Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

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Artifex
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Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von Artifex » 07.11.2011, 21:26

Hallo,

Vor einiger Zeit packte mich der Ehrgeiz zur Herstellung von Bambuspfeilen. Daß dies allerdings soooo lange dauern würde wusste ich anfangs auch nicht. So wollte ich zumindest den "Leidensweg" in Bildern festhalten um aufzuklären daß es doch ein schönes Stück Arbeit ist solche Stöckchen herzustellen. Bereut habe ich es aber nicht. Zum überwiegenden Teil hat´s ja auch Spaß gemacht und nun, nach Fertigstellung spricht auch meine Frau wieder mit mir. :-)

Anbei mein kleiner Baubericht, kurz fassen ist für mich leider ein Problem.

Wenn es für jemanden verwendbar ist so freue ich mich, ansonsten spart nicht mit Kritik od. löscht es raus.
Verbesserungsvorschläge daher erwünscht, sollte sich das doch auch jemand antun dann macht er meine Fehler zumindest nicht nochmals.

lg,
Artifex
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kra
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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von kra » 07.11.2011, 21:38

Klasse Bericht, erste Sahne. Sehr ausführlich und gute Bilder dazu. Reverenz!

Werde ihn mir Morgen Abend mal in Ruhe zu Gemüthe führen. Aber was ich so beim überfliegen gesehen habe - sehr gut beschrieben.
Einzig das starke Abschleifen mit dem Bandschleifer, da stimme ich nicht zu. Es schadet nichts, wenn die Nodien etwas stärker bleiben. Im Gegenteil, es kommt der Stabilität zu Gute

Evtl. ein Beitrag fürs HowTo-Board?
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von acker » 07.11.2011, 21:57

Ja sehr sehr schön gemacht ! man merkt beim Lesen des schönen Artikels wie viel Mühe drinne steckt ! Hut ab !
Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von eddytwobows » 07.11.2011, 21:58

Hi Artifex...

Klasse Baubeschreibung, sehr gut und ausführlich dokumentiert... :)
Da bekommt man direkt Lust, auch mal wieder ein paar Bambuspfeile zu bauen.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Kniff mit den Kleber-Enlüftungslöcher und die Nock-Verstärkung.

Was ich gar nicht so gut fand, war der Hinweis, am Bandschleifer mit Handschuhen zu arbeiten...
Das ist normalerweise ein absolutes "No Go", weil einen das u.U. sehr schnell nicht nur ein bißchen Haut, sondern gleich ganze Finger / Fingerglieder kosten kann... sollte man vielleicht noch ändern oder zum. darauf Hinweisen... :)

Ansonsten würde ich glatt mal sagen, diese Beschreibung gehört in den "How to" Bereich... :)

LG
etb

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von walta » 07.11.2011, 22:08

Ich habs jetzt auch nur grob überflogen und mir vor allem die Bilder angeschaut. Weil du Kritik haben wolltest wiederhole ich mal was ich schon öfter hier im Forum über Bambuspfeile gesagt habe.

Die Hoffnung 50% der gekauften Schäfte verwenden zu können ist ein frommer Wunsch.
Bambus sortiert man nach Gewicht und erst in zweiter Linie nach Spine und gar nicht nach Durchmesser.
Die beste Versiegelung für einen Bambus ist die natürliche Wachsschicht.
Die Federwicklung gehört flacher (ist aber Geschmacksache).
Japanische Pfeilbauer durchstossen den Pfeil mit einem heissen Draht.
Vor dem einsetzen der Spitze eine Hilfswicklung anbringen da der Schaft sich sehr leicht spaltet.
Und letztendlich wirst du wahrscheinlich nicht viel Freude mit den Pfeilen haben da das abschleifen der Nodien sich im Normalfall extrem auf die Stabilität auswirkt.

So gut und ausführlich der Bericht auch ist, Bambus ist um einiges komplizierter als das man es mit einem Satz Pfeile gelernt hat.

walta

Windmann
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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von Windmann » 07.11.2011, 23:38

Ich habe mir gerade Deinen Baubericht bei einer Tasse Grünen Tee gegönnt und merkte immer wieder, wie viel Spaß und Herz Du in die Seiten gesteckt hast. Jedes Mal, wenn ich so etwas lese, merke ich, wie mannigfaltig die Herangehensweise beim Pfeilbau doch ist. Zum Glück gibt es dabei keine starren Richtlinien, was man nicht machen darf, so lange das Ergebnis passt. Alles andere wäre eine Beschneidung der, ja, ich möchte sagen, der Kreativität. Eine schöne Arbeit. Danke, und ich habe auch wieder etwas gelernt.

