Esskastanie

Hölzer, Kleber, etc.
Wolfram
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Esskastanie

Beitrag von Wolfram » 21.09.2007, 22:37

Ich hätte da mal ein paar Fragen...

Ich habe mir zwei Stämmchen Esskastanie gesichert. Bestehen da irgendwelche Erfahrungswerte zum Bogenbau?

- Wie ist das Holz enzuordnen gegenüber Esche oder Ahorn?

- Das Holz hat einen dunkleren Kernbereich. Kann man Splint und Kern verwenden oder gibt es da Einschränkungen?

- Sollte man einen Flachbogen bauen oder taugt das Holz auch zu D-Profil-Bögen?

- Hat das Holz irgendwelche Sonderheiten, die beim Bau zu beachten wären?

Ach ja, das Wiki und die Suche hat leider nichts brauchbares ergeben.

Im Voraus vielen Dank für eure Tips und Antworten.

Gruß Wolfram

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arcus
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Re: Esskastanie

Beitrag von arcus » 21.09.2007, 22:51

Hallo Wolfram,

bring die beiden Stämmchen zu mir ------und wir bauen jeder einen Bogen davon  ;D ;D ;D

Meine stehen nämlich noch immer im Wald und ich wollt schon immer mal einen Maronenbogen haben.


Soviel ich von Rabe weiß, ist Marone hart und elastisch--sollte also gehen.
Würde eher flach, breit und lang bauen--kürzen kann man immer noch.



Gruß Rolf
Verlange von niemenden etwas, was Du nicht selbst bereit bist zu geben

Wolfram
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Re: Esskastanie

Beitrag von Wolfram » 22.09.2007, 17:27

Rolf, Du hast keine PLZ in Deinem Profil eingetragen. Wo wohnst Du denn? Ansonsten warum nicht, wen sich das einrichten lässt, gemeinsam macht ja so was mehr Spaß. Allerdings war am Donnerstag erst das Fichtenmoped aktiv. Das heißt, da muss noch was trocknen. Bogenstäbe hab ich ansonsten genug.

Gruß Wolfram 

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Re: Esskastanie

Beitrag von Ravenheart » 24.09.2007, 09:08

Ich habe einige E.kastanien-Staves, aber noch keinen fertigen Bogen daraus!

Die ersten Eindrücke vom Holz waren gut, allerdings waren sehr viele Stücke, die ich bisher "angefasst" habe, drehwüchsig!

In der Härte gleicht es Robinie (sehr hart), in Zähigkeit übertrifft es Esche und Ahorn, über die Elastizität kann ich noch nichts sagen, es könnte (nach den ersten Eindrücken) etwas zu Stringfollow neigen...

Ich habe einen halbfertigen Bogen, der zur weiteren Bearbeitung erst mal gerichtet werden muss, weil er etwas krumm ist...

Im Moment habe ich 2 andere in Arbeit, aber wenn ich dran denke, werde ich mir den danach mal vornehmen...

Rabe

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Re: Esskastanie

Beitrag von Snake-Jo » 25.09.2007, 13:24

Esskastanie, Marone: Mein Drechslerwerk sagt gleiches aus: zäh, hart, fest und ringporig. Demnach ist bei der Bearbeitung auf schmales, kleinporiges Frühholz zu achten. Der hellbraune Kern dunkelt stark nach, wird also ein schöner dunkler Bogen. Sicherlich für den Bogenbau gut geeignet.

Wolfram
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Re: Esskastanie

Beitrag von Wolfram » 25.09.2007, 19:02

Erst mal vielen Dank für die Informationen. Interpretiere ich das richtig, dass ich nicht auf Kernholz runterarbeiten muss, sondern, dass man alles verwenden kann?

Gruß Wolfram

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Re: Esskastanie

Beitrag von Snake-Jo » 26.09.2007, 08:16

@Wolfram: Ja, richtig. ich würde 1-2 Splintholzringe stehen lassen. Unbedingt den äußeren (ersten) abtragen, der könnte spröde bzw. noch nicht genügend ausgereift sein. Ebenso das ringporige Frühholz am Rücken abschaben, sofern noch sichtbar. Wäre doch ein schöner Bogen: außen (Rücken) helles Splintholz, innen dunkler Kern.

