Bogenwerte ermitteln

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Pyrus
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Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 30.12.2013, 23:33

Hallo,

Hab mal ne Frage zu den Bogenwerten:

In den Präsentationen werden in der Regel Werte wie 40#26" angegeben... Is glaub ich Zuggewicht und Auszug?
Kann mir da einer sagen wie man die ermittelt?
Dann würd ich auch gern noch wissen wie man den Spinewert an seinen Bogen anpasst und zu guter Letzt: Wie dick muss ne Sehne bei welchem Bogen sein und wie verhält sich das mit Brennnesselfasern? (hab da mal in nem Anflug von Wahnsinn jede Menge gesammelt aufgefasert und gehechelt)
Gleich drei Fragen auf einmal... Hoffe das is nich zu viel!
Gruß Pyrus

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SilkyJoe
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von SilkyJoe » 30.12.2013, 23:39

Mit den Zahlen haste Recht, du ermittelst an Hand deines Schießstils, wie weit dein Auszug ist. Da gilt auch das angegebene Zuggewicht. Der Bogen bestimmt den Spine Wert, ich würde eher die Pfeile anpassen.

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Squid (✝)
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Squid (✝) » 31.12.2013, 00:05

Wie meinen?

Aaaaalso: 40# @ 26" sagt uns, dass der Bogen bei einem Auszug von 26 Inch ein Zuggewicht von 40 Pfund hat. Demnach hätte er bei 28" Auszug einiges mehr, so ca. 50#. Warum 28"? Weil der Standardauszug für derartige Angaben nun einmal üblicherweise mit 28" angenommen wird. Steht also kein Auszug beim Zuggewicht soll es wahrscheinlich bei 28" sein.

Wie ermittle ich meine Auszug? (Für den mediterranen Auszug)
Da gibt es diverse Methoden: Es gibt Messpfeile, die haben eine Skala und man kann den Auszug ablesen.
Man kann einen Schaft nehmen, einen Pappring drummachen und dann Schießhaltung mit diesem Schaft einnehmen. Der Pappring bleibt vor der Bogenhand. Anschließend kann man den Auszug abmessen.
Eine ganz ungefähre Methode: Man nimmt einen Schaft, stellt das eine Ende aufs Brustbein und nimmt das andere Ende bei nach vorn ausgestreckten Armen zwischen die flach aneinader gelegten Hände. Abmessen bis zu der Stelle, wo die Finger enden und man hat den ungefähren Auszug.

Die Sehnendicke bestimmt sich zunächst mal nach dem Zuggewicht und der Bruchfestigkeit des Sehnenmaterials. Für Dacron B50, das Standardgarn, gibts Erfahrungswerte für Sehnen aus 8, 10, 12, 14 und 16 Strängen. Hinzu kommen andere Faktoren wie die Sehnendicke, die Nockbreite der Pfeile (das sollte zueinander passen), das Sehnengewicht und was auch immer. Eine dicke Sehne ist schwerer, kann aber angenehmer gezogen werden und schneidet nicht in die Finger, allerdings wird der Bogen geringfügig langsamer aber auch ruhiger.

Naturfasern sind eine Sache für sich: Das ist nicht zu Orakeln, die eine Nessel ist so, die nächste völlig anders.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 31.12.2013, 00:33, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Pyrus
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 31.12.2013, 00:23

Cool danke für die ausführilche Antwort!! Fürs Zuggewicht gibts ne spezielle Waage,oder?
Würd mich nur noch interessieren woher ich weiß welchen Pfeil ich für welchen Bogen brauch... ausprobieren?? Ich glaub das überspannt meine Geduldtsspanne :-\

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Squid (✝)
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Squid (✝) » 31.12.2013, 00:44

Zuggewichtsermittlung: Professionell mit einer Zuggewichtswaage. Die kann man für viele Kröt kaufen.
Günstiger: Eine digitale Kofferwaage mit nem Haken dran und einer Erinnerungsfunktion.
Sehr gefährlich: Besenstiel mit Kerbe und angezeichneter Auszugslänge senkrecht auf einer Personenwaage im Bad. BogenSEHNE in die Kerbe einhängen, runterdrücken und - ****** - !!!

Pfeile: Der Spinewert des Pfeils - also dessen Biegsamkeit - muss zum Bogen passen. Beeinfussende Faktoren sind
- der Spinewert des Schafts (meist auf +/-5 pfund austariert bei handelsüblichen Schäften)
- die Länge des Schafts (länger = weicher)
- das Spitzengewicht (schwerer macht weicher)
- die Federngröße
- der Bogentyp (recurve, reflex oder gar reflex laminiert, je aggressiver der Bogen ist, desto weicher "wird" der Pfeil)
- der eigene Schießstil, insb. der Ablass
- u. v. m

Auch dafür gibt es Tabellen mit ungefähren Annäherungs- bzw. Erfahrungswerten. Aber ganz kommt man ums Ausprobieren nicht herum.


EDIT: ::)
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 31.12.2013, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Heidjer
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Heidjer » 31.12.2013, 01:09

Da die Fragen zum Spine so völlig überraschend und regelmäßig wie eine Quartalsabrechnung kommen, habe ich das mal auf einen PDF zusammen gefasst. ;)
Was den Spine erklärt und warum er wichtig ist:
Spine.pdf
(12.7 KiB) 294-mal heruntergeladen


Und eine Tabelle zur Berechnung des groben Spinewertes für einen selbst:
Bestimmung von Spinewerten.pdf
(10.15 KiB) 511-mal heruntergeladen


Ansonsten möchte ich auch mal auf unser Wiki verweisen, dort wird vieles auch gut erklärt, man kommt von der Startseite dort direkt hin. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Granjow
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Granjow » 31.12.2013, 10:34

Squid hat geschrieben:Sehr gefährlich: Besenstiel mit Kerbe und angezeichneter Auszugslänge senkrecht auf einer Personenwaage im Bad. Bogen in die Kerbe einhängen, runterdrücken und - ****** - !!!