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von fennek » 08.11.2011, 00:05

Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht!

Das war bestimmt jede Menge Arbeit...

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von klaus1962 » 08.11.2011, 09:26

Wow, das ist der perfekteste und detailierteste Buildalong für Pfeilbau, den ich bisher gesehen habe. :)
Absolut toll gemacht !
Wenn die leichten Kritikpunkte der Vorschreiber noch korrigiert werden (zB. als Tip oder Empfehlung einbauen), dann hat dieser Bericht, meiner Meinung nach, definitiv Lehrbuch-Charakter.
Bravo. Meinen Dank und meine Anerkennung für diese Arbeit hast Du auf jedenfall.

Gruß
Klaus

Bogenede

Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von Bogenede » 08.11.2011, 13:15

Gut gemacht und schöner Bericht.

Kleine Anmerkung meinerseits: Das Biegeholz muss an den äusseren Kanten abgerundet werden, sonst gibts leicht Druckstellen in den Bambus.

bogenede

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von benzi » 08.11.2011, 13:40

ein schöner Bericht, super Bilder, erstmal danke dafür!

er eröffnet gleichzeitig an vielen Stellen Diskussionen, aber ich denke das war Dir bewußt..........

mal von vorne:

woher weißt Du dass es sich bei den Stäben um Pseudosasa amabilis handelt, stand das im Baumarkt dran?

http://www.bambus-lexikon.de/pseudosasa-amabilis.html

Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von murdocg » 08.11.2011, 16:17

Klasse Bericht.
Man liest richtig heraus wie viel Mühe du dir damit gemacht hast.


Gruß Fabian

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von Artifex » 08.11.2011, 20:13

Hallo zusammen,

Danke für die Blumen und Watschn....
Es freut mich wenn ich auch mal was beitragen kann.

@Walta: Ich stimme Dir zu daß man nach den ersten Bambuspfeile kein Meister ist. Ein Tourist der einen Reisebericht über Nairobi schreibt ist ja auch noch kein Kenia-Experte und dennoch ist der Bericht für manche Leute interessant. Darum wollte ich ja bewußt nicht Anleitung schreiben da es nüchtern betrachtet ja (noch) nix anderes ist als ein reiner, mit Bildern hinterlegter Bericht einer Fertigung.

@Kra: Ja, das sehe ich prinzipiell auch so, es kommt im Bericht offensichtlich nicht so klar heraus.
Gerne hätte ich Nodien und die Originalwachsschicht gehabt, sieht ja auch viel cooler aus aber die Schäfte waren so schwer und steif sodaß ich den Weg des Niederschleifens gewählt habe um zu sehen was dabei rauskommt und nicht von Neuem Schäfte suchen muss. Im Prinzip passt das zu Waltas Meinung Punkto Gewicht. Wären sie leichter gewesen hätte ich nicht so viel oder nur die Nodien ein wenig beschleifen müssen. Kommt deutlicher als Hinweis/Verbesserung rein.

@eddytwobows:
Good point, das Risiko des Verfangens des Handschufingers im Bandschleifer (vermutlich am Ende des sichtbaren Bandes in Laufrichtung) war mir nicht ersichtlich da hier nur ein winziger Spalt ist und meine Handschuhe sehr eng anliegen. Also es sind jetzt keine so schlabbrigen 08/15 Bauhandschuhe. Dünnes Leder, sitzen sehr gut und haben keine abstehenden Teil.
Aber der Hinweis gehört eigentlich rein, klaro.

@klaus1962:
Lehrbuch-Charakter. Na ja, ich hab nur einfach schon zu viele fade Berichte gelesen die wesentlich interessanter und einprägsamer wären wenn einfach ein paar Bilder drinnen gewesen wären. Ausserdem muss ich meinen Vogel :-) ja irgendwie dokumentieren. Da ich auch gerne fotografiere passt das irgendwie zusammen.

@Bogenede:
Mir ist zwar nix aufgefallen daß ich da welche gehabt hätte aber klar - die Chance im heißen Zustand ein Cut zu bekommen ist mit meiner ersten 08-15 Lehre natürlich da. Fließt als Hinweis ein.