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Re: Esskastanie

Beitrag von Christopher » 08.11.2007, 20:49

So, auch wenn der Tread jetzt schon etwas veraltet ist, möchte ich gern darauf zurückkommen.
Ich hab mir jetzt auch ein paar Rohlinge besorgt. ;D
Mein erster Eindruck vom Holz ist gut, es ist irgendwie so braun gemasert und hat schön lange Fasern und ist relativ leicht(eibenähnlich??)aber trotzdem würde ich sagen, dass es auch kein perfektes Holz ist.
unbedingt die Rinde drauflassen, sonst reißt das Holz ein.

Meine Rohlinge sind alle leicht verdreht, wie kann ich dem entgegenwirken?Mit Dämpfen siehts schlecht aus, ich kann keine so großen Stücke in Mutters Küche dämpfen :D
Bei nem Kurs bei Konrad Vögele haben wir son Gasgrill benutzt...
also wüsste jemand da ne Lösung?
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Re: Esskastanie

Beitrag von Ravenheart » 09.11.2007, 11:25

Wenn er über die ganze Länge gedreht ist, hilft auch nur, über die ganze Länge dämpfen - oder damit leben und das beste draus machen, was geht...

Ich habe mir gerade mal wieder einen Esskastanien - Stave vorgenommen...

Leider hatte er einen so großen/schlechten und ungünstig liegenden, versteckten Totast, dass der Rest nun nur noch 1,12 m lang ist (war: 1,45)...

Trotzdem versuche ich da wenigstens mal einen "Mini-LB" draus zu machen...

ERSTAUNLICH ist: Das Holz hat sich beim Trocknen anscheinend extrem verändert!
Die zähe Zugfestigkeit des Splints hat deutlich nachgelassen und liegt nun max. auf durchschnittlichem Niveau, und auch die elastische Härte des Kernholzes hat sich reduziert, es ist mit dem Fingernagel eindrückbar und die Eindrücke bleiben! Das Holz wirkt "vermorscht"...

Möglicherweise ist dies aber nur eine Besonderheit dieses Einzelstücks? Auch die Farbe hat sich deutlich verändert, das gelb-grünliche ist braun-gräulich geworden... (Anders als meine Speerschleuder aus dem Holz, die gelblich UND hart geblieben ist!!)...
Ich habe noch 1 oder 2 andere Staves, die werde ich mir demnächst nun auch mal anschauen...

Rabe

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Re: Esskastanie

Beitrag von Christopher » 25.01.2008, 17:19

ERSTAUNLICH ist: Das Holz hat sich beim Trocknen anscheinend extrem verändert!
Die zähe Zugfestigkeit des Splints hat deutlich nachgelassen und liegt nun max. auf durchschnittlichem Niveau, und auch die elastische Härte des Kernholzes hat sich reduziert, es ist mit dem Fingernagel eindrückbar und die Eindrücke bleiben! Das Holz wirkt "vermorscht"...

Möglicherweise ist dies aber nur eine Besonderheit dieses Einzelstücks? Auch die Farbe hat sich deutlich verändert, das gelb-grünliche ist braun-gräulich geworden... (Anders als meine Speerschleuder aus dem Holz, die gelblich UND hart geblieben ist!!)...
Ich habe noch 1 oder 2 andere Staves, die werde ich mir demnächst nun auch mal


so was ähnliches ist mir auch passiert:das Holz ist braun-vergraut und erschreckend weich!!
vllt. mein ich das aber auch nur, weil das Holz noch nicht ganz trocken ist, der Rohling ist jetzt aber schon gedämpft und die grobe Form ausgearbeitet, mal schaun wies wird... :-\

was ist eig. aus deinen Staves geworden?
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Re: Esskastanie

Beitrag von Natrius » 25.01.2008, 20:23

Eine kleine Übersicht über die Edelkastanie. Vielleicht hilft euch das ja ein bisschen da hier ja unter anderem auch wegen Trocknung und zwecks Ähnlichkeit mit anderen Hölzern gefragt wurde.

Edelkastanie (Castanea sativa)

Hier sollte man stark von Edelkastanie und Roßkastanie unterscheiden...
Andere Wuchseigenschaften, Aussehen sowie andere Holzeigenschaften.

Rinde ist in der Jugend eher Olivbraun. Im alter ist die Rinde dann braun-grau bis dunkel-braun und hat der Länge nach tiefe Risse. Kastanienholz ansich ist sehr beliebt für Pfahlholz beispielsweise für Rebstöcke.

Leider bekommt die Kastanie mit zunehmenden Alter einen mehr oder weniger starken Drehwuchs zusammen... Ist eben ein grosses Problem beim Bogenbau.

