurzer Zeit, danke euch allen für die Rückmeldungen und Tipps! Auf Decrowning werde ich folglich verzichten und das Abtragen der Jahresringe versuchen. Wenn ich das getan habe, sehe ich dann auch besser mögliche Problemstellen durch die kleinen Äste. Und stimmt, die Übung ist es sowieso wert!
Zwirn hat geschrieben:Wenns zu dünn wird evtl. dann nen Facing drauf, Griff aufkleben...
Daran hatte ich gar nicht gedacht. Dafür müsste ich noch entsprechend druckstarkes Holz auftreiben, allemal besser als ein 15#-Bogen.
Squid hat geschrieben:Klar, wenn man ein Holzbacking aufkleben will... aber das ist dann platthobeln. Nicht decrowning.
Gute Idee, (Holz)Backing würde ich bei dem Flachbogen machen, wenn die Wurmlöcher zu tief sitzen, und der Rücken daher zu schwach ist. Ganz egal ob ich es bald brauche, werde ich mich mal nach Backings umsehen.
schnabelkanne hat geschrieben:...der Hasel hat zu grobe Raspelpuren, beim Tillern müssen die groben Raspelspuren weg. Zur Esche, die neigt generell zu Stauchbrüchen, zeig mal ein Bild am Tillerstock mit Raster, aber nicht zuviel ausziehen, generell wenn sich Stauchbrüche zeigen, muss man davor oder danach die Stelle entlasten. Gruss Thomas
Danke für die Tipps! Die Hasel hat mir die Lektion gebracht, dass eiliges/grobes Arbeiten schädlich ist. Nach zuviel Materialabnahme durch Raspeln war die Zuglast plötzlich erschreckend gering. Müsste ich als Maschinenbauer eigentlich ahnen, da die Dicke^3 in die Steifigkeit eingeht (wenn auch nur beim Rechteck, und homogenem Material ;)). Habe seitdem die Wurfarme nur mit Ziehmesser/-klingen bearbeitet.

Ein Tillerbild des Eschen-ELB kann ich leider noch nicht liefern, da ich vor einem großen Spiegel nach Augenmaß getillert habe (Fuß auf der Tillersehne, Zug gerade nach oben). Tillerwand ist leider derzeit platztechnisch keine geringe Hürde. Ich schätze, mit einer fixen Kameraposition könnte ich das Tillern mit digitaler Hilfe machen (Schablone in Photoshop). Ich werde den Langbogen definitiv einmal mit deinem Hinweis nachtillern und ggf. minimal reduzieren.

Beste Grüße, Philip
Benutzeravatar
Laurinus
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 578
Registriert: 04.05.2012, 21:48

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Laurinus »

...und das nächste mal die Esche ohne Rinde trocknen, sonst gehen dir wieder die Viecher rein!
Benutzeravatar
Korkmann
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 23.08.2012, 10:55

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Korkmann »

Laurinus hat geschrieben:...und das nächste mal die Esche ohne Rinde trocknen, sonst gehen dir wieder die Viecher rein!
Danke :( Ist notiert fürs nächste Mal.

UPDATE:
Gute Nachrichten, die Löcher der Holzwürmer waren tatsächlich nur im letzten Jahresring. Habe dennoch 2 Ringe abgetragen (dauerte 2 Sonntag Nachmittage). Beim nächsten Mal kann ich die grobe Form herausarbeiten. Die 2 gröbsten Äste liegen fast genau mittig, was bei einem Flachbogen mit starrer Griffzone genau passt.

Vom Eschen-Langbogen habe ich sanft Material abgetragen (ergo nicht nur um die Stauchrisse) und neu getillert, wieder mit Spiegel. Bis nächsten Sonntag möchte ich eine Tillerwand fertig haben, allerdings muss ich dazu noch ein paar Sachen beschaffen.

Grüße, P.

PS: Ich las irgendwann hier im Forum, dass Dampfbiegen einer Esche in eine reflexe Form Unsinn ist. Wäre dies bei einem Flachbogen trotzdem denkbar?
Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Gornarak »

Dampfbiegen ergibt nur in den steifen Bereichen an Tips und Griff Sinn.
Benutzeravatar
Korkmann
Newbie
Newbie
Beiträge: 4
Registriert: 23.08.2012, 10:55

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Korkmann »

Endlich ein Update: Ich konnte nach ein paar Sonntagen endlich meine (mobile) Tillerwand vollenden. Der Langbogen, an welchem ich nach den Stauchrissen dezent Material wegnahm, liefert folgendes Bild:
WP_20150714_002.jpg
WP_20150714_004.jpg
WP_20150714_009.jpg
Ich habe hierfür eine Sehne genutzt, die ursprünglich zu lang für den Bogen war. Gleichzeitig waren die Ohren zu groß, daher die kleinen Holzstücke zum Klemmen der Ohren. Würdet ihr das Tillerbild so akzeptieren, oder sollte ich die Oberseite (rechts) etwas schwächen? Geringe Stauchrisse befinden sich bei G.

Am neuen Flachbogen bin ich jetzt bei der Formplanung. Ziel ist halbpyramidial, Maße etwa wie auf der A4-Skizze. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Linie entlang des Wuchses (siehe Bild) auch die Mitte des Bogens sein sollte?
WP_20150712_004.jpg
WP_20150712_006.jpg
Da der Rohling in der Mitte nur 2,2cm dick ist, muss ich eventuell am Griffstück etwas aufleimen. Ich dachte dabei an dunkles/rotes Holz. Über stilisierendes Dampfbiegen (deflex) der Enden werde ich mal noch nachdenken

Beste Grüße, P.
Benutzeravatar
Spanmacher
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3691
Registriert: 29.04.2012, 15:01
Hat gedankt: 157 Mal
Hat Dank erhalten: 42 Mal

Re: Vorstellung eines Neulings, 2 Bögen, Holzwürmer in der E

Beitrag von Spanmacher »

Viel Erfolg beim Bauen.

Ich denke, dass wir alle manchmal über die Zuggewichte unserer Bogen in Ruhe nachdenken sollten.

Als ich vor fünf Jahren mit dem Bogenbau angefangen habe, war mir völlig klar, dass ein "richtiger" Bogen erst ab 40# anfängt.
Inzwischen sehe ich das wesentlich gelassener.
Beim Training unter professioneller Anleitung habe ich schnell gemerkt, dass ich mit einem 20#-Bogen viel bessere Fortschritte erziele. Das hängt sicherlich u.a. damit zusammen, dass ich ein paar Serien mehr schießen kann, ohne Raubbau mit meinem Körper zu treiben.
Ich sage ganz offen, dass ich nach meiner Krebsoperation in der Rekonvaleszenzphase ebenfalls mit einem 20#-Bogen besser dran war. Ich bin da bescheidener geworden und habe dennoch viel Spaß.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
Antworten

Zurück zu „Bogenbau“