set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

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uhu
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set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von uhu » 28.03.2007, 16:05

Hallo Spezialisten !

Ich habe vor ca 2 Jahren meinen ersten Selfbogen fertiggestellt. Es handelt sich um einen elb aus Hickory mit 72"  (biegt nicht im Griff). Anfangs hatte ich ein Zuggewicht von 42# bei 28" Auszug und unmittelbar nach dem Abspannen 1" Set. Der Bogen warf ganz ordentlich.

Mittlerweile, wohl ca. 1.500 bis 2000 Schuß später zieht er noch 39# auf 28" und hat wenig mehr als 3" Set entwickelt.

Das Anfangszuggewicht ist sehr gering (klar  bei einem Set bis fast auf Spannhöhe) und dementsprechend ist auch die Wurfleistung nicht gut.

Flugbahn sehr rund, Pfeilgeschwindigkeit niedrig und Reichweite entsprechend gering (ca. 140m mit leichten Pfeilen von 390gr)

Kürzen möchte ich den Bogen wenn möglich nicht, da er sehr schön passende  Horntips hat, und der Set sich ja nur vordergründig verringert. (Möglicherweise kommt er ja durch die dann höhere Belastung auf den kürzeren Bogen um so schlimmer wieder).

Jetzt habe ich mir überlegt, den Set mit einem Sehnenbacking auszugleichen und gleichzeitig das Zuggewicht wieder zu erhöhen.


Meine Fragen ?
1. bringt das bei der Länge des Bogens und dem Gewicht von 3 - 4 Lagen Sehne überhaupt was ?

2. Muß der Bogen nach dem Aufbringen von Sehne auf der Bauchseite nachgetillert werden, oder kann der Tiller durch schleifen des Sehnenbelags beeinflußt werden ?

3. Mit welcher Zuggewichtserhöhung ist zu rechnen ?

4. Wie schütze ich den Bogen dann vor Feuchtigkeit ? (Jetzt ist er mit Schellackpolitur behandelt.)

Danke für Tips
und Grüße

uhu
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Rado
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Rado » 28.03.2007, 16:16

Kann Dir nur sagen, daß Sehnenbelag sich auf dem Rücken besser macht und die WA´s durch das Schrumpfen der Sehne nach vorn ziehen wird.Auf dem Bauch würde es die WA´s nach hinten ziehen, also das Gegenteil von dem was Du willst.
Nachtillern wird höchstwahrscheinlich auf jedenfall nötig sein.
Ob sich das Mehrgewicht bei der Länge, aber in der Situation lohnt? ...Schulterzuck...
So viel ich weiß macht Sehnenbelag bis zu einer Bogenlänge von 160cm Sinn...
So viel vom Theoretiker.Den Rest können die Sehnenpraktiker besser sagen.
Zuletzt geändert von Rado am 28.03.2007, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.

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kra
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von kra » 28.03.2007, 17:52

ganz kurz:

1. an Zuggewicht sicherlich, den Set kannst du so auch raus bekommen
2. Ja, nachtillern wird nötig sein, kann aber auch durch abschleifen am Backing geschehen
3. Hängt von der Menge Sehne ab und mit welchem Reflex du die Sehne verleimst
4. Parkettversiegelung ist dein Freund

Generell: Bogenrücken abschleifen, Bogen in Reflex spannen (zu Beginn ca. 5cm), Kanten und Rücken mehrmals mit verdünnten Hautleim eintreichen und jew. trocknen lassen, dann eine Lage auf Rücken und (wichtig!!) Seiten aufbringen, trocknen lassen (1-2 Wochen), dabei evtl. den Reflex langsam erhöhen.
Dann noch 2x eine Sehnenlage aufbringen (mit jeweils steigendem Reflex). Dann lange durchtrocknen lassen. Kann durchaus bis zu 10# bringen. 3 Lagen sollten aber reichen.