@benzi:
Ja, aber Diskussionen sind ja grundsätzlich was Gutes da sie die Individualität des Seins bestätigen und die Akteure zu offenerer Denkweise anregen. Wären alle gleicher Ansicht od. Meinung dann gäbs keine Basis für Verbesserungen.
Deine Frage ist berechtigt und ja, im Baumarkt meiner Wahl (also einfach der bei uns im Ort) wo ich schlussendlich die Schäfte gekauft habe sind die Bambusstecken mit "Tonkinstäbe" beschildert. Gibts bei uns in Ö in 90 und 120cm und ich glaub auch 50cm und noch länger. Da ich anfangs nicht wusste was der Name Tonkin aussagt habe ich nach "tonkin bambus" gesucht und bin schlussendlich auch auf der Homepage Deines Links gelandet.

lg,
Artifex

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von walta » 09.11.2011, 16:11

Hallo

Ich beziehe mich auf Seite 9 der Anleitung "Durchstossen der Nodien"
Du schreibst: "Der ursprüngliche Nutzen der Nodien ist dass der Halm bei Querkräften (Wind) nicht so leicht knickt."
Das verstehe ich nicht so ganz. Kannst du mir das nochmal ganz langsam erklären?

Zu den Problemen die du beschreibst beim bohren an sich fällt mir ein das es Balkenbohrer gibt - die sind extralang und etwas anders gewendelt um den Bohrstaub besser abtransportieren zu können.

Auf Seite 11 steht: "Um meinen Spinewert und das Gewicht zu erzielen musste die komplette äußere Schutzschicht runter."
Meiner Meinung nach macht man sowas bei Holzpfeilen aber niemals bei Bambus. Die stärkste Faserschicht bei Bambus ist aussen und auf die Art schwächst du den Pfeil. Den richtigen Spine erreicht man durch aussortieren und das richtige Gewicht durch die Länge, Spitzengewicht (was den Spine ebenfalls beeinflusst) oder durch schwerermachen des Pfeils. Ich hab das mal gesehen durch einbringen von Wachs und dem gleichmässigen verteilen mittels eines heissen Drahtes.

Bei den Nocken schreibst du immer wieder von Bambusinlets - was meinst du damit?
Als tip: es gibt in den Haushaltsabteilungen der Supermärkte und Möbelhäuser Bambusuntersetzer - die bestehen aus dünnen Bambusstäben. Auch für die Zubereitung von Sushi verwendet man solche kleinen Matten. Man könnte auch Essstäbchen verwenden und den nächsten Besuch im Chinarestaurant das angenehme mit dem nützlichen verbinden ;-)

Ich hoffe, das wir deinen Bericht noch etwas besser machen können als er ohnedies schon ist.

walta

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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von benzi » 09.11.2011, 18:50

ich bin nun etwas hinundher gerissen ob wir diesen thread dazu benutzen sollen über die techn. Details weiter zu diskutieren? Da ich vor habe Bambus auf meinem Yumi zu schiessen, ist die Herstellung von Bambuspfeilen für mich wieder aktueller geworden..........

Bohren hat bei mir nie geklappt, immer sind an den Nodien die Schäfte aufgesplittert........

Hat das Ausbrennen denn noch keiner ausprobiert?

Zum wiederholten Male möchte ich erwähnen, dass in Japan die Wachsschicht traditionell runter kommen!

Meine Vermutung warum dass so ist hab ich andernorts schon geäußert:

Ich denke nur dadurch, dass die Wachschicht entfernt wird, ist eine einheitliche Oberfläche zu erreichen, denn an den Nodien kann die Wachsschicht ja nicht darauf bleiben, die reine Wachsschicht ist in meinen Augen nicht identisch mit der ersten Faserschicht.

Grüße benzi
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Re: Meine ersten Bambuspfeile - ein Baubericht

Beitrag von walta » 10.11.2011, 18:28

Wenn man eine einheitliche Oberfläche will muss die Wachsschicht runter. Ich persönlich unterscheide zwischen Yumi Pfeilen und "normalen" Pfeilen. Soweit ich das bis jetzt mitgekriegt habe wird in einen Yumi Pfeil weit mehr Arbeit investiert als in andere und sie werden auch um einiges pfleglicher behandelt (sprich kein schiessen im Wald, bei Regen, gegen Ziele die mit Eisenstangen befestigt sind) - ist das richtig?

Das Ausbrennen hat der Toaster schon mal probiert, glaub ich. Es hat mir bis jetzt aber noch keiner Erklären können wozu man das eigentlich macht. Wobei es eher ein längsdurchlöchern der Nodien ist als ein ausbrennen.

Und wie du schon sagst: die Wachschicht ist nicht identisch mit der ersten Faserschicht.

walta

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