;D

ich häng jeweils die Sehne ein.

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Squid (✝) » 31.12.2013, 17:01

Na womit HÄNGT man den einen Bogen ein, damit er hängt?
Hmmmmm?`
Komiker! ;)

Neee, was anderes: Die PDFs von Dirk sind sehr gut. Besonders das zweite.
Sind die hier eigentlich irgendwo verfügbar abgespeichert? Wäre ja sinnvoll (auch zum Verlinken an Newbees), im Forum geht dieser Thread nämlich ganz schnell wieder unter...

Aber natürlich sind sie das und ganz einfach zu finden im How To board unter Pfeilbau :P ;D
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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Ravenheart » 31.12.2013, 18:39

Noch eine Anmerkung, die entweder fehlt oder von mir überlesen wurde:

40#@26" bedeutet - zumindest bei Vollholz-Bogen - in der Regel AUCH, dass 26" der MAXIMALE Auszug ist!
Das heißt, der Bogenbauer hat den Bogen nur bis 26" (ein kluger~: bis 27") getillert - bzw. auf Basis seiner Erfahrung dies als maximale Zugweite eingeschätzt, bis zu der der der Bogen (ohne Schäden zu bekommen oder zu brechen) innerhalb seiner natürlichen Lebensdauer genutzt werden kann.

So einen Bogen bis 28" (oder gar weiter) zu ziehen, bedeutet, sein Ableben zu beschleunigen (oder unmittelbar herbeizuführen) - zumindest aber, dem Bogenbauer unerträgliche Schmerzen zu bereiten! ;)

Rabe

PS: Was das Zuggewicht angeht, gibt es 2 Wege:
1. Man versucht einfach, das Maximum aus dem Holz heraus zu holen und schaut am Ende, was dabei (bei Maximalauszug, s.o.) heraus gekommen ist,
2. ein erfahrener Bogenbauer kann einen Bogen auch auf ca. 2# genau hintillern, also ein bestimmtes Zuggewicht als Zielvorgabe erreichen!

In beiden Fällen muss man wiederum bei Holzbogen beachten/einbeziehen, dass sie beim Einschießen (=die ersten 500 Schuss) noch ca. 2 - 3 # verlieren können.

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 01.01.2014, 20:59

Ok nochmal vielen Dank für die vielen ausführlichen Antworten!
@ Squid Macht die ganze Sache um einiges einleuchtender für mich!!
Die Geschichte mit der Personenwaage klingt spannend... probier ich gleich ma aus :D So Sachen die anfangen mit "ich glaub ich hab da ne fantastische Idee" sind eh immer die besten!!! :D
@ Dirk Jo hab mir schon gedacht dass ich nochmal ans wiki verwiesen werd, kann ich auch gut nachvollziehen... Hatte aber um ehrlich zu sein erstmal keine Lust, weil ich nen bischen mit den Leuten quatschen wollte...werd mir das aber zu Herzen nehmen! Und dank dir für die links
@ Rabe Also ich erkenn, dass du schon vereinfacht geschildert hast aber irgendwie is mir das trotzdem noch zu hoch... entweder liegts daran dass ich jedes mal umdenken muss wenn ich 26" seh, oder daran dass der 01. Januar is... achso frohes neues zusammen!!!!
Hoffe letzteres!!! Dann wär der Zustand nur vorübergehend :-\

Markus

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Gringo » 01.01.2014, 22:50

Pyrus hat geschrieben:Cool danke für die ausführilche Antwort!! Fürs Zuggewicht gibts ne spezielle Waage,oder?
Würd mich nur noch interessieren woher ich weiß welchen Pfeil ich für welchen Bogen brauch... ausprobieren?? Ich glaub das überspannt meine Geduldtsspanne :-\


Nun, dann solltest du unbedingt ein wenig an deiner "Geduldsspanne" arbeiten! ;D
Ohne die notwendige Geduld wirds im Bogenbau echt schwierig... ;)
If you're willing to change the world, let love be your energy.

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 01.01.2014, 23:15

:D Hab ich schon bemerkt!!!
Nen Jahresring ausarbeiten hat ja was meditatives aber die Sache mit dem spinewert macht mich feddich!!

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Ravenheart » 02.01.2014, 10:28

...na ja, SOO schwierig ist das auch nicht!

Ein erfahrener Bogenbauer kann Dir ad hoc einen Spine empfehlen, der ETWA hin kommt.
Der Rest ist in 1/2 Stunde ausgetestet.

Ich hab's schon oft beschrieben:

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=13&t=17801&p=301652#p301652
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=13&t=12050&p=197705#p197705
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=6&t=21063&p=366872#p366872

Rabe

PS: Dein Userbild ist zu dunkel! Bitte ne aufgehellte Variante nehmen oder entfernen!

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 02.01.2014, 22:44

Na das macht mir auf jeden Fall Mut, zu wissen dass es grobe Richtwerte gibt!!!
Hoffe mein Robinien flachbogen nimmt mal langsam Formen an, dann kann ich mal mit der Praxis beginnen.
Sobald ich nen neues usb-Kabel hab, folgen auch ma nen paar Bilder.

Markus

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Re: Bogenwerte ermitteln

Beitrag von Pyrus » 02.01.2014, 22:44

achso is das Bild jetzt besser?

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