Zum aussehen des Holzs:
Edelkastanie ist in der Farbe und in der Struktur der Eiche ziemlich ähnlich.
Der Splint unterscheidet sich stark vom Kernholz und ist meistens nur ein paar Jahrringe breit, das dürfte dann, weil die Edelkastanie ein sehr langsames Breitenwachstum hat, so bei 1-2cm liegen oder so.

Es ist ein Ringporiges Holz und die Frühholzgefäße lassen sich sogar mit dem Auge noch halbwegs gut erkennen.

Zu den Eigenschaften:
Edelkastanie ist sehr hart und Dicht.
Bei einer ca. u(=Holzfeuchtigkeit) von 12% hat das Holz eine Rohdichte von ca. 0,60g/cm³.
Es wäre somit entweder als schwer oder als mittelschwer einzustufen.
Hier lässt sich dann darüber streiten würde ich sagen *lach*

Das Holz hat ausserdem noch recht gute Festigkeit- und Elastizitätseigenschaften, allerdings ist im vergleich zur Eiche die Mittlere Bruchfestigkeit und der Elastizitätsmodul niedriger. (= weniger Elastisch als Eiche.)
Das liegt unter anderem daran dass die Rohdichte geringer ist als die von der Eiche(=ca. 0,70g/cm³).

Schwindverhalten ist eher günstig da das Holz nicht so besonders stark Schwindet.
Das Kernholz ist zudem noch sehr Dauerhaft. (=gut gegen Witterung etc.)


Kurz noch zur trocknung:
Äusserste vorsicht walten lassen, auch wenn es generell sehr wenig schwindet.
Erst Lufttrocknen lassen sodass es normale Luftfeuchtigkeit bekommt, dann erst zur "wirklichen" Trocknung schreiten. Sonst kann sie leicht Reißen oder verwerfen.

Hauptsächliche verwendung:
Wegen der hohen Dauerhaftigkeit bevorzugt im Aussenbereich. Edelkastanie muss dort unter Umständen gar nicht Imprägniert werden...
Sonst, auch gut im Wasser.
Es lässt sich ebenfalls gut Schnitzen, allerdings sollte man beim Nageln aufpassen, denn es Spaltet recht leicht.

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Re: Esskastanie

Beitrag von Ravenheart » 27.01.2008, 13:15

Christopher hat geschrieben:
...was ist eig. aus deinen Staves geworden?


Also der, von dem ich berichtet habe, endete als Fiasko, sprich, bekam schon bei ca. 25# (1/3 Auszug) Stauchrisse.
Brennholz....

Die anderen hab ich noch nicht angefasst, da ich gerade noch mal 2 Eiben in Arbeit habe (die hatte ich wg. diverser Problemstellen schon aufgegeben, nun aber doch noch mal versucht, sie zu retten (Segment eingesetzt, etc...)

Rabe

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Re: Esskastanie

Beitrag von Donizetti » 28.01.2008, 20:48

evtl. hat der stamm einen pilz?

(aber ich bin dumm und jung)

Holz wird keinesfalls "weicher" beim Trocknen. Es wird spröde.
Nicht zielen, dann triffst Du!

Aber nicht ich :-)

Itaker - oder der mit dem Specht tanzt!

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Re: Esskastanie

Beitrag von Natrius » 28.01.2008, 21:26

Ouh, das von Raven hab ich doch glatt übersehen.

Es bröckelt sagst du? Nicht fasrig sondern eher *grübel* naja, brocken förmig *rofl*
Und es wurde bräunlicher?

Hört sich nach Braunfäule an, einem Holzzerstörenden Pilz der die Zellulose im Holz abbau und das bräunliche Lignin "zurück lässt".
Das Holz bröckelt im so würfelförmig ab und es lässt sich zwischen den Fingern verreiben.

Weißfäule gibts dann auch noch, da wird dann eben das Braune Lignin abgebaut und die helle/weisse Zellulose bleibt weitestgehend erhalten.
Hier ist das aussehen dann eher Fasrig.

Lg Stefan

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Re: Esskastanie

Beitrag von Ravenheart » 29.01.2008, 13:09

Ha, ne-nee, das hätt' ich schon erkannt!!

Ich beschreibs mal so:

Frisch war's wie Robinie, trocken wie Erle, also vom Gefühl her, nicht Farbe.
Farblich war's frisch wie Ulme, trocken wie ne gräulich ausgefallene Birke.

Der Stave war frisch geschlagen und, so weit optisch erkennbar, gesund!

Na egal, ich hab ja noch welche... Mal schauen...

Rabe

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