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Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 01.08.2017, 15:53
von Anasazi
Im Hessenpark be Neu Anspach im Taunus gibt es immer mal wieder Vorführungen zum Thema Verseilen von Hanf. In der Ausstellung dazu wird das Thema Hanf als Kulturpflanze auch thematisiert. In einigen Jahren hatten sie auch kleine Hanffelder gepflanzt. Vielleicht dort mal anfragen!?

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 01.08.2017, 16:13
von shokunin
@Sanne,

Ein Problem ist, dass umgangssprachlich "Flachs" oft gleich "Hanf" ist...
Dem bin ich mit meinem Dicht"hanf" auch schon mal aufgesessen, das war dann aber gar kein Hanf sondern Flachs = Leinfasern.
Was Du da hast ist also wohl auch Leinen eher als Hanf.

Gruss,
Mark

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 01.08.2017, 16:36
von Sanne
Ich weiß, was du meinst. Aber das ist ziemlich sicher Hanf. Ich hab auch einen Strang aus Rohleinen, den Unterschied sieht und spürt man, wenn man sie nebeneinander liegen hat. Hanf spinnt sich auch angenehmer als Leinen.

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 01.08.2017, 19:06
von Neumi
Hallo, Flachs ist definitiv kein Hanf sondern Lein, das ist sicher.

Ich hab mir mal eine kleine Testsehne gebaut. Ich hab noch einiges an japanischem Hanfgarn und musste das jetzt mal ausprobieren. Die Testsehne ist nur kurz, deswegen die Aussagekraft zum Zuggewicht das die verträgt nur sehr gering. Wie dem auch sei, bei knapp über 100# habe ich aufgehört dran zu ziehen (meine Waage geht auch nur bis 50 kg).
Das benutzte Garn besteht aus 3 Strängen, die ich aufgedreht habe, um einzelne Fasern zu haben (30 Fasern habe ich verwendet). Das Testteil hat einen Durchmesser von ca. 2 mm.
Ich werde von dem Garn mal eine richtige Sehne mit 45 Fasern bauen (dann sollte ich bei 3 mm Sehnendicke landen) und auf einem ausgemusterten Ulmebogen testen (ich glaube, dass der noch 85# hat).
Hier noch was zum gucken ;D
01.jpg
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Grüsse - Neumi

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 01.08.2017, 21:07
von killerkarpfen
Das ist bei mit mal ins Auge gegangen. Ich habe das auch schon Kund getan ;D

Bei vielen einzelnen Fäden kann es sein, dass die sich ungünstig verdrillen beim spleissen, so dass die Fäden einzeln belastet werden.
Mir ist aine solche Sehne einmal bei einem frisch aufgespannten Bogen einfach gerissen. Ein Klang als wenn man ein Stück Stoff zerreisst.

Ein Zwirn ist da viel stabiler. Gute Sattlergarne sind auch gekennzeichnet, wie 18/3 18/6
Da sind 3 btw 6 einzelne 18er Fäden zusammen gedreht. Ich mache dann Sehnen aus 10 Strängen das sind dann auch 30 btw 60 Einzelfäden drin.

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 02.08.2017, 17:11
von Neumi
Tach auch, die erste Versuchssehne ist fertig, Durchmesser knapp 3 mm.
Da ich die einzelnen Fasern zu 4er-Bündeln zusammengefasst und gut gewachst habe, besteht kein Risiko, dass sich einzelne Stränge ungünstig verdrillen oder so. Ausserdem ist die Hanffaser rund und darf nach meiner Meinung ruhig verdreht werden - anders als bei Leinengarn. Das Garn ist aber definitiv nicht die optimale Lösung, da es nach meinem Eindruck aus Kurzfasern gesponnen wurde. Ich habe aber einen Anbieter gefunden, der rumänisches Langfasergarn verkauft und 0,5 mm dickes Garn hat. Die 1 mm Garne sind mir schlicht zu dick - nur ist der im Urlaub und warten ist angesagt. Ausserdem habe ich noch eine Anfrage bei Hanf-Fachleuten laufen, mal sehen ob die Quellen für Langfasern haben.
Grüsse - Neumi

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 02.08.2017, 21:27
von gervase
was ist mit Lindenbast? da sind die Fasern 100 bis 150 cm lang

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 02.08.2017, 21:42
von fatz
Den find ich ganz nett zum Tomatenanbinden, aber eine Sehne fuer einen 100+ Warbow wuerd ich da ned draus machen wollen.

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 02.08.2017, 23:10
von Neumi
gervase hat geschrieben:was ist mit Lindenbast? da sind die Fasern 100 bis 150 cm lang

Lindenbast mag ja ganz brauchbar sein, ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass die Fasern vor der Verwendung von Hanf und Lein für Bogensehnen benutzt wurden, aber ich brauche Faserlängen von mind. 210 cm und das für warbows, strongbows...
Uuuuund ich will Hanf!

Grüsse - Neumi

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 02.08.2017, 23:43
von killerkarpfen
Ötzi hatte eine Sehne aus Lindenbast dabei und sein "unfertiger" Bogen ist unter den Warbowyern nicht unbekannt. ;)

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 03.08.2017, 07:04
von fatz
Hast da mal eine Quelle dazu? Irgendwie ist mir das nicht praesent, dass sie die Sehne zu seinem Bogen gefunden haetten.

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 03.08.2017, 08:20
von gervase
Der Typ, von dem ich das in England gelernt habe , hat einen 100lbs Bogen mit Sehne aus Lindenbast. Die Fasern sind extrem zugfest.

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 03.08.2017, 14:36
von killerkarpfen
@ Fatz - Jep da sind doch ein paar Fakten durcheinander geraten.
Man hat Schnürwerk bei Ötzi gefunden das als Bogensehne infrage kommen könnte. J. Junkmanns bezweifelt dies aber in seinem Beitrag. Siehe die verlinkte Leseprobe.

Meine Interpretation beruht aus dem Buch "Pfeil und Bogen: Von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter Seite 10 ff
von Jürgen Junkmanns". Im Kapitel "Pflanzen und Tierfasern" Seite 10 und 11

https://books.google.ch/books?id=MJSgAwAAQBAJ&pg=PA10&lpg=PA10&dq=lindenbast+bogen&source=bl&ots=ixckfURpIH&sig=AxN-J5lD_UIEwo6XSwv6QV2d7Kg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjU_MPihbvVAhXLJlAKHctyAv4Q6AEIMDAB#v=onepage&q=lindenbast%20bogen&f=false

Quelle: Pfeil und Bogen: Von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter Seite 10 ff
von Jürgen Junkmanns

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 03.08.2017, 14:39
von fatz
Merci. Muss ich mir heut abend nochmal durchlesen....

Re: Hanfgarn oder Hanffasern zum Sehnenbau - Bezugsquelle ?

Verfasst: 03.08.2017, 18:35
von Neumi
Tach, ich zitiere dann mal: "Die zur Herstellung der meisten prähistorischen Schnüre und Geflechte verwendeten Baumbaste, z.B. Lindenbast, sind aufgrund ihrer geringen Festigkeit ungeeignet."
Grüsse - Neumi