Btw, natürlich Sehne nur auf Rücken und (etwas) auf den Seiten
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Dustybaer » 29.03.2007, 07:49

jetzt muss ich nochmal nachfragen (weil das hab ich nie begriffen):

1.  der bogen bekommt set weil der bauch die kompression die ihm der ruecken aufzwingt nicht aushaelt.  zellen kollabieren, dauerschaden entsteht.

2.  ich packe sehne drauf, was den ruecken verstaerkt und ziehe den bogen auch noch in reflex, was die vorspannung erhoeht.  an dem zu schwachen bauch mach ich nix.

3.  es erscheint mir als wuerde ich 3 schritte in die falsche richtung gehen um das problem zu beheben.  was uebersehe ich?

als alternative:  waere ein kompressionsresistentes facing nicht eher geeignet das problem zu beheben?
Bis bald

Marius


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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Ravenheart » 29.03.2007, 10:06

Nicht ganz!

Wenn ein Bogen Set bekommt, bedeutet es, dass sich das Holz der Belastung angepasst hat.
Ob dies allerdings überwiegend am Rücken, am Bauch, oder gleich stark an beiden stattgefunden hat, ist zunächst mal Spekulation, es sei denn, es gäbe dafür Anzeichen!
Kollabieren die Zellen tatsächlich, haben wir dort einen Kompressionsbruch, dann ist es zumindest klar, dass es AUCH am Bauch liegt!
Doch selbst OHNE Kompressionsbrüche gibt es Set, die Zellen sind dann allerdings nur verformt, jedoch noch NICHT kollabiert!

Ich vermute, in den meisten Fällen findet Set auf beiden Seiten statt.

Ein Sehnenbelag hat nun grundsätzlich die Eigenschaft, den Bogen reflex zu ziehen, da die Sehnen beim Trocknen schrumpfen. Daher, und wegen der hohen Dehnbarkeit der Sehnen, ist es zunächst mal eine passende Maßnahme, um Set zu reduzieren.

In einem hast Du natürlich Recht:
Ein Sehnenbelag verstärkt den Rücken und erhöht so die Bauchbelastung. Das KANN zu Schäden (Zellkollaps) führen, MUSS aber nicht! Hängt vom Holz und dem Bauchprofil ab.

Rabe

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Snake-Jo
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Snake-Jo » 29.03.2007, 11:18

@UHU:  Wenn es ein ELB mit Originalabmessungen ist, sehe ich nicht so ganz viel Sinn in einem Sehnenbelag. Der Sehnenbelag ist dann im Verhältnis zur Tiefe des Holzes relativ schwach und es reicht  nicht aus, den Bogen  in einem höheren Maß in den Reflex zu ziehen. Der Aufwand oder auch die Masse des Sehnenmatierilas muss bei einem ELB sehr groß sein und dies erhöht widerum das Gewicht, also nicht sehr effektiv.
Schau doch bitte unter "Bauanleitungen" in "Sehnenbacking."
Ich empfehle da eher ein Backing aus einem Holz, verleimt in Reflex., also Bogen rückwärts aufspannen, ca 10 cm über Griff..

@Kra: Grundsätzlich ja, aber bei einem dicken, fetten ELB?  ???

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uhu
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von uhu » 29.03.2007, 13:22

Hi Snake- Jo und @alle,

danke für die Tips. Ich hab aber ein kleines Problem (Angst?) beim Vorschlag den Bogen vor der Sehnenbehandlung rückwärts zu spannen.

Überall, wo ich bisher nachgelesen habe bedeutet dies: Du bettelst um Ärger!
Ich kann mir auch vorstellen, daß dies den ohnehin überlasteten Bauch zusätzlich stresst.

Denkbar ist das für mich eigentlich nur bei einem Neubau mit unbelastetem Holz, bei dem der Bogen zunächst rückwärts auf Standhöhe getillert wird und dann ein "Holzbacking" im Sinne eines Perry Reflex aufgebracht wird.

