Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

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Bogenhannes
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Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 28.01.2014, 21:04

Vor fast vier Wochen habe ich einen gerade gewachsenen Pflaumenast abgesägt mit der Absicht den Versuch zu wagen ihn direkt in Bogenform zu bringen und auf diese Weise schnellzutrocknen. Ich habe bisher immer gelesen, wie schnell Pflaumenholz reisst und auch selbst die gleiche Erfahrung beim Trocknen gemacht. Im Grunde genommen macht ihr beim Saplingbau das Gleiche, aber da es sich um Pflaumenholz handelt will ich es trotzdem für Interessierte dokumentieren.
Es handelt sich hierbei um Wildpflaume, also die gelbe Frucht mit den steinen, die sich schlecht lösen. Wird auch umgangssprachlich Mirabelle genannt :)

Leider nur ein Foto in der Werkstatt und schon in Bearbeitung:
Stammansicht.jpg


Eingesägt und abgeklopft und abgehobelt...
Eingesägt und abgeklopft und weggehobelt.jpg


Glattmachen...
Die Seiten werden gehobelt.jpg


Rinde ab und dann Bast ab...
Der Bast kommt ab.jpg


Glitschnass und trotzdem musste abgezeichnet werden:
Der Versuch trotz Nässe abzuzeichnen.jpg


Dann habe ich die Bogenform dank des nassen Holzes in Kürze hingehobelt und abschliessend bodengetillert.

Das Ergebnis nach vier Stunden Arbeit und vier Wochen Trocknung:

Das Ergebnis.jpg


Seitenansicht.jpg


Detailansicht.jpg


Länge 180 cm, Breite 4 cm, Dicke in der Mitte des Stabes: 2,5 cm, Dicke an den Enden: 1,5 cm
Ich habe den Stab an den Enden mit Leim behandelt und auf dem Dachboden unter dem Dachstuhl aufbewahrt. Also Außenklima: kühl, nass, aber auch zugig und bei Regen hohe Luftfeuchtigkeit ;D
Ich habe ihn fast jeden Tag auf Anzeichen von Rissen abgesucht und hätte ihn dann sofort am Rücken einlackiert. In den letzten beiden Wochen hat er sich gaanz leicht verzogen und ich habe ihn mit der Schraubzwinge an einen Balken gepresst.
Kein Anzeichen irgendwelcher Risse!!!
Momentan wiegt er 800g und es juckt mir in den Fingern...
Meint ihr ich sollte ihn nochmal neben den Ofen stellen? Vom Gewicht her müsste er doch trocken sein?
Es soll ein D-Bogen werden...

Viele Grüße
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Laurinus
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Re: Schneller Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Laurinus » 28.01.2014, 21:36

Spannend! Habe dieses Jahr auch einige dieser Mirabellenstangen eingeheimst.
Die ruhen nun teilweise halbiert und teilweise noch rund.
Werden schonend getrocknet.Bis jetzt ist noch nix gerissen...

Ich habe aber auch noch 2 Zwetschgenbillets, die ich frisch auf nahezu bogenstärke runtergearbeitet habe, und dann eingespannt trocknen lassen. Ging auch prima.

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arcus
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Re: Schneller Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von arcus » 28.01.2014, 21:43

Von reißen kann i bei meinen Staves auch nix sehen.
Ich würd aber trotzdem empfehlen__ab damit ins warme-- aber jeden Tag Gewicht messen--erst wenn der Stave gar nix mehr verliert, Iserlohn trocken.

Aracus

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Snake-Jo
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Re: Schneller Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Snake-Jo » 30.01.2014, 13:50

Bogenhannes hat geschrieben:Es handelt sich hierbei um Wildpflaume, also die gelbe Frucht mit den steinen, die sich schlecht lösen. Wird auch umgangssprachlich Mirabelle genannt :)



Nein, es gibt unter anderem:
- Wildpflaume (aus Samen "verwilderte" Pflaumenbäume von Prunus domestica), blaue, kleine Früchte in Pflaumenform, Kern löst sich schlecht
- Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca), gelbe Unterart der Kulturpflaume, Kern löst sich leicht
- Kirschpflaume (Prunus cerasifera): eigene Art, in blaurot und auch gelb, Kern löst sich schlecht

Die Hölzer sind von der Riss-Neigung und vom Schwund, sowie in Farbe und Härte unterschiedlich. Es lohnt sich immer, den Stave bei der Bearbeitung rückzuspannen. Dadurch gibt man eine Richtung vor und der Stave verwindet nicht so leicht zur Seite.
Man kann das grüne Holz trocknen und bearbeiten, so wie es gemacht wurde, und auch weiter zum Bogen. Aber immer, nach dem Schnitzen, wieder rückspannen und auch die kritischen Stellen neu versiegeln.
Viel erfolg!
Jo

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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 30.01.2014, 22:07

Also dann wird es sich um die Kirschpflaume handeln, die wächst hier überall in den Varianten blaurot und auch gelb. Die richtigen Mirabellen haben ja auch größere Früchte?

