historische pfeilspitzen

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Indie12
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historische pfeilspitzen

Beitrag von Indie12 » 09.03.2006, 18:01

hallooo!
sacht mal kennt ihr diese mittelalterlichen pfeilspitzen,die hinten keine hülse haben, wo man den schaft reinsteckt,sondern lange dünne spitzen,die man in den schaft reinsteckt?
wie bringt man diese spitzen an,ohne das der pfeil spaltet beim auftreffen auf holz o.ä.?
erkläre es mir, und ich werde vergessen;
zeige es mir, und ich werde es mir merken;
lass es mich tun, und ich werde verstehen!  konfuzius

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geomar
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Beitrag von geomar » 09.03.2006, 18:02

... mit einer ordentlich stabilen Wicklung
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 09.03.2006, 18:05

Das Holz muss vorne eine Wicklung bekommen! Dafür bieten sich stabile Pflanzenfasern (Hanf, Leinen) ebenso an wie Sehnen (feucht wickeln, damit sie sich im Trocknen zusammen ziehen).

Diese Spitze..

Bild

..ist mit Leinen (und Epoxi) gewickelt, und hat selbst Durchschüsse durch 1 mm Blech ohne Schaden überstanden!

Rabe

Mist, Geo' war schneller :)

horsebow
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Beitrag von horsebow » 09.03.2006, 20:55

Hallo, Indie 12!
Die Hülse, wo man den Schaft reinsteckt, heißt allgemein Tülle, die lange, dünne Spitze, die man in den Schaft reinsteckt, Schaftdorn. Schaftdornspitzen aus Eisen wurden vor allem von reiternomadischen Kulturen, aber auch von den Wikingern, verwendet. Tüllenspitzen sind typisch für das fränkische Reich. Daneben gibt es noch (selten) sogenannte Flachangelspitzen, vor allem im Germanien der Eisenzeit. Man sollte sich um korrekte Begriffe bemühen, dann weiß auch jeder, wovon man redet... ;-)

Wegen Schaftdornspitzen schau mal in meine usergalerie...

Zur "Montage" von Schaftdornspitzen: den Schaft einspannen, vorne genau zentrisch aufbohren, den Schaft umwickeln (damit er nicht reißt) und den Schaftdorn in die Bohrung treiben. Das geht am besten, wenn der Schaft aus Weichholz ist, fast auf die Größe (und Länge, wichtig!) des Schaftdorns aufgebohrt wurde und der Schaftdorn mit etwas Leim o.ä. "geschmiert" wurde. Eventuell kann man auf die Pfeilspitze einen Weichholzklotz aufsetzen und den Dorn mit einigen Hammerschlägen in den Schaft treiben. Bei Blattspitzen sollte die Spitze in der gleichen Ebene wie die Nocke liegen, also bei eingenocktem Pfeil sollte die Klinge der Spitze senkrecht stehen. Dann warten, bis sich das ganze "gesetzt" hat, und anschließend eine neue, stramme Wicklung um den Schaft legen (auf Leim, mit Lack oder Epoxy versiegelt).

Gruß, horsebow
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geomar
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RE:

Beitrag von geomar » 09.03.2006, 21:23

Original geschrieben von ravenheart
...
Mist, Geo' war schneller :)


...dafür war deiner - mal wieder - mit Bild! :knuddel
"I wish, I´d more nice things to say - but I was born not to lie" (Ben Cooper aka Radical Face)

Broken Arrow
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Spitzen

Beitrag von Broken Arrow » 09.03.2006, 21:31

Hi

Diese Spitzen sind mit einer solchen Flachangel eingesetzt. Bild

Hierbei handelt es sich um einen Arrmbrustbolzen aber beim normalen Pfeil isses genauso wie oben beschrieben.

Ich halte die "Zungenvariante" für die einfachere wenn man Spitzen selbst herstellt.

BA
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RE: Spitzen

Beitrag von Bard » 09.03.2006, 22:03

Original geschrieben von Broken Arrow



Ich halte die "Zungenvariante" für die einfachere wenn man Spitzen selbst herstellt.

BA


Als jemand der sowohl Tüllenspitzen als auch Flachangelspitzen schon geschmiedet hat kann ich BA nur recht geben. Die Flachangel lässt sich leicht mit Bügelsäge und Feile herstellen für ne Tülle braucht man a) mehr Werkzeug b) mehr Zeit und c) mehr Erfahrung. Mit Schaftdornspitzen hab ich mich noch nicht praktisch befasst aber die sollten ähnlich den Flachangeln herzustellen sein. wenns nicht "A" sein muss würd sich natürlich ne Drehbank anbieten, geht aber auch mit Handwerkzeugen( Siehe "Rabenbodkin")

MfG Bard
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Beitrag von Uli » 10.03.2006, 10:54

Ein gedrehter oder gefeilter Schaftdorn bricht sehr schnell, weil das Metallgefüge zerstört wird und am Ansatz hohe Kerbspannungen auftreten. Ein geschmiedeter Schaftdorn ist weitaus haltbarer.

Uli
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Beitrag von Juergen Becht » 10.03.2006, 12:01

Ein gedrehter oder gefeilter Schaftdorn bricht sehr schnell, weil das Metallgefüge zerstört wird und am Ansatz hohe Kerbspannungen auftreten.


Aber nur, wenn man den Übergang scharfkantig dreht.
Wird der Übergang mit einem Radius gefertigt, ist die Kerbwirkung reduziert.
Wenn man anstatt dem Radius eine Fase anbringt, und die Bohrung entsprechend anfast, hat man sogar noch eine grössere Auflagefläche.

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Beitrag von Bard » 10.03.2006, 12:27

Wenn die Grössenverhältnisse Stimmen bricht selbst bei scharfkantigem Drehen eher der Pfeilschaft als der Schäftungsdorn der Spitze.Natürlich lässt sich da durchs Schmieden noch ein Extra anm Festigkeit herausholen aber das sollte im Alltagsgebrauch gar nicht nötig sein wenn Länge und Dicke des Dorns stimmen und er richtig gewickelt wurde.


MfG Bard
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Beitrag von horsebow » 13.03.2006, 20:50

Bedenkt dabei aber, daß bei den meisten (früh-)mittelalterlichen Schaftdornspitzen der Dorn keinen runden, sondern einen quadratischen Querschnitt hatte ... weil das leichter zu schmieden ist? Oder weil sich die Spitze im Schaft dann nicht so leicht verdreht?

Gruß, horsebow
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