Bei Sehne, mit der zusätzlichen Wirkung, daß diese sich beim Trocknen noch mehr zusammen zieht, könnt ich mir vorstellen, daß dies des Guten zuviel wird.

Ich könnt mir allerdings vorstellen, daß sich die bildende Spannung so auf den Bogen auswirkt, daß er wieder gerade gezogen wird. Das würde mir schon reichen.

Allerdings gibt mir auch der Einwand von Snake-Jo zu denken. WEnn nämlich die durch die Vorspannung gewonnene Performance und die Zuggewichtssteigerung durch das höhere Gewicht der doch recht langen Wurfarme wieder flöten geht ist nichts gewonnen (außer natürlich Erfahrung).

Aber die könnte man m.E. wohl eher beim Neubau sammeln.

JEdenfalls danke für die Tipps. ich bin noch unschlüssig.


ciao uhu
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Frank » 29.03.2007, 13:38

Ich hatte ja was ähnliches Veranstaltet und es im alten Forum ja schon öfter mal erzählt:
Mein erster selbstgebauter Bogen war ein langer 72-74'' Robinienflachbogen mit unter 30 Pfund. Klar bald mußte ein neuer Bogen daher. Was aber tun mit dem Alten? Der hatte inzwischen auch etwas Set bekommen und war wirklich keine Freude mehr.
Ich entschied mich auch für ein Sehnenbacking. Aufgebracht, getrocknet und siehe da: Er hatte plötzlich 2 Zoll Reflex und fast 10 Pfund mehr. Super, war ja auch noch mal mehr Arbeit, als den Neuen zu bauen.

Einziger Nachteil: Er wirft jetzt noch schlechter; hängt also seit Jahren an der Wand.

Also: warum einen Haufen Arbeit und Geld (wenn man Sehnen kauft) in einen schlechten Bogen stecken. Mann kann ja einen guten Neuen bauen.

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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von gian-luca » 29.03.2007, 14:00

hallo Uhu,

es gibt noch die variante, dass du den bogenbauch mit hitze behandelst. typischerweise wird hierzu der bogen in mässigem reflex eingespannt und mit einer heissluftpistole 'getoastet' (mind. eine halbe std. pro wurfarm). ich selber habe das (noch) nicht ausprobiert aber in anderen foren sind bogenbauer vertreten, die kaum einen bogen bauen ohne ihn zu 'braten'. anscheinend wird dabei das holz nicht nur getrocknet sondern, bei genügend hitze, auch verändert und 'robuster' gemacht. resultat ist weniger set und höheres zuggewicht, bei gleicher wurfarmmasse. wichtig ist natürlich, dass der bogen nicht gleich nach dem erhitzen geschossen wird; man sollte schon 2-3 tage warten, auch wenns kribbelt  :).
es eigenen sich auch nicht alle hölzer gleich gut für diese methode.
vielleicht findest du über die suchfunktion hier mehr infos dazu...

wenn dich der bogen eh nicht mehr befriedigt, dann könntest du es ja wagen, der aufwand hält sich auch zeitlich in grenzen.

gruss,
gian-luca

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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Dustybaer » 29.03.2007, 14:47

@ rabe, danke.  mein denkfehler war, anzunehmen dass set nur am bauch passiert.

@gian-luca, ich denke das wird bei einem so eingeschossenen bogen wenig bringen.  die leute von denen du sprichst (ich vermute mal die foren FA und PA) machen das bei neuen bogen, meist kurz bevor sie fertig getillert sind, damit sie eben kein set bekommen (oder nicht so viel).  aber bekanntlich macht versuch kluch und schaden wirds dem bogen wahrscheinlich nicht.
Bis bald

Marius


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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Ravenheart » 29.03.2007, 15:21

Dieses sogenannte "Tempern" macht nur bei Materialien sinn, die bekanntermaßen dafür geeignet sind (Bambus, Rattan)!

Bei "normalen" Hölzern rate ich davon ab, die Chance ist zu groß, den Bogen dadurch zu verspröden und so unbrauchbar zu machen!

Dann eher Recurves dran dämpfen, oder im Griffbereich einen Reflex ("Set-back") rein bringen, dabei bleibt die Leistungsfähigkeit des Holzes (meistens) erhalten!

Rabe

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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von gian-luca » 29.03.2007, 15:23

@Dustybear: ja es sind besagte foren und ich meinte gelesen zu haben, dass es auch bei bereits eingeschossenen bögen wirken kann, weniger stark halt als bei neuen. aber wie du sagst: versuch macht kluch und viel mehr zu verlieren als etwa anderthalb bis zwei stunden freizeit hatt uhu dabei nicht.

@rabe: hast du selber schon viel getempert? mich würden erfahrungsberichte mit 'normaler' europäischer esche, robinie oder ahorn interessieren. ich weiss bloss, dass im amiland getoastet wird was das zeug hält, auch 'normale' hölzer. ob es wirklich was bringt, muss wohl jeder für sich austesten. ich hatte leider wegen zeitmangel noch keine gelegenheit die sache persönlich auszureizen.

gruss,
gian-luca
Zuletzt geändert von gian-luca am 29.03.2007, 15:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Ravenheart » 29.03.2007, 15:47

Was würdest Du viel nennen? Ich schätze mal, ca. 10-15 Versuche, Ulme, Ahorn, Esche, Kirsche, sowie Rattan und Bambus.
Jeweils die Recurves, meist nachträglich als Stringfollow-Ausgleich, mit der Hoffnung, dass die Recurves so starr bleiben, obwohl sie nicht verstärkt waren...

Ein paar (unter 50%) sind was geworden, der Rest zur Hälfte entweder gerissen (längs- oder quer) oder ohne erkennbares Ergebnis (bogen sich wieder auf).

Die Erfolgsquote rechtfertigt m.E. das Risiko nicht...

Rabe

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Heißluftpistole+Tempern

Beitrag von Rado » 29.03.2007, 19:29

Ich hatte das einmal mit einem Ulmen-ELB versucht und es hat sich ein Span abgehoben,der mir fast den stave ruiniert hätte.Ich wollte ein deflexes Ende begradigen und erwärmte ca 30min eine Stelle.
Dämpfen ist wegen der Holzbefeuchtung auf jeden Fall sicherer.Auch wenns zusätzliche Trocknungszeit bedeutet.
Aber einen neuen Bogen bauen dauert noch länger.
Ich denke, daß das ELB-Design für´s Tempern, zumindest mit schwächerem Holz als die beiden Erstplatzierten(OO&Ei), nicht gut taugt
und werds nicht nochmal bei nem Weißholz-ELB versuchen.
Einmal ist zugegeben nada, aber wie Rabe schon sagte:Das Risiko lohnt nicht.

PS: Es war ein zugehobelter Rohling unmittelbar vor dem tillern, das Holz hatte sich noch gar  nicht "gesetzt".
Zuletzt geändert von Rado am 30.03.2007, 00:10, insgesamt 1-mal geändert.

Boettger
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Re: set im selfbogen mit Sehnenbacking entfernen?

Beitrag von Boettger » 29.03.2007, 23:00

uhu hat geschrieben:Mittlerweile, wohl ca. 1.500 bis 2000 Schuß später zieht er noch 39# auf 28" und hat wenig mehr als 3" Set entwickelt.


Nur so am Rande:

1. Jeder gute Bogen entwickelt Set. Drei Zoll Set sind m.W. noch innerhalb des tolerierbaren Bereiches.

2. Gerade bei Hickory scheint die Holzfeuchte bzw. die Versiegelung des fertigen Bogens in Bezug auf Set ganz entscheidend zu sein.

mfG

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