Vielen Dank Snakejo für deine Hinweise, leider habe ich den Stave nicht rückwärts aufgespannt. Ich habe ihn ja erst einmal so getrocknet und erst eingespannt, als ich die seitliche Verwindung bemerkt habe.
Denn nun habe ich ihn zwei Tage ins Warme gestellt und bemerkt, dass die seitliche Verwindung doch immer stärker wird:

liegende Verziehung.jpg


Der Abstand von der Seite zum Boden beträgt in der Stavemitte 2cm:

Abstand vom Boden.jpg


Das heißt die Sehne würde mittlerweile knapp an der Griffaussenseite liegen :-\

Das Gewicht hat sich in den zwei Tagen um 80g verringert. Es sind nun 720g. Ich vermute, es wird nicht mehr viel an Feuchtigkeit verschwinden können. Trotzdem habe ich den Stave nochmal in seitliche Lage gezwungen und vier cm "überspannt". So werde ich ihn jetzt zwei Wochen liegen lassen:

seitlich aufgespannt.jpg


Vielleicht bringts was. Oder sollte ich den Stave an der Mitte etwas erhitzen?

Achja und ein winziger Riss hat sich auch an einem Ast gebildet, aber wegen dem mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Bis jetzt...

kleiner Riss.jpg


Alles in allem ein schwieriges Holz, weil es sich auch noch am Ende des Trocknens bewegt. Aber ich werde direkt nochmal am WE losstiefeln und einen Pflaumenstave machen. Das Holz sieht so geil aus...

Achja das habe ich noch vergessen. Ein Foto von einem abgeschnittenen Ende, unbehandelt auf dem Dachboden getrocknet. Mann, wie das einreisst!

Sägeabschnitt.jpg


Viele Grüße!
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Haitha » 30.01.2014, 22:09

Ich würde ihn lieber dämpfen. Mit etwas Übermaß natürlich , um der Verwerfung entgegenzuarbeiten.
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 31.01.2014, 18:00

Bin mir nicht so sicher bei so reißfreudigem Holz...
Hast du schon mal Pflaumenholz gedämpft? Ich hätte Bedenken wegen dem Trocknen...
Einstweilen ein kleiner Stellungswechsel ;D

neben dem Ofen.jpg


Es soll doch ein schneller Bogen werden, also lass ich ihn bis Sonntag neben dem Ofen stehen. Dann schauen wir mal.
Natürlich ist der Ofen nicht ständig volle Pulle an!

Viele Grüße
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Ravenheart » 31.01.2014, 18:10

Reißen durch Dämpfen ist nicht sehr wahrscheinlich...

Rabe

PS: Dein Userbild war irgendwie schon mal schöner... ???

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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Benedikt » 31.01.2014, 18:16

Ich würd ihn noch nicht neben den Kamin stellen, wenn er in 2 Tagen 70g verloren hat. Das heißt nämlich nicht, dass er schon fast trocken ist, sondern noch ziemlich nass. So passierts halt schneller, dass er dir einreisst. :-\

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Gruß Benedikt
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Haitha » 31.01.2014, 18:20

Hannes, es ist mehrfach erklärt worden, warum dämpfen grünes Holz trocknet - nicht in dem Sinn, dass es dann trocken genug ist, aber trockener, sprich weniger Feuchtgehalt hat als vorher. Grünes Holz schrumpft beim Dämpfen. :) - daher eine bevorzugte Art Holz im grünen Zustand zu formen. :)

Gruß

ps: neben den Kamin würde ich Pflaume nicht stellen, die brauchst mEn nur schief angucken und sie reißt ;)
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 31.01.2014, 19:34

Naja, meine Bedenken kommen eben daher, weil das Holz schon so gut wie trocken ist. Ich vermute sogar es ist schon fertig. Deswegen würde ich befürchten, dass es nach dem Dämpfen einreisst.

Der Stave wog gestern noch 720g, bei den Dimensionen des Staves gehe ich von "fast trocken" aus...

Wenn der Stave noch nass wäre würde ich ihn niemals neben den Kamin stellen ;-)

@Rabe Ich experimentier halt gerne :-))
Zuletzt geändert von Bogenhannes am 31.01.2014, 19:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Haitha » 31.01.2014, 19:37

Wenn er kein Gewicht mehr verliert, Profil rausschnitzen und Dickentaper mit Übermaß und entweder Dämpfen (1-7 Tage warten, je nach Gusto) oder Ölen und HLP benutzen (abkühlen + etwas ruhen lassen) und los gehts :)
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 02.02.2014, 20:14

So, der Stave ist durchgetrocknet 710g. Die Aktion mit dem Aufspannen bringt überhaupt nichts. Der Bogen ist genauso zur Seite verzogen wie zuvor.
Ich habe mir das mit dem Dämpfen durch den Kopf gehen lassen. Natürlich wird das Holz nicht wieder feucht. Es wird erhitzt und vielleicht äußerlich etwas feuchter. Aber durch die Hitze des Holzes verdampft ja das Wasser ... ::)

War mir eben nicht so sicher, weil ichs noch nie gemacht habe. Aber jetzt wird es auch dafür Zeit. Ich werde den Griffbereich dämpfen und dann versuchen so um die sechs Zentimeter zu biegen. Morgen gehts los.

Viele Grüße!
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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 07.02.2014, 14:27

Dreimal dürft Ihr raten... ;D

Raaah.jpg


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Re: Schnell gebauter Pflaumenbogen: Ein Experiment

Beitrag von Bogenhannes » 13.02.2014, 14:49

So der Bogen ist gedämpft und aufgespannt. Mal schauen...

Holzsuppe
holzsuppe.jpg


aufgespannt
aufgespannt.jpg


Der Grund für einen steifen Griff
Grund für steifen Griff.jpg


Die Stelle kam mir schon die ganze Zeit bedenklich vor :)

Viele Grüße
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