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von Taran » 21.01.2006, 11:19
Ich begradige Bambusschäfte immer in Serie.
Meine Regel: immer nur EINEN Abschnitt an EINEM Schaft bearbeiten, denn sonst drückt man beim Richten des zweiten Abschnittes den ersten eventuell wieder krumm, weil der noch warm ist.
Schaft einfetten.
Hitzequelle bereitstellen (bei mir eine Lötlampe, auf gaaaanz sanfte Flamme gestellt)
Wichtig: Pfeile noch nicht kürzen, denn sonst hat man für das Richten der Pfeilenden keinen Hebelarm!
1. Phase: Nodien richten. Immer eine Nodie, dann den nächsten Schaft. Man muss sein Pfeilbündel also 4x oder so durchgehen, bis alle Nodien halbwegs gerichtet sind. Es wird kein gerader Schaft angestrebt, sondern dass die Rohrachse in der Nodie keinen Knick mehr macht.
Warum ich mit den Nodien anfange? Manchmal gibt's eine, die lässt sich nicht gescheit richten, oder verkohlt dabei, oder der Schaft bricht beim Richten. Das soll sich bitte gleich am Anfang herausstellen!
Ich richte mit den Händen (Topflappen oder Handschuh verwenden, gefetteter Bambus ist grillheiß!!!), andere nehmen ein Richtgerät zur Hilfe (kann jemand mal ein Foto reinstellen - wir können ja gemeinsam eine Anleitung herstellen!).
Den Duft des heißen Bambus genießen.
Wozu braucht ein Reiterbogenschütze Räucherstäbchen? Ha, er kann einfach seine Pfeile heißmachen...
2 Phase: Internodialbereiche richten. Immer nur einen pro Schaft und Durchgang. Heißmachen bis zu höchstens gaaaaanz leichter Bräunung (noch nicht durchbraten, denn wir müssen den gleichen Abschnitt u.U. öfter richten, und da wird er sonst schwarz!). Restfeuchte und Wachs und Öl fangen manchmal an, kleine Bläschen zu werfen. Dann ist der Schaft richtig, auch wenn keine Verfärbung zu sehen ist. Leute mit Übung spürens in den Fingern, wann der Schaft plastisch (verformbar) wird, auch ohne diese Anzeichen.
Wichtig: nicht punktuell erhitzen, sondern den ganzen zu richtenden Abschnitt. Nodien sollen kalt bleiben, sonst verbiegt sich da wieder was. Wenn nur ein Stück des Internodialbereiches krumm ist, sich die Biegung dort konzentriert, auch nur diesen Bereich und dessen "Ränder" erhitzen.
Schaft in der Flamme stetig und gelichmäßig hin und her führen und dabei stetig und gleichmäßig hin und her drehen. Wer dabei fernsieht, produziert Holzkohle (bzw. Graskohle). KONZENTRATION!
Richten durch Drücken mit der Hand oder dem Richtholz. Bei guter, heller Beleuchtung (punktförmige Lichtquelle) den Schaft entlangpeilen, richten, 90° drehen, richten (immer nur gaaanz wenig über das gewünschte Resultat biegen, das ist nicht wie bei Holz, Bambus "schnappt" viel weniger zurück als ein gedämpfter Recurve!), weiterdrehen, richten.
Wichtig: Solange du merkst, es ist besser als vorher, sei zufrieden, leg den Schaft beiseite und nimm den nächsten. Wenn du es nicht gleich schaffst, den Abschnitt 100% gerade zu kriegen, macht das nichts. Wer den Schaft nicht verkohlt, kann ihn wieder und wieder und wieder erhitzen.
Nach einer Weile merke ich, dass ich beim Richten keine Fortschritte mehr mache. Dann unbedingt Pause machen. Es gibt einen Moment, wo die Schäfte wieder krummer werden - das liegt nicht am Bambus, sondern an dir.
Merke: Mit Gewalt geht gar nichts. (Bambus als Lehrmeister...)
Wenn Spitze und Nocke fluchten, ist das am Wichtigsten. Kleine Unebenheiten dazwischen scheinen nicht so viel auszumachen.
Zur Nockenplatzierung mach ich mal ein paar Fotos.
Botjer: Fotos haben keine Eile, du könntest mir die Fotos auch schicken und ich stell sie ein...
Wenn die Firma mitmacht und ein Hamburger sich bereit erklärt, wäre ich durchaus bereit, für die "Vorauswahl" von Schäften etwas zu zahlen. Wenn jemand fleißig ist, kann er sich bei 5 oder 10 Cent pro Schaft schon die Hobbykasse aufbessern... Auf dieser Basis sollte in Neubrunn ein reißender Absatz möglich sein.
(mit Vorbestellungen...) Und wir hätten gleich massig Material für den Workshop.
Der Rabe könnte das Material vielleicht mitnehmen?!?
Taran von Caer Dallben
... και δÌξα ÄÉ ΘεÃŽ !