Kompositbogen bauen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Snake-Jo
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Snake-Jo » 11.03.2009, 13:56

@Daniel: Materialien erhalten, Beilage auch, danke!  ;)

Ich gebe die Ergebnisse mal hier ein, dann haben die anderen Kompositbogenbauer durch deine Mühen auch was davon.

Sehnenmaterial:
Ich konnte von deinen Strängen  mit Mühe 2 Stränge zerreißen. Insgesamt  ist das Sehnenmaterial aber völlig in Ordnung, auch von der Zerfaserung her.

Horn:
Das Horn zeigt zum einen quer laufende Strukturen (was nicht sein darf) und ist zum anderen auch spröde. Diese Bereiche muss man meiden oder aber in das äußerste Ende des Wurfarms packen. Horn ist ja als Material verklebtes Haar, welches lang und parallel zum Wurfarm laufen muss.

Holz:
Das Holz ist zu spröde, wahrscheinlich zu trocken.

Verklebung Holz/ Horn:
Klasse! Sieht gut aus mit den Rillen, nichts zu meckern!

Verklebung Sehnenmaterial:
Zu spröde. Wahrscheinlich zuviel Leim dazwischen. Die einzelnen ehnenbündel müssen nach dem Tunken in den heißen Leim zwischen den Fingern sorgsam ausgequetscht werden und wenn die Schicht fertig ist: Heißluftfön, alles erwärmen und mit dem nassen Finger den Überschuss zu den Enden wegstreichen, dabei kräftig andrücken.

Fazit: Holz ist kollabiert, Horn wurde zersprengt und die Sehnenschicht brach wie Zwieback.
Nachdem nun alles geklärt ist, möchte ich einen perfekten Bogen sehen!  ;D

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skerm
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 11.03.2009, 14:19

Vielen Dank für's Testen!

Snake-Jo hat geschrieben:Das Horn zeigt zum einen quer laufende Strukturen (was nicht sein darf) und ist zum anderen auch spröde. Diese Bereiche muss man meiden oder aber in das äußerste Ende des Wurfarms packen. Horn ist ja als Material verklebtes Haar, welches lang und parallel zum Wurfarm laufen muss.


Sag das dem Wasserbüffel! :D
Ich hab zwar noch Wasserbüffelhorn, aber ich werd diesmal erst das Horn der Hochlandrinder verwenden.

Das Holz ist zu spröde, wahrscheinlich zu trocken.


Hickory zu trocken? Das hätte ich mir nicht gedacht! Ok.. hmm.. ich hab noch einen Streifen, der sicher gleich trocken ist. Der wird dann wohl in die Wohnung umziehen müssen.

Fazit: Holz ist kollabiert, Horn wurde zersprengt und die Sehnenschicht brach wie Zwieback.
Nachdem nun alles geklärt ist, möchte ich einen perfekten Bogen sehen!  ;D


Klingt nach guter Teamarbeit der Materialien.

Aye, aye, nächster Bogen wird gebaut!

Gruß,
Daniel

Charles
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Charles » 12.03.2009, 19:31

Hallo Skerm,

willkommen im Club der brechenden Kompositbögen  ;D

Genau, Du hast die richtige Einstellung, auf geht´s zum nächsten Bogen!

Die Expertise von Snake-Jo ist sehr treffend, dem ist nichts hinzufügen!

Als ich eben die Fotos von den Bruchstücken gesehen hab, als erstes ist mir das Horn aufgefallen, die Maserung ist leider nicht ideal. Hast Du die Hornstreifen vom Dick? Seit drei Jahren fahre ich jedes Jahr zu denen hin und schau mir die Hornstreifen im Lager an. Von 50 Streifen sind drei bis vier Streifen mit ach und krach noch verwendbar, der Rest verläuft die Maserung nach irgendwo. Die Inder schneiden die Streifen so, daß möglichst viele rauskommen dabei aus einem Horn.


Charles
Freundschaft zwischen zwei Menschen beruht auf der Geduld des einen
*ind. Sprichwort*

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Heidjer
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Heidjer » 13.03.2009, 01:46

Ich habe vom Kompositbogenbau keine Ahnung!
Aber ein paar Videos gesehen die Zeigen wie es geht:
Bögen:
http://www.youtube.com/watch?v=E3cjk3-AHcI
http://www.youtube.com/watch?v=1t_31Bxn7vQ
Pfeilbau:
http://www.youtube.com/watch?v=93EoM77bCVc

Ich verstehe kein Wort, finde das Sehne kleben oder das Aufspannen aber sehenswert! ;)

Gruß Dirk
Zuletzt geändert von Heidjer am 13.03.2009, 08:38, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 13.03.2009, 08:31

Danke, Charles!

Das Horn hab ich von Highland Horn Ltd., sah so aus:

Bild

Das Horn war ziemlich dick und außen rissig. Die Risse waren aber nur oberflächlich. Sie waren bei 7mm Dicke schon verschwunden. Dieses Horn habe ich 3 mal gekocht.
Mal schauen, wie die neuen Hörner sein werden. Die habe ich übrigens von der Fleischhauerei Tasch in Stein an der Enns, falls du da mal vorbei schauen möchtest.

Dirk, danke für die Links!

Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 20.03.2009, 15:40

kra hat geschrieben:;D ;D ;D ;D Als ich gestern Heim kam, war das Buch da  ;D ;D ;D ;D

Freut euch drauf!  ;D


Es ist da! Es ist da! Es ist da!  :) ;D

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 21.05.2009, 10:13

So...

Bild
Bild

Das Design ist gleich wie das des ersten gescheiterten Versuchs. Allerdings ist der Kern aus einem dünneren Hickorystreifen mit etwas mehr als 3mm Dicke. Dementsprechend war für das Aufspannen wesentlich weniger Kraft nötig. Mangels Erfahrung kann ich es nicht einschätzen, aber der Sehnenspannung nach wird das Zuggewicht vermutlich noch akzeptabel sein. Die Nerven strapaziert die Prozedur auf jeden Fall trotzdem.

Ich schätze, daß mir das Sehnenbacking diesmal besser gelungen ist. Es gab kein Knacken beim Aufspannen und es sind nur ein paar kleine Querrisse zu erkennen. Es sind ca. 50 Gramm Sehne (fertig ausgekämmt gewogen) draufgekommen. Die Menge des verwendeten Hautleims habe ich nicht gemessen.

Vermutlich hatte ich beim ersten Versuch Glück, daß alles schön im Lot war. Diesmal ist der Verlauf der Sehne nicht perfekt und die Siyahs brauchen noch Verbesserungen. Im Moment ist da nur eine Führungrille für das Aufspannen, aber da muss ich noch was machen. So bleibt die Sehne beim Zurückgehen aus dem Auszug nämlich garantiert nicht in der Spur. Ich freue mich über jeden Ratschlag!

Bild

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Commerz » 21.05.2009, 10:38

Juhu endlich geht es weiter.
Hättest ruhig schonmal ein paar neue Bilder von der Herstellung einstellen können ;)
Also ich finde der Reflex ist doch schon größer wie beim 1. Versuch. Aber wenn Du das sagst das das Design gleich ist das ist das so, bist ja näher dran.
Würdest Du freundlicherweise mal ein paar Maße angeben?(Siyhalänge, Griffänge, WA-breite usw.)
Gerne auch per PM.

Hab mir bei dem Bild im Vollauszug und ohne Horn nämlich deinen Pfeil als Maßstab genommen (einfach mal 31" genommen) und dann den Rest umgerechnet was das ungefähr in cm sei müsste ::)
Hab noch nie einen Reiterbogen in echt gesehen. Kenne die nur aus Büchern und dem I-net :-[
Finde diese Bögen aber hoch interessant.
Weiter so Skerm  *hier könnte ein Applaus Smilie stehen*
Gruß --Commerz

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von kra » 21.05.2009, 11:29

In der neuen TB ist ein Artrikel (erster Teil) über einen Kompositbogenbau mit Micha Wolf bei Dick.
Habs erst überflogen, scheinen aber, von einigen (gröberen) Ungenauigkeiten abgesehen, brauchbare Infos drin zu sein.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 21.05.2009, 11:40

Mit Design meinte ich die Form und den Aufbau, nicht die Maße. Wird wohl etwas mehr Reflex sein. Der Siyahwinkel ist auch größer. Die Länge beträgt über den Rücken gemessen 130cm. Die Länge der Siyahs beträgt 14 cm. Der Griff ist ca. 11cm lang, die Übergänge von Griff zu Wurfarm 7,5cm. Die Breite verringert sich von 3,5 auf 2,2 cm.

Der Bauch ist diesmal aus Horn eines Hochlandrinds. Soweit finde ich das um Welten besser als das Büffelhorn. Es wurde durch kochen schön flexibel und ließ sich gut flach drücken. Das war auch wichtig, da die Hörner im Vergleich zu Wasserbüffelhörnern kurz sind. Die verwertbare Länge betrug bei den beiden 40cm. Deshalb läuft das Horn bei der Hälfte des Übergangs zum Knie aus. Das Horn war kaum dicker als 5mm, das spart auch einiges an Arbeit im Vergleich zu den 15mm der Wasserbüffelhörner.

@kra: Muss mich outen, ich hab keine Ahnung.. wo kann ich das Magazin bestellen?

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von kra » 21.05.2009, 12:52

“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 21.05.2009, 17:40

Oh, ja, danke!

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von skerm » 21.05.2009, 20:04

Beim ersten Aufspannen zeigte sich, daß der rechte Wurfarm stärker als der linke war. Wenn man den Bogen frei lässt, führt das dazu, daß sich der stärkere Wurfarm gerader richtet und dabei den schwächeren immer weiter biegt. Man kann über mehrere Sekunden beobachten, wie der schwächere Wurfarm immer mehr gebogen wird. In meinem Fall war der Unterschied nicht so stark, es hat genügt, den rechten Wurfarm ein wenig zu erwärmen und zu warten.

Am Nachmittag hatte ich den Bogen im Wohnzimmer, während ich unterwegs war. Vielleicht hat dabei der rechte Wurfarm Sonne abbekommen. So oder so, aus irgendeinem Grund war beim erneuten Aufspannen dann der linke Wurfarm aufeinmal stärker. Dabei hätte eigentlich der griffnahe Bereich im rechten Wurfarm etwas Arbeit benötigt:

Bild

Wie man sieht ist er dort steifer als an der entsprechenden Stelle im linken Wurfarm. Biegt sich natürlich bei etwas Auszug auch anders:

Bild

Dann hat sich das Horn an einem Wurfarmende als Spielverderber für die nächsten Tage gezeigt:

Bild

Ich werde den Span mit Epoxy ankleben und danach zur Sicherheit drüberwickeln. Hoffentlich macht das Horn sonst keine weiteren Probleme.

Gruß,
Daniel

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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von Faltenhemd rigoros » 22.05.2009, 07:27

schön, dass du weiter machst, skerm!
viel erfolg und gute nerven.

lg, falti
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acker
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Re: Kompositbogen bauen

Beitrag von acker » 22.05.2009, 08:45

Morgen,
Dito!
Der sch.... Span  >:(       
Wird ein toller Bogen werden!

Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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