Kompositbogen, Auszugsdiagramme und Leistung

[Ralph]

Aufgrund der Diskussion zu Wirkungsgrad, Auszugsdiagramm sowie Geschwindigkeiten des Kompositbogens von Wen Chi war die Frage nach vergleichbaren Werten bzw. Diagrammen von "Nicht-HSK-Mandschu-Bögen" aufgekommen.

Einige Werte befinden sich hier:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=5&t=17319&start=60#p467639

Angesichts derer Ähnlichkeit mit denen des besagten Komposits scheint es geboten, die vorangegangenen Argumente zu Wirkungsgraden etc. ggf. noch einmal zu überdenken. Ich selbst habe mittlerweile Zweifel, ob die bei Dekkers Mandschubogen ermittelte Geschwindigkeit wirklich so unrealistisch ist.

Ob man die in dem obigen Link eingestellte Kurve nebst Werten ggf. in diesen Thread über Kompositbögen kopieren sollte, mögen andere entscheiden.

Ralph

[mbf]

Nochmal kurz als Einschub: ich möchte niemandem die Kompetenz absprechen. Ich möchte nur darauf hinarbeiten, dass solide unterfütterte Daten vorliegen, die eine kritische Beurteilung zulassen.

Ich möchte deshalb noch einmal auf die Sensibilität der Geschwindigkeitsmessung hinweisen. Bleiben wir beim "98-%-Bogen".
Mit den Daten 1230-gr-Pfeil und Epot = 137,8 J erhält man folgende Abhängigkeit des Wirkungsgrades von der Pfeilgeschwindigkeit:

Code: Alles auswählen

189 feet/s ->  96 %
190 feet/s ->  97 %
191 feet/s ->  98 % (dieser Wert wird hier diskutiert)
192 feet/s ->  99 %
193 feet/s -> 100 %

Man sieht, dass bereits kleine Abweichungen (ein minimales Schwanken der letzten signifikanten Stelle) zu großen Effekten führen können.

Auszüge aus der Anleitung des Shooting Chrony:

Jeder Shooting Chrony misst die Geschwindigkeit von Patronen, Pfeilen, Schrotkugeln, Luftgewehrkugeln, sog. Paintballs usw. in einem Bereich von 30 FPS bis 7000 FPS (Fuß pro Sekunde) mit einer Genauigkeit von über 99,5%.

Setzen wir mal die 99,5 % an und glauben wir diesen Herstellerangaben. Das heißt, wir haben eine zulässige Abweichung von maximal 0,5 %. 0,5 % sind bei 191 feet /s bereits 1 feet/s. Man beachte obige Tabelle.
Diese 0,5 % sind bei optimalen Bedingungen anzusetzen. Es ist bekannt, dass die Chronys mitunter empfindlich auf Lichtverhältnisse reagieren.

PFEIL UND BOGEN: Der Abstand vom Bogen zum Chrony® muss mindestens eine Pfeillänge betragen. Pfeile mit stumpfen oder flachen Spitzen ergeben eine präzisere Geschwindigkeitsmessung.

Es ist leider nicht quantifiziert, inwieweit dies eine Rolle spielt. Trotzdem: es kommt auf jedes feet/s an und hier sollte jede Fehlerquelle ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden.

Man braucht mindestens zehn (10) Schuss, um einen zuverlässigen Durchschnittswert und eine zuverlässige Standardabweichung errechnen zu können. Weniger Schüsse (z.B. 3 oder 5) werden als "kleine Proben" bezeichnet und gelten bei der Berechnung von Variablen als unzuverlässig.

Dies sollte auch dann berücksichtigt werden, wenn nicht die eingebaute Statisktik bemüht wird. Neben dem Mittelwert ist auch die Standardabweichung anzugeben, um die Konstanz und somit die Güte der Messungen bewerten zu können. Denn auch die Qualität des Schützen und seiner Ausrüstung (Konstanz Auszug, Ablass, Bogenhand, Tab/Handschuh/Daumenring...) ist mit einzubeziehen.

[benzi]

danke! sehr aufschlussreich!!!

Grüße benzi

[mbf]

Danke. Ich war auch überrascht, als diese Zahlen so auftauchten. Der Vollständigkeit halber habe ich mein EXCEL-sheet drangehängt, damit jeder mal selbst spielen kann. Das ist nix Großes (1/2 m v^2 eben), das geht auch auf einem Blatt Papier, aber damit es jeder nachvollziehen kann.

Und noch eines: wenn per Handablass geschossen wird, so ist es durchaus möglich, durch eine geeignete Technik noch etwas mehr aus dem Bogen herauszuholen. Es muss also ausgeschlossen werden, dass z.B. mit Bogenhand und -arm noch gearbeitet wird, was dem Pfeil "einen Zacken mehr draufgibt". Das wird dann schwer, wenn es dem normalen Schießstil des Schützen widerspricht.

Je mehr man drüber nachdenkt, desto mehr schwieriger wird diese einfache Geschwindigkeitsmessung.

[grumpf]

Dieser Artikel The Statics of the Traditional Hungarian Composite Reflex Bow gibt ein paar interessante Einblicke in die Auszugskurven (ungarischer) Kompositbögen. Insbesodere wie sich Änderungen in der Geometrie auf die Auszugskurven auswirken (siehe u.a. Abbildung 7).

Viele Grüße

Jens

P.S: Falls der Link nur von Rechnern geht die Zugriff aus wissenschaftliche Zeitschriften haben, ist hier der Name des Artikels:

The Statics of the Traditional Hungarian Composite Reflex Bow
von
Sándor Horváth, Géza Körtvélyesi, László Legeza
Bánki Donát Faculty of Mechanical Engineering, Budapest Tech
Népszínház u. 8, H-1081 Budapest, Hungary
horvath.sandor@bgk.bmf.hu
in
Acta Polytechnica Hungarica Vol. 3, No. 2, 2006

[benzi]

danke!
so sollte der link gehen:

http://www.uni-obuda.hu/journal/Horvath_Kortvelyesi_Legeza_6.pdf

Grüße benzi

[grumpf]

So der Link sollte jetzt auch oben gehen, weil leider ein Zeilenwechsel im BBC-Code. Jetzt könnte es nur noch IP-Beschränkungen geben.

VG Jens

[muckefuck]

hier dann noch ein weiterer 53" KTB (nomade) im Vergleich mit dem Kaya KTB 52" Xl bzw. Windfighter 50"

http://aixbow.de/shop/images/diagramme/ ... ighter.pdf

Gruß

Jörg

[Sateless]

Seit wann hat der Horn und Sehne verbaut, Jörg?

[muckefuck]

Kompost ist er etwa im Jahr 2035, schätze ich.

Horn und Sehne hat der natürlich nicht.
Aber da weiter vorne extra die Daten der KTB und Windfighter bei mir angefragt wurden (auch die haben kein Horn oder Sehne) deshalb dachte ich mir, die eines anderen Modells sind evtl auch interessant (zumal es sich bei weitern Auszugslängen noch weicher ziehen lässt als der Kaya KTB)
Wenn es dich nicht interessiert, dann einfach ignorieren.

Gruß

Jörg

[benzi]

danke Jörg!

die Kurven sind im Vergleich zu den Kompositbogen allemal interessant1

liebe Grüße benzi

[Sateless]

hehe, alles klar