reiterbogen selberbauen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
silvio
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Beitrag von silvio » 14.02.2003, 12:18

habe schon 3 bögen (flach/langbögen) gebaut und würde jetzt gern mal einen reiterbogen probieren. hat das schon wer gemacht? vor allem, welches - vielleicht sogar einheimische - holz eignet sich für den mittelteil der wurfarme?  

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kra
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Beitrag von kra » 14.02.2003, 12:24

Hallo,

ich habs noch nicht gemacht, bin aber auch dran. Icxh werde als "Holz" für den Mittenteil Bambus verwenden, allerdings wird vermutlich auch Ahorn eine gute Wahl sein, da in dieser Zone keine extremen Zug- und Druckkräfte auftreten.

Eine Frage von mir: woher hast du Horn für den Bauch? Ich bin am Suchen und noch nicht richtig fündig geworden.

Gruss, Axel
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Beitrag von Jonathan » 14.02.2003, 13:19

Also, erstmal, ganz so einfach ist das nicht. Ich hab auch grad so ein Projekt am laufen, und zuerst hab ich mir das auch nicht so schwer vorgestellt, wie's eigendlich ist. Für den Griff werde ich warscheinlich ein Hartholz nehmen, welches dann auf dem Rücken aufgeleimt wird(JA, AUF DEM RÜCKEN!). Die Trägerschicht mach ich aus hochwertigem Bambus. Dann werden auf dem Bauch Hornstreifen aufgeleimt, diese sind dazu da, den enormen Druck aufzunehmen. Dazu nehm ich vermutlich Gemsbockhorn, es ist am einfachsten zu verarbeiten.
An den Enden werden die Siyah's aufgesetzt, auch eine enorme Arbeit.
Aber das Schlimmste(und teuerste) kommt noch: Wer Horn benutzt, muss auch Sehnenbelag benutzen. Ansonsten würde der Bogen garantiert brechen. Also, noch eine 3-fache Schicht sehnenbelag drauf, das sind ungefähr 180 Std reine Arbeitszeit.
So, und um gut auf den RB vorbereitet zu sein, bau ich erst mal einen Schichtverleimten Bambusrecurve für einen Freund, und vielleicht noch erstmal so eine Art Skythischer Reiterbogen, der ist relativ leicht zu bauen.
Bei Sehnenbelag kann ich mir nicht leisten, damit rumzuprobieren, das muss also auf Anhieb klappen. Und dann kauf ich mir auch noch ein paar Videos, die vom RB bau handeln. so, und hier jetzt die Kostenzusammenstellung:

Bambus:           20Euro
Horn:                50Euro
Sehnenbelag      60Euro
Griff und Siyah's 16Euro
Irgend ein Schleimiges Epoxydharz 30Euro
Hautleim            5Euro


Ihr seht, so billig wird das nicht.
Aber jetzt lasst den Mut nicht sinken:
Ihr könnt einen Skythischen bauen, der wie schon erwähnt, einfacher zu bauen ist, und auch mit normalen Materialien, wie z.b. Bambus und Ahorn.
Ansonsten schaut euch mal meine Private Userpage an, da sind meine aktuellen Pläne zum Reiterbogen.
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Beitrag von kra » 14.02.2003, 14:23

Hallo Jonathan,

die Kosten hast du ja schön aufgeführt, aber wofür willst den Epoxy nehmen. Entweder Hautleim oder Epoxy...
Die Kosten für Horn und Bambus scheinen mir etwas niedrig zu sein :-(, der für das Holz zu hoch. Du hast dann noch die Knochenstreifen an der Stossfläche der Hornstreifen vergessen, das Horn kann sonst dort splitter.

180 Stunden reine Arbeitszeit für den Sehnenbelag scheint mir etwas hoch gegriffen, selbst wenn das Zerfasern da drin sein sollte. Was du nicht geschildert hast, was aber einen enormen Einfluss auf das Ergebnis hat ist die Trockenzeit, die sich bis zu 1 Jahr addieren kann, abhängig von der Anzahl der  Sehnenbeläge.
Das das Einspleissen der Siyahs (nicht das aufsetzen) ist zwar 'ne Arbeit, aber auch nicht so fürchterlich als das man es nicht mit Geduld und gesundem Menschenverstand machen kann. Sauberes Arbeiten mit Holz ist das gefragt.

Als Vorübung mit Sehnenbelag schlage ich dir vor, es mit Rohhaut zu versuchen. Da lässt sich die technik des Klebens mit Hautleim gut üben. Und besorge dir das Buch Trad.Bowyers Bible (Bd ?, habs gerade nicht zur Hand), da steht auch einiges über das Kleben und Recurve/Reiterbögen drin. Ansonsten emopfehle ich dir www.atarn.org.

Gruss, Axel
5x Selfbögen,2x Babus backed, 3x rein Bambus.., du siehst, an Mut mangelt es nicht ;-))
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Beitrag von Jonathan » 14.02.2003, 14:39

Also, Epoxydschleim für profilverleimungen, oder willst du auch die mit Hautleim machen???
Hautleim für den Sehnenbelag.

Das mit dem horn kommt nach meinen informationen ungefähr hin, und am Siyah ist ja noch ein bisschen mehr als nur Holz dran, z.b. Hornplättchen etc.
Zum sehnenbelag: das ist ja ein drei bis Vierfacher, der dauert schon so lange, Zerfaserungszeit einberechnet, und die Siyahs sind auch mit Sehnen belegt (teilweise)
Zur trocknungszeit: naja, alles kann ich ja nicht auflisten, aber du hast recht, da ist die Zeit ein wichtiger faktor. ich dachte daran, nach jedem Sehnenbelag das Ding für ein paar Stunden bei 60 grad in die Sauna zu stellen (nicht unsre), aber lange trocknen muss es natürlich trotzdem noch...
Siyahs: einspleissen? Warum denn einspleissen? Ich wollte die Dinger aufsetzten...
Hautleim: Naja, das ist nicht mein problem, das problem ist, das das zu teuer ist :-)
Die Seite kenn ich schon, und Bowyersbible gibts leider nur auf englisch, kann ich zwar einigermassen, aber nicht gut genug. Ausserdem zu teuer.
Ich würd aber echt erst mal empfehlen, einen Skythischen zu bauen, das ist wesentlich einfacher.

Tschau Jonathan
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Beitrag von kra » 14.02.2003, 15:16

Hallo Jonathan,

wenn ich schon versuche einen Hornbogen naturgetreu nachzubauen werde ich doch kein Epoxy nehmen ;-).

Das  mit dem Trocknen in der Sauna würde ich ohne einen erfolgreichen Test nicht mit dem Bogen machen. Die Gefahr, das da was schief geht (Klebunbg platzt ab, holz trocknet zu stark und schrumpft, Risse...) wäre mir zu gross. Immerhin sind hier 4 verschiedene Materialien beteiligt (Holz, Horn Sehne, Knochen) die sicherlich nicht denselben Ausdehnungskoeffizienten haben.

Zum Skythischen, was ist daran das einfachere? Ich bin mit den unterschiedlichen Bogen-Arten nicht so beschlagen, mir scheint er aber, wenn ich bei Grozer sehe, einer der kürzeren zu sein, was auf eine eher höhere Belastung des Materials und damit Anforderung an die Verarbeitung schliessen lässt.

Gruss, Axel
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Beitrag von kra » 14.02.2003, 15:19

@Jonathan,

die TBB würde ich aber trotz des Preises (ein Band nach dem anderen) in Betracht ziehen. Wenn du mit dem Englisch auf atarn.org zurecht kommst, reicht es auch für die TBB.
Den Preis sind die Bücher allemal (mehrfach) Wert.

Gruss, Axel
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Beitrag von silvio » 14.02.2003, 16:07

an horn habe ich eigentlich gar nicht gedacht. soll nur ein ganz einfacher reiterbogen werden, eher so eine mischung aus recurve und syrer - griff und siyah aus hartholz, gerade wurfarme mit backing, die teile mit wickelung und epoxy aneinander befestigt-fertig. die extreme biegung professioneller RB ist noch nicht beabsichtigt.

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Beitrag von Steffen » 14.02.2003, 17:14

Ich kann eventuell demnächst an Wasserbüffelhorn zu einem annehmbare Preis kommen. Wenn jemand Interesse hat kann er mir ne mail schreiben, ich werde mich dann melden.
Ausserdem könnte ich Hörner vom Highlandrind besorgen.

Mailt mir bei Interesse einfach.

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Beitrag von Steffen » 14.02.2003, 17:34

Ein Reiterbogen ohne Sehne ist noch denkbar, ein Hornfacing muss aber wegen der extremen Biegung schon sein!

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Beitrag von kra » 14.02.2003, 20:12

@silvio,
welches Zuggewixht strebst du denn an bzw. welches Zuggewicht hat dein jetziger Bogen? Wenns nicht zu hoch ist, sollte es ohne Sehne und vielleicht auch ohne Hornbauch gehen.
Die Regel hierfür lautet: sorge dafür, das sich möglichst viel Material biegt!, also der Stress möglichst gut verteilt wird.
Also: breite Wurfarme, evtl auch etwas länger machen, die Siyas kurz halten, den Querschnitt der WA möglichst rechteckig.

Bei Reiterbogen ist das problem, das durch die kurze Bauform und die langen Siyas wenig Wurfarm zum biegen übrig bleibt.
Wie fast alles im Leben gilt es hier Kompromisse zu machen

Gruss, Axel
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Beitrag von kra » 14.02.2003, 23:21

Ohne Backing und Facing bleibt dir nicht viel anderes übrig, als eine statischen Recurve zu bauen - Nach so vielen Kompromissen ist einfach kein Reiterbogen mehr übrig, würde ich jetzt mal so ganz grob sagen, irgendwie, ein Stück weit, nicht wahr?
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Beitrag von kra » 15.02.2003, 21:15

@stephan,
nun, der reiterbogen ist ja eigentlich eine Untergruppe der Statischen Recurves (die Siyas biegen sich nun mal einfach nicht). Von daher gebe ich dir (und du implizit mir auch ;-) ) recht.
Die Diskussion ist da ein wenig akademisch (so wie die Übergänge fliessend..).

Aber man soll die Federkraft von getempertem Bambus nicht unterschätzen. Ich habe 2 Bögen, einen mit und einen ohne getempertem Bambus auf der Bauchseite. Der getemperte springt nach dem Entspannen sofort in die Ausgangslage zurück, der "normale" Bambus kommt innerhalb ein paar Minuten in die Ausgangslage. Das mit einem stabilen Backing versehen sollte einen brauchbaren, nicht zu langen Bogen ermöglichen.

Aber im Prinzip gebe ich dir auch wieder Recht, beim Reiterbogen stellt man sich immer etwas _ziemlich_ kurzes vor, und das lässt sich nun mal nur? mit Sehne und Horn erreichen.

Aber das was silvio möchte sollte sich auch ohne Horn und Sehnen (und ohne Glas) erreichen lassen. Evtl über das Bambusbacking noch eine Rohhaut zur Sicherheit, wenns denn "traditionell" bleiben soll. Einen Stringfollow muss man da halt einplanen.

Gruss, Axel
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Beitrag von kra » 15.02.2003, 21:18

@kra:
Einige der Mogolischen Bögen sind aber auch ganz schön lang (mit Siyahs): Bis zu 68" !
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Beitrag von Jonathan » 15.02.2003, 22:16

Achtung: Ein Bogen mit Horn am Bauch braucht unbedingt ein Backing aus Sehnen, bzw aus Leinen oder ähnlichem! das Horn ist so druckresistent, das auf dem rücken so gigantische Zugkräfte auftreten, das nur ein einfaches Holzbacking das nicht aushält.
Der Skythische ist einfacher zu bauen, da du die Recurves einfach eindämpfst, nicht aufsetzt. so einen aufsetztbaren Siyah zu bauen ist teoretisch leicht, aber praktisch ganz schön schwer.

@kra: kannst du mir mal verraten, wie man Bambus tempert? das würd ich gern mal machen

Und in der Sauna schraub ichs dann halt nur auf 40 Grad, ich hab schon oft gehört, das man das mit Sehnenbackings machen